Dietmar Mögenburg - Der junge Held ist 50
Er kann nicht so recht glauben, was der Kalender da behauptet. Zwar zeichnet inzwischen die eine oder andere kleine Falte das Gesicht des einstigen Überfliegers der Hochsprung-Szene, doch von Figur und Frisur her wirkt Dietmar Mögenburg noch so wie der junge Held der achtziger Jahre. Der lange Schlaks, der von 1979 bis 1989 auf Welt- und Europa-Ebene acht Goldmedaillen gewann, die wertvollste 1984 bei Olympia in Los Angeles (USA), wird an diesem Montag 50 Jahre alt.

"Ich mache ihnen keinen Druck", sagt der Papa, der die Mutter seiner Kids vor einem Vierteljahrhundert in einer Osloer Discothek kennenlernte. Mit Kristin (49), einer früheren nationalen Meisterin im Weitsprung, und dem Nachwuchs ging der Olympiasieger dann 2006 einem Wunsch nach, der in vielen Norwegen-Urlauben gereift war. In Köln-Widdersdorf verkaufte er das Haus, verscherbelte die Anteile am Fitness-Klub in Troisdorf bei Bonn. Und auf ging’s in ein neues Leben.
Schönes Haus in Norwegen
"Wir haben ein schönes Haus am Rande von Oslo, hoch auf einem Felsen. Nach vorne sieht man die Fjordlandschaft, nach hinten den Holmenkollen mit der Skisprung-Schanze - traumhaft", sagt der Weltrekordspringer des Jahres 1980 (2,35 m). Auch wenn ihn im Winter der viele Schnee, die Kälte und Dunkelheit stören.
"Ich glaube, dass meine Kinder hier eine viel bessere Zukunftschance haben als in Deutschland", sagte der Neo-Norweger damals über seine Argumente. Was ihm gleich gefiel: "Es ist hier alles stressfreier, und die Gesellschaft hat ein stärkeres soziales Gefüge. Nach einer Studie der Vereinten Nationen ist Norwegen das Land mit der höchsten Lebensqualität in der Welt. Es gibt hier Vollbeschäftigung."
Auch Defizite
Vorzüge, die Dietmar Mögenburg auch heute noch schätzt in einem Land, dessen Bevölkerung im Juli durch das entsetzliche Attentat eines Massenmörders schockiert wurde. "Meine Frau hat früher in derselben Firma gearbeitet wie dieser Verrückte", sagt der Olympiasieger. Statt Enteisungsmittel für Flughäfen verkauft sie heute andere Chemikalien. Er selbst ist tätig für ein Unternehmen, das Schuhe mit Gesundheitsfunktion produziert. Dietmar Mögenburg versorgt damit den deutschen Markt.
Doch Dietmar Mögenburg sieht nicht nur Vorzüge in Norwegen, er räumt ein, dass das Wintersportland in anderen Sportarten große Defizite hat. "Im ganzen Land gibt es keine einzige große Halle mit einer Kunststoffbahn für die Leichtathletik. Die Trainingsbedingungen sind insgesamt schlechter", sagt er mit Blick auf seine Kids, die im Weit- und Hochsprung schon etliche norwegische Nachwuchs-Titel gewannen.
"Scjhon mal Heimweh"
Die Tochter (Bestleistung 1,84 m) wird vom Vater trainiert, und dieser genießt es, wenn er mit den Kindern wie Ende Juli bei den Deutschen Meisterschaften in der alten Heimat weilt. Oder wenn er den Nachwuchs wie 2010 zur Junioren-WM nach Kanada begleitet, und dann in den USA den früheren Hochsprung-Star Dwight Stones besuchen kann.
Gerüchte über seine Rückkehr nach Deutschland dementiert Dietmar Mögenburg. Doch er gibt zu: "Ich habe auch schon mal Heimweh. Mir fehlen die Kontakte zu alten Kumpels, die guten Gespräche, die ich hier auf Norwegisch einfach nicht in dieser Tiefe führen kann. Alte Freundschaften bedeuteten mir viel, mehr als die Goldmedaillen, die irgendwo in Schubladen verstauben."
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)