DLV-Läufer mit Medaillen-Hoffnung zur Cross-EM
Das gab‘s noch nie bei den nunmehr 20 Auflagen von Cross-Europameisterschaften. Geht es am Sonntag (8. Dezember) in Belgrad (Serbien) um die Medaillen, wird erstmals der ukrainische Dauerbrenner Serhiy Lebid fehlen. Dafür darf man sich auf neue Gesichter freuen wie die Neu-Niederländerin Sifan Hassan, die gleich bei ihrem ersten Auftritt in Orange den EM-Titel in der U23-Klasse holen dürfte. Und auch die deutschen Läufer machen sich berechtigte Hoffnungen auf Medaillen.
Bei den 20. Cross-Europameisterschaften am Sonntag in Belgrad (Serbien) peilt Fionnuala Britton einen lupenreinen Hattrick an, denn die 29-jährige Irin ist nach ihren Siegen in Velenje (Slowenien) und Budapest (Ungarn) nun auch in der serbischen Hauptstadt in einer leichten Favoritenrolle gegenüber der portugiesischen Vorjahreszweiten und 10.000-Meter-Europameisterin Ana Dulce Felix (Portugal).In vielfältiger Weise scheint der über 8.000 Meter führende Wettbewerb der Frauen zu einer Neuauflage des vergangenen Jahres zu werden, denn gleich sechs der acht Bestplatzierten sind wiederum am Start. Erstmals nicht dabei in der nunmehr 20-jährigen Geschichte von Europameisterschaften im Cross-Country-Laufen ist der Ukrainer Serhiy Lebid, der bereits neunmal den Titel gewann.
Nachdem Fionnuala Britton die WM in Moskau wegen einer Erkrankung verpasst hatte, scheint sie rechtzeitig zur Cross-EM wieder in Form zu kommen. Nach ihrem Sieg beim Crosslauf im belgischen Mol wurde sie zwar in Leffrinckoucke (Frankreich) nur Siebte, allerdings waren bis auf die neun Sekunden vor ihr einlaufende Sophie Duarte (Frankreich) ausschließlich Afrikanerinnen vor ihr platziert. Die beiden deutschen Läuferinnen Ursula Gatzweiler (ASV Köln) und Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) stehen im 80 Starterinnen großen Feld vor einer schweren Aufgabe. Ein Platz in der ersten Hälfte des Feldes wäre ein Erfolg für das Duo.
Harrers letztes Junioren-Rennen
Einer starken Konkurrentin wird Fionnuala Britton aus dem Weg gehen können: Sifan Hassan. Die gebürtige Äthiopierin – nach fünf Jahren in den Niederlanden Mitte November eingebürgert – startet in der U23-Klasse. Die 20-Jährige deklassierte zuletzt beim Cross in Tilburg (Niederlande) die Konkurrenz auf der zweiten Streckenhälfte und nahm 10.000-Meter-Europameisterin Ana Dulce Felix noch 20 Sekunden ab. Damit scheint der Titel vergeben.
Auch das starke deutsche Team um Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) und Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) dürfte gegen diese Qualität – Hassan hatte sich im Sommer über 3.000 Meter auf 8:32,53 Minuten verbessert – chancenlos sein. Mit Amela Terzic (Serbien; 1.500 m) und Gulshat Fazlitdinova (Russland; 10.000 m) sind zudem gleich zwei amtierende U23-Europameisterinnen am Start, sodass es auch im Kampf um die Einzelmedaillen spannend werden dürfte.
Nichtsdestotrotz sind die deutschen U23-Juniorinnen im Rennen über 6.000 Meter im „Park der Freundschaft“ klare Kandidatinnen auf eine Team-Medaille. Stark besetz sind auch die Mannschaften aus Großbritannien, Russland und den Niederlanden. Neben Sifan Hassan ist dort Maureen Koster, die zuletzt Fünfte in Tilburg war, für einen vorderen Platz gut. Allerdings werden vier Läuferinnen für die Team-Wertung benötigt. In der Breite ist die DLV-Mannschaft aber besser aufgestellt als die niederländische.
Titelverteidiger Lali fehlt
Auch über 10.000 Meter bei den Männern geht der DLV mit einem kompletten Team ins Rennen, das vom Hindernisspezialisten Steffen Uliczka (TSV Kronshagen/Kieler TB), dem Deutschen Crossmeister Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) sowie dem Regensburger Allrounder Philipp Pflieger angeführt wird, es aber mit starken Crossnationen Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien zu tun bekommt.
Dennoch: Wolfgang Heinig, der Leitende Bundestrainer Lauf, glaubt an eine Medaillenchance. Bei den zuletzt stark auftrumpfenden Italienern fehlt mit Andrea Lalli der Überraschungssieger von 2012, dafür sind die Nächstplatzierten Hassan Chahdi, Daniele Meucci, Andy Vernon und Khalid Choukoud dabei.
Über die 4.000 Meter bei den U20-Juniorinnen treffen mit Emilia Gorecka (Großbritannien; 3.000 m), Jip Vastenburg (Niederlande; 5.000 m) und Oona Kettunen (Finnland; 3.000 m Hindernis) gleich drei U20-Europameisterinnen von Rieti (Italien) aufeinander, wobei Emilia Gorecka bei ihrem vierten Start bei einer Cross-EM die vierte Einzelmedaille holen möchte. 2011 gewann die Britin bereits in Velenje (Slowenien).
Medaille für U20-Juniorinnen greifbar
Einen überaus schweren Start hat sicherlich die inzwischen in den USA studierende Vorjahresdritte Maya Rehberg (SC Rönnau 74), die im Kampf um einen Spitzenplatz allerdings von ihrer erst 16 Jahre alten Teamkollegin Alina Reh (TSV Erbach) unterstützt wird, die sich bei den Crossläufen in Darmstadt und Pforzheim in vorzüglicher Verfassung präsentierte. Im Verbund mit Caterina Granz (LG Nord Berlin), Lea Meyer (VfL Löningen), Tatjana Schulze (LC Paderborn) und Vera Coutellier (ASV Köln) ist wie im Vorjahr eine Medaille greifbar.
Hochkarätig besetzt sind auch die beiden Rennen der Junioren. So strebt der türkische Doppel-Europameister Ali Kaya (5.000 und 10.000 m) auch nach Cross-Gold im U20-Wettbewerb über 6.000 Meter. Für das deutsche Team um den letztjährigen EM-Zwölften Johannes Motschmann (LC Magdeburg) hängen die Trauben ähnlich hoch wie bei den U23-Junioren, die ohne den WM-Fünften Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) antreten müssen, , der sich in seiner äthiopischen Heimat befindet, da sein Vater schwer erkrankt ist.
Mit den zuletzt in Darmstadt stark auftrumpfenden Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) und Nico Sonnenberg (LG Eintracht Frankfurt) hat das DLV-Team allerdings zwei starke Läufer, die den Grundstock für einen guten Mannschaftsplatz legen sollten. Titelverteidiger ist Henrik Ingebrigtsen. Der Norweger reist als WM-Achter über 1.500 Meter und U23-Europameister über 5.000 Meter mit starken Vorleistungen nach Belgrad.
Der Europaverband EAA hat bekanntgegeben, dass aus Belgrad ein Livestream geplant ist.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift