Diskus-Trio im Anflug auf Moskau
Der Diskus-König, einer seiner großen Herausforderer und ein Newcomer mit besonderer Beziehung zum Erstgenannten des Trios. Mit Robert Harting, Martin Wierig und Christoph Harting schickt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) drei Athleten an sehr unterschiedlichen Punkten ihrer Karriere zur WM nach Moskau (Russland; 10. bis 18. August). Die beiden Berliner und der Magdeburger gehen mit entsprechend verschiedenen Zielen in den Wettkampf.
Ein emotionaler Konter im letzten Versuch im eigenen Wohnzimmer in Berlin, die souveräne Titelverteidigung in Daegu (Südkorea) und was kommt in Moskau? Zum WM-Hattrick fehlt Robert Harting noch ein Sieg. Mit dem Olympiasieg im vergangenen Jahr hat der 28-Jährige seine sportliche Karriere 2012 gekrönt, von Katerstimmung im Jahr danach ist aber nichts zu spüren. "Er ist fokussiert, leistungsfähig und wettkampferfahren", zählt Bundestrainer Jürgen Schult die Stärken des Berliners auf.Mit dem Chemnitzer Lars Riedel gibt es einen deutschen Diskuswerfer, der fünfmal Weltmeister geworden ist. Bis dahin fehlt noch etwas. Robert Harting ist solche Erbsenzählerei aber gar nicht so wichtig. Als seine zweieinhalbjährige Siegesserie Anfang Juni gerissen war, freute er sich, dass der sportliche Wettkampf wieder allein im Mittelpunkt steht.
Eine Rechnung hat der Europameister in diesem Jahr noch mit der 70-Meter-Marke offen. Bis auf neun Zentimeter segelte der Diskus schon heran. Damit diese Weite in Moskau fallen kann, müssten aber die äußeren Umstände unerwartet gut sein. "Das Olympiastadion in Moskau ist sehr hoch, deshalb weht kaum Wind herein", erklärt Jürgen Schult, der neben Robert Harting den Polen Pitor Malachwoski als Favoriten sieht. "Dahinter ist vieles offen."
Kann Martin Wierig seinen sechsten Platz aus London steigern?
Damit spricht der Bundestrainer auch die Chancen von Martin Wierig an. Bei dem Magdeburger war im Vorfeld von Olympia im vergangenen Jahr beim Abschiedswettkampf in Schönebeck der Knoten geplatzt, seitdem hat er sich mehr und mehr in der Weltspitze etabliert. Vorläufiger Höhepunkt war der Sieg in Ostrava (Tschechische Republik), wo der Olympia-Sechste auch Robert Harting hinter sich lassen konnte.
"Zu wissen, alle schon einmal geschlagen zu haben, bringt noch ein zusätzliches Körnchen, das man auf die Schippe rauflegen kann", so Jürgen Schult. Als Zweiter beim Diamond League-Meeting in London (Großbritannien) zeigte der 26-Jährige zuletzt seine dazugewonnene Stabilität, die ihn bei seiner zweiten WM-Teilnahme erst einmal mindestens ins Finale bringen soll. An einem guten Tag kann es dann Richtung Medaille gehen.
Christoph Harting vor Premiere
Den Wurf ins Finale traut der Bundestrainer Chrisoph Harting zu, der zum ersten Mal bei einer WM dabei sein wird. Seine Nominierung hat der "kleine Harting", der eigentlich etwas größer ist als sein Bruder Robert, schon bestätigt: Bei einem Testwettkampf in Kienbaum flog sein Diskus am vergangenen Mittwoch auf 64,83 Meter, nur 16 Zentimeter fehlten zur Bestleistung (64,99 m).
Weiten in diesem Bereich sind durchaus fürs Finale gut, wobei natürlich die Bedingungen in Moskau zu berücksichtigen sein werden. Genauso wichtig wie die Chance, ins Finale einzuziehen, ist für den 22-Jährigen, die Abläufe einer WM kennenzulernen. Von der U23-EM 2011 stammen die bisher einzigen Erfahrungen bei einer internationalen Meisterschaft. Die waren mit Rang fünf am Ende durchaus positiv.
Großes Medieninteresse könnte bei der WM bevorstehen, wenn auch die internationale Presse davon Wind bekommt, dass da noch ein Harting nachkommt. Jürgen Schult rät Christoph Harting, sich so gut es geht auf seinen Wettkampf zu konzentrieren. "Der Medienprofi ist Robert und der kann seinen Bruder vielleicht ein wenig abschirmen."