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Dietmar Koszewski - Vom Hürdenwald zur Tauchbasis

Der frühere Hürdensprinter Dietmar Koszewski ist Diplomphysiker, Diplomingenieur für Luft-und Raumfahrttechnik und außerdem Diplomsportwissenschaftler. Seit 2002 arbeitet der frühere EM-Dritte dort, wo andere Urlaub machen: in Port Safaga in Ägypten. Er ist Miteigentümer einer Tauchbasis.
Peter Grau

Dietmar Koszewski ist schon in seiner Kindheit sportlich aktiv gewesen - und probierte sich vielseitig aus, bis er beim Hürdensprint landete. Wie viele Jungs spielte er zuerst Fußball, fand aber nur wenig Gefallen daran. Schon mehr Spaß machte ihm Judo, wo er es bis zum blauen Gürtel brachte. Nur braun und schwarz fehlten noch. Er probierte auch Vollkontakt-Karate, schnupperte ins Turnen hinein und kam dann zur Leichtathletik, zum SC Charlottenburg.

Dort fühlte er sich beim Mehrkampf in einer großen Gruppe unter Trainer „Robbi“ Kruse sehr wohl, gewann auch seinen ersten Deutschen Jugend-Meistertitel. Weniger Glück hatte der damalige U20-Athlet 1986 bei den Juniorenweltmeisterschaften in Athen (Griechenland), als er den Zehnkampf wegen eines Muskelrisses im Weitsprung aufgeben musste. Die Verletzungen häuften sich, außerdem flogen die Wurfgeräte nicht weit genug, um weiter auf den Mehrkampf zu setzen.  

Wechsel zum Hürdensprint

So folgte die Spezialisierung auf die Schokoladendisziplin, den Hürdensprint. "Hürdenlauf ist technisch sehr anspruchsvoll, verlangt nicht nur Maximalkraft und Schnelligkeit, sondern auch koordinative Fähigkeiten, Technik und ein allgemeines Bewegungsverständnis", sagte er 1994 in einem Interview in der Zeitschrift "Leichtathletik".

Dietmar Koszewski wechselte damals nicht nur die Disziplin, sondern auch den Trainer. Von nun an betreute ihn in Berlin Frank Hensel, der heutige Generaldirektor des DLV - mit Erfolg.

1988 wurde Dietmar Koszewski Zweiter bei den Deutschen Meisterschaften in Frankfurt, erreichte mehrmals die Norm für die Olympischen Spiele. Warum er nicht nach Seoul (Südkorea) mitgenommen wurde, weiß er bis heute nicht. Es war für ihn eine große Enttäuschung, aber trotzdem dachte er nicht ans Aufhören. Und bald ging es im neu gegründeten LAC Halensee Berlin wieder voran.

Erster Deutscher Meistertitel

1989 holte er sich den ersten nationalen Titel bei den Männern, bezwang dabei erstmals den ein Jahr jüngeren Florian Schwarthoff. "Ich war vorher immer Zweiter, hatte mich zeitweise schon damit abgefunden. Aber jeder möchte gewinnen. Doch trotz unserer Konkurrenz verstanden wir beide uns sehr gut, haben viel miteinander erlebt und diese Freundschaft hat sich bis in die heutige Zeit erhalten."

Auch international stellten sich Erfolge ein. Der erste Große schon im Jahr 1990: Nach Platz vier bei der Hallen-EM in Glasgow (Großbritannien; 7,63 sec) gab es unerwartet Bronze (13,50 sec) bei den Freiluft-Europameisterschaften in Split (Kroatien). 1991 folgte bei der WM in Tokio (Japan) ein Rückschlag, als schon im Vorlauf Schluss war. Bei den Olympischen Spielen in Barcelona (Spanien) ging es bis ins Halbfinale.

Bei der WM in Stuttgart geht´s ins Finale

Das Jahr 1993 wurde wieder ein sehr erfolgreiches. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Sindelfingen gab es in Bestzeit (7,55 sec) Gold, zeitgleich mit Florian Schwarthoff. Und auch der Titelgewinn bei der DM im Freien in Duisburg war Dietmar Koszewski nicht zu nehmen.

Der Sieg (13,48 sec) bei der Universiade in Buffalo (USA) stärkte das Selbstvertrauen weiter. Bei der Heim-WM in Stuttgart gelang der Einzug ins Finale. Im Endlauf blieb der damals amtierende Deutsche Meister dann nicht fehlerfrei, aber für seinen siebten Rang (13,60 sec) konnte er sich gemeinsam mit Schwarthoff, der Fünfter wurde (13,27 sec), vom begeisterten Publikum auf einer Ehrenrunde feiern lassen.

Physik, Raumfahrt und Sport - drei Abschlüsse

Danach rückte die berufliche Ausbildung mehr in den Mittelpunkt. Schon 1985 hatte Dietmar Koszewski an der Technischen Universität Berlin ein Studium begonnen. Da er vielseitig interessiert war, wählte er gleich drei Fächer: Mathematik, Physik sowie Luft-und Raumfahrttechnik. Schon in der Schule waren Mathematik und Physik Leistungskurse, was mit der Faszination fürs Fliegen zusammenhing. In zwei Fächern gings es an der Uni bis zum Abschluss, was mit den Titeln "Diplomphysiker" und "Diplomingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik" belohnt wurde. Für den angestrebten Berufseinstieg auf diesem Gebiet fehlten allerdings die Angebote. So kam ihm der Gedanke, seine Physik-Kenntnisse weiter zu nutzen und auf Lehramt in den Fächern Sport und Physik umzusatteln. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sollte ein Sportstudium ab 1996 in Köln sein.

Parallel lief aber auch noch die Karriere auf der Laufbahn und der Kampf um ein Ticket zu den Olympischen Spielen in Atlanta (USA). Doch es reichte nicht: Im entscheidenden Wettkampf bei den Deutschen Meisterschaften im Müngersdorfer Stadion von Köln wurde Dietmar Koszewski hinter Florian Schwarthoff, Claude Edorh und Erik Kaiser nur Vierter. Der Zug Richtung Olympia war damit abgefahren. Und langsam ging die sportliche Laufbahn zu Ende endgültig im Jahr 1999. Es folgte der nächste Studienabschluss mit dem Titel "Diplomsportwissenschaftler".

Die Leichtigkeit des Seins beim Tauchen

2002 dann ein rigoroser Schnitt im Leben: "Ich folgte meiner Passion, dem Tauchen, ging nach Ägypten, um dort unter Wasser meine Ruhe zu finden, Spaß zu haben und anderen das Tauchen beizubringen," erzählt Dietmar Koszewski. Tauchen war schon lange sein Hobby. 1988 fing er damit an, und wie es der Zufall wollte, lernte er das Tauchen im ägyptischen Safaga am Roten Meer, dort, wo er nun seine Tauchbasis betreibt.

Doch bis dahin sollten noch einige Tauch-Jahre ins Land gehen. "Ich war zum Tauchen in den USA, in Indonesien, Thailand, Malaysia, auf den Philippinen. Ich genoss nicht nur die Ruhe, sondern auch das Schweben und das Gefühl von Wasser auf der Haut", berichtet der 48-Jährige von seiner Leidenschaft. "Über Wasser sind wir an den Luftdruck, an den Wind gewöhnt. Unter Wasser ist das etwas anderes: Ich atme durch meine Lunge ein, erzeuge Auftrieb und empfinde dann eine Leichtigkeit. Gleich wie schwer man ist, unter Wasser bekommt man ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Und das begeistert mich."

Genauso groß ist die Begeisterung für das, was unter Wasser zu sehen ist. Seine Kurzformel: vbF und svF. Das bedeutet: Viele bunte Fische und sehr viele bunte Fische. "Und wenn die Fische, egal ob groß oder klein, dich sehen wollen, dann siehst du sie auch", schwärmt der frühere Hürdensprinter.

Eigene Tauchbasis

Die gemeinsam mit drei Ägyptern in Safaga betriebene Tauchbasis "Freedom Divers–Diving Center" verfolgt ein umweltschonendes Konzept: "Wir geleiten Touristen durch die Unterwasserwelt und bringen sie sicher wieder zurück. Und wir zerstören die Umwelt nicht", so der Mitbetreiber. "Seit mittlerweile 14 Jahren bewege ich mich so im Bereich der Erwachsenenbildung und es macht mir immer noch sehr viel Spaß." Gewissermaßen ist Dietmar Koszewski also doch noch Lehrer geworden.

Das Internet ist die Verbindung in die Welt und speziell nach Deutschland. Schlagzeilen um die Sicherheit in der Wahlheimat machen den Kunden des früheren Leistungssportlers Sorgen. "Ich hatte in den letzten sieben Jahren kein schlechtes Gefühl, meinen Gästen zu sagen: kommt jetzt hierher", endgegnet der EM-Dritte von 1990. "Ich würde mir nur dann Gedanken machen, wenn die Lufthansa keine Linienflüge mehr nach Kairo anbieten würde. Aber das ist sogar in den turbulenten Zeiten des Arabischen Frühlings nicht der Fall gewesen."

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