DLV-Männer beim Hallen-Europacup Zweite
Die deutschen Männer überzeugten am Sonntagnachmittag beim hart umkämpften Hallen-Europacup in Lievin (Frankreich) mit einem zweiten Platz in der Gesamtwertung. Die DLV-Frauen hatten es dagegen erwartet schwer und kamen auf Rang fünf. Die französischen Männer und die russischen Frauen holten sich wie schon bei der letzten Auflage vor zwei Jahren in Leipzig den Sieg.

Jan Fitschen holte sich in Lievin den 3.000-Meter-Sieg (Foto: Crespel)
"Die Platzierung des Männerteams ist erfreulich. Der zweite Platz war das, was wir uns insgeheim erhofft haben. Bei den Frauen ist das Ergebnis herausgekommen, das von der Papierform her möglich war. Dort hatten wir drei unter ersten Dreien, bei den Männern sechs und die Staffel. Das machte letzten Endes den Unterschied. Doch insgesamt haben sich die meisten Athletinnen und Athleten gut geschlagen", bilanzierte Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband.MÄNNER
Im 60-Meter-Sprint der Männer war es hinter dem Sieger Ronald Pognon (Frankreich; 6,65 sec) ganz eng. Mittendrin auch der Wattenscheider Ronny Ostwald, der in 6,74 Sekunden am Ende auf Platz fünf gewertet wurde. Nur eine Hundertstel fehlte ihm auf den drittplatzierten Dariusz Kuc (Polen; 6,73 sec).
400-Meter-Läufer Ruwen Faller konnte trotz der Doppelbelastung mit dem Auftritt am Freitag in Chemnitz erneut einen guten Eindruck hinterlassen. Der Magdeburger gewann seinen Lauf, in dem der Franzose Fadil Bellaabous disqualifiziert wurde, in 46,89 Sekunden. Unterboten wurde er im anderen Rennen nur von dem Polen Daniel Dabrowski (46,62 sec), so dass er für das deutsche Team sieben wichtige Zähler holte.
René Herms knapp auf die Drei verwiesen
Dem Pirnaer René Herms, zur Zeit nicht in Bestform, fehlte auf den 800 Metern trotz eines geschickten taktischen Rennens am Ende in 1:50,06 Minuten eine winzige Hundertstel zum zweiten Platz, den ihm auf den letzten Metern noch der Italiener Maurizio Bobbato streitig machen konnte, während der Spanier Juan de Dios Jurado (1:49,50 min) an der Spitze nicht zu gefährden war.
Ganz von der Taktik und vielem Gerangel waren die 1.500 Meter geprägt. Der Berliner Jonas Stifel versäumte es dabei, sich eine gute Ausgangsposition zu erarbeiten, so dass ihm am Ende nur der achte Platz blieb (3:51,80 min). Wie man es macht, zeigte ein anderer. Mit dem entscheidenden Antritt im richtigen Moment holte sich der clevere Spanier Sergio Gallardo (3:49,77 min) den Sieg und hielt damit zu diesem Zeitpunkt seine Mannschaft im Kampf um den Gesamtsieg auf gutem Kurs! Der Erfurter Jonas Hamm, deutsch-finnischer Staatsbürger, war für Finnland mit im Rennen. Er war nicht ganz so passiv wie Jonas Stifel und kam so auf Platz sechs (3:51,43 min).
Sieg für Jan Fitschen
Der Wattenscheider Jan Fitschen unterstrich über 3.000 Meter seine gute Verfassung in diesem Winter. Nachdem zunächst der Ukrainer Ivan Babaryka das Tempo ganz nach seinem Geschmack gemacht hatte, holte sich der Deutsche Hallenmeister in 7:58,08 Minuten mit über fünf Sekunden Vorsprung den Sieg.
Mannschaftsführer Mike Fenner ging auf den 60 Meter Hürden mit gutem Beispiel voran. In 7,69 Sekunden sicherte er sich Platz zwei hinter dem französischen Weltmeister Ladji Doucoure (7,62 sec), der sich in dieser Hallensaison recht rar machte und zur Freude der Fans in Lievin mit dabei war. Der Wattenscheider ärgerte sich aber trotz der sieben Punkte, die er für sein Team erlaufen hatte, denn den Sieg hielt er im nachhinein für nicht unmöglich.
Roman Fricke enttäuscht
Roman Fricke, der deutsche Vertreter im Hochsprung, konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Der Leverkusener benötigte bereits bei 2,15 Metern drei Versuche, um dann an 2,20 Metern zu scheitern und so nur Platz acht zu belegen. Dass er bis zur Hallen-WM in einer Woche mehr wird anbieten müssen, zeigten ihm die Konkurrenten um Ivan Ukhov (Russland; 2,26 m), die ihm auf den vorderen Plätzen trotz eines nicht überragenden Wettkampfniveaus klar entfliegen konnten.
