DLV-Kongress - Kinder an Leichtathletik binden
Verbandspolitische Visionen entwerfen und Handlungsempfehlungen für eine effektive Nachwuchsleichtathletik geben – mit diesem Ziel treffen sich an diesem Wochenende Vertreter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und 260 Teilnehmer zum DLV-Kongress 2008 „Leichtathletik mit Perspektiven“ in Kienbaum am Liebenberger See.
Die Weltmeisterschaften 2009 in Berlin werfen bereits jetzt ihre Schatten voraus. Die Aufmerksamkeit, die das sportliche Großereignis der Leichtathletik verschafft, soll als Initialzündung wirken. Über das Event hinaus will man Kinder und Jugendliche – die möglichen Stars von morgen – an die Leichtathletik binden. Auch am Ende der Veranstaltung wurde die Brücke zur WM geschlagen, die BOC-Geschäftsführer Heinrich Clausen dem Publikum vorstellte.„Trotz jahrzehntelanger Krisendiskussion ist die Leichtathletik lebendig“, sagte DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop in seiner Einführungsrede am Samstagmorgen und belegte dies mit eindrucksvollen Zahlen. Von 828.000 Mitgliedern 1995 ist die Zahl 2006 auf 906.000 gestiegen. Den meisten Zulauf verzeichnete der Verband dabei im Schülerbereich und in der letzten Jahren sogar bei den Jugendlichen - dort wo anderen Verbänden die Mitglieder davonlaufen.
Mehr als nur Bewegung
„Leichtathletik ist dabei mehr als nur Bewegung“, betonte Dr. Clemens Prokop. „Sie ist ein bedeutender Baustein der deutschen Sportkultur. Sie weist eine besondere pädagogische Qualität auf, und vermittelt damit auch Werte, die über die motorischen Fähigkeiten hinausgehen.“ Wichtig sei daher, dass der Leichtathletik im Schulsport wieder eine zentrale Bedeutung zugemessen werde und jeder einzelne in seinem Leben mit eigenem leichtathletischen Tun in Berührung komme.
Sind über diesen Weg die Talente gefunden, fällt dem DLV eine besondere Bedeutung zu, wie DLV-Cheftrainer Jürgen Mallow betonte. „Wir tragen die Verantwortung, ob das Talent jemals Karriere machen kann“, betonte er. Vom Kennlernangebot über begeisternde Lehrer im Sportunterricht bis hin zum leistungsbetonten Training übernimmt der Verband die Verantwortung eines Beraters und Weichenstellers.
Theorie und Praxis
Dr. Uwe Wegner, Leitender DLV-Verbandsarzt, gab den Kongress-Teilnehmern interessante Einblicke in die Gesundheitsarbeit des Verbandes. Der Begriff Gesundheitsmanagement, bei dem Verletzungen vorgebeugt wird, hat hier in den vergangenen Jahren die behandlungsorientierte Sichtweise abgelöst, nach der Verletzungen erst nach Ausbruch behandelt wurden. Wie Prävention praktisch aussehen kann, demonstrierte Bernd Schors, Leitender Physiotherapeut des DLV, in anschaulichen Übungsbeispielen.
Nachhaltigkeit kann durch einen langfristigen Aufbau erfolgen, erklärte Dr. Frank Lehmann vom Institut für Angewandte Trainingswissenschaften in Leipzig. Ein gleichmäßig entwickeltes Niveau von Leistungsvoraussetzungen sei wichtig für den systematischen Übergang zum internationalen Top-Bereich. Curt Högberg, Präsidiumsmitglied des Schwedischen Leichtathletik-Verbandes, gab Einsichten in die Entwicklung der Leichtathletik in jenem skandinavischen Land, das in den letzten Jahren beeindruckende Erfolge feierte.
Aber nicht nur schlichte Theorie steht in den beiden Tagen in Kienbaum auf dem Programm. In sechs exemplarischen Trainingseinheiten demonstrierten Trainer wie Jürgen Schult, Idriss Gonschinska, Herbert Czingon, Maria Ritschel und Uli Knapp wie eine Übungsstunde ablaufen kann.