DLV informierte Gretel Bergmann per Brief
Die Nachricht von der Anerkennung des Rekords von Gretel Bergmann hat ein weltweites Medien-Echo ausgelöst. In 1.200 Beiträgen rund um den Globus, von Indien bis Kanada, von Israel bis Brasilien wurde darüber berichtet. DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop informierte Gretel Bergmann vergangene Woche in einem persönlichen Brief über den Beschluss.
Die Anerkennung des Rekords ist nicht die erste Ehrung durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Die ersten Kontakte des DLV mit Gretel Bergmann stammen aus dem Jahr 1983. Der inzwischen verstorbene Vorsitzende ihres Heimatvereins TSV Laupheim, Burkhard Volkholz, hatte den Anstoß dazu gegeben.Der DLV unter seinem Präsidenten Prof. August Kirsch, so berichtet der damalige Generalsekretär Heiner Henze, hatte in einem Brief an Gretel Bergmann auf das Unrecht verwiesen, das ihr durch den nationalsozialistischen Sport mit dem Ausschluss von den Olympischen Spielen widerfahren ist. Im Vorwort zu ihrer 2003 erschienenen Autobiographie erfährt man, dass der DLV die erste Organisation war, die sich zu einer „späten Ehrung“ entschloss und sich zu dem Unrecht bekannte, das ihr von den Nazis angetan worden war.
Ehrenplakette vom deutschen Generalkonsul überreicht
Im Auftrag des DLV überreichte der deutsche Generalkonsul in New York, Hartmut Schultze-Boysen, Bruder des von den Nazis 1942 erschossenen Widerstandskämpfers Harro Schultze-Boysen, Gretel Bergmann die Ehrenplakette des Verbandes.
Sie selbst schildert in dem „Prolog“ ihrer Biographie die feierliche Szene: „Mit Freunden und Verwandten stehe ich im grellen Licht der Scheinwerfer in der Residenz des deutschen Generalkonsuls in New York, Herrn Schulze-Boysen, der mir in wenigen Minuten die Ehrenmedaille des Deutschen Leichtathletik-Verbandes überreichen soll. Meine Gedanken überschlagen sich: Warum bin ich hier? Warum nehme ich eine Ehrung an von Menschen, die mir soviel Leiden zugefügt haben? Warum hat es fast ein halbes Jahrhundert gedauert, bis sie öffentlich zugeben, mir Unrecht getan zu haben?“
Gretel Bergmann schickte Gruß per Video
In diesem Jahr 2009 hat der TSV Laupheim, ihr Heimatverein, zusammen mit der Stadt eine Feier anlässlich ihres 95. Geburtstages im vollbesetzten Kulturhaus veranstaltet. Die Festrede hielt der Vizepräsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes, Fred Eberle. Gretel Bergmann war per Video zugeschaltet und hatte ein Grußwort geschickt: „I am so pleased to call all of you my friends.“
Die Hochspringerinnen Ulrike Nasse-Meyfarth und Ariane Friedrich haben ihr Glückwünsche übermittelt. Am Gretel-Bergmann-Stadion (zu ihrer Zeit Adolf-Hitler-Stadion) wurde eine Gedenktafel enthüllt. Initiator war der Laupheimer Trainer und Senioren-Weltmeister Jürgen Littwin, der die Pflege der durch Burkhard Volkholz begonnenen Kontakte fortsetzte: „Es war der Anfang einer wunderbaren Freundschaft.“
Symbolische Geste des Respekts
WLV-Vizepräsident und DLV-Präsidiumsmitglied Fred Eberle organisierte vor drei Wochen, am 8. November, eine szenische Lesung mit Pfarrer Stephan Schwarz in der Pfarrkirche in Schwäbisch Gmünd-Großdeinbach. Dabei wurden Texte über Gretel Bergmann und aus ihrer Autobiographie zitiert.
Der Brief, in dem Präsident Dr. Clemens Prokop Gretel Bergmann die Grüße des Verbandes und die Anerkennung des Rekords mitteilte, endet: „Wir bewundern Ihre menschliche Größe, nach Jahren verständlicher Verbitterung sich der ehrlichen Zuwendung zu Ihnen und Ihrem Schicksal nicht zu verschließen und sind dankbar dafür. So bitten wir auch unsere Rekordanerkennung zu verstehen: Als Akt der Gerechtigkeit und symbolische Geste des Respekts vor Ihrem Leben und Ihrer Lebensleistung. Sie ist weitaus höher als 1,60 Meter.“