Eine gute Rolle spielte im Weitsprung Peter Rapp. Der Tübinger sprang mit 7,82 Metern bis auf einen Zentimeter an seine bisherige Saisonbestleistung heran und erreichte so in einem engen Wettkampf den dritten Platz hinter Oleksiy Lukasevych (Ukraine; 7,88 m) und Salim Sdiri (Frankreich; 7,85 m).
Ralf Bartels knapp besiegt
Der WM-Dritte Ralf Bartels wurde im Kugelstoßen von dem sich von Versuch zu Versuch steigernden Polen Tomasz Majewski (20,60 m) mit dessen letztem Stoß knapp geschlagen. Der Neubrandenburger musste damit eine Woche vor der Hallen-WM eine Niederlage hinnehmen, zeigte aber zwei Tage nach seinem zweiten 21-Meter-Wettkampf des Winters am Freitag in Chemnitz ein solides Niveau jenseits der 20,50 Meter, was ihm im Hinblick auf die Qualifikation in Moskau ein gutes Gefühl geben sollte.
Die abschließende Staffel (800m, 600m, 400m, 200m) sollte bei den Männern über den Gewinn des Hallen-Europacups entscheiden. Bis zur Zielgerade sah es nach einem Erfolg der Spanier aus, doch deren Schlussläufer Ivan Mocholi verspielte mit einem Sturz alle Chancen. Damit war der Weg frei zum Staffelsieg für Russland (4:15,93 min) und zum Gesamttriumph in der Cup-Wertung für Gastgeber Frankreich (2. Platz in der Staffel; 4:16,20 min). Das deutsche Quartett zeigte Kampfeswillen und wurde aufgrund der Disqualifikation Spaniens in 4:17,39 Minuten Dritter. Pech hatte Schlussläufer Sebastian Ernst. Der Wattenscheider wurde von den Spikes eines Gegners verletzt und musste im Anschluss an den Wettkampf sogar genäht werden.
FRAUEN
Mit einem raumgreifenden Schritt ließ die Französin Christine Arron (7,15 sec) zur Freude der Zuschauer ihren Konkurrentinnen auf den 60 Metern keine Chance. Die Mainzerin Marion Wagner, die auch zu den Athletinnen gehörte, die am Freitag noch in Chemnitz am Start waren, blieb hinter ihren jüngsten Saisonleistungen zurück und reihte sich in 7,43 Sekunden auf Platz vier ein.
Die potenzielle Hallen-WM-Starterin Claudia Hoffmann (SC Potsdam) gewann ihren 400-Meter-Lauf deutlich in 52,69 Minuten, musste sich in der Gesamtwertung aber mit Rang drei zufrieden geben, weil im weiteren Rennen mit Tatyana Veshkurova (Russland; 51,67 sec) und der Landesrekord laufenden Polin Monika Bejnar (52,45 sec) zwei Athletinnen schneller waren.
Kerstin Werner steigert sich
Auf den 800 Metern verkaufte die Wattenscheiderin Kerstin Werner ihre Haut teuer. In 2:05,74 Minuten lief sie über zwei Sekunden schneller als bislang in dieser Saison, was Platz sechs und nunmehr die klare Führung in der DLV-Jahresbestenliste bedeutete. Das Rennen gewann die Rumänin Maria Cioncan (2:02,21 min).
Etwas zu mutig ging die Erfurterin Katrin Trauth das 1.500-Meter-Rennen an. Zwischenzeitlich im gesicherten Mittelfeld zu finden, fiel sie letztlich noch auf den letzten Platz zurück und hatte nicht mehr die Reserven, um die Gegnerinnen auszukontern. In 4:22,70 Minuten blieb sie rund drei Sekunden hinter ihrer Saisonbestzeit zurück. Vorne lief die Russin Olga Komyagina (4:10,23 min) einen bequemen Sieg nach Hause.
Bestzeit von Antje Möldner
Die Potsdamerin Antje Möldner lieferte über 3.000 Meter ein gutes Rennen ab. In ihrer neuen persönlichen Hallen-Bestzeit von 9:01,07 Minuten wurde die Deutsche Hallenmeisterin hinter der Russin Yekaterina Volkova, die als einzige unter neun Minuten blieb (8:59,70 min), ungefährdete Zweite.
Die Mannheimerin Kirsten Bolm sah sich auf den 60 Meter Hürden bei ihrer Hallen-WM-Generalprobe auf der nicht günstigen Außenbahn einer starken Konkurrenz gegenüber. In der engen Entscheidung fehlte ihr als Vierte in 8,00 Sekunden letztlich eine winzige Hundertstel zum zweiten Rang. Die Schwedin Susanna Kallur (7,95 sec) unterstrich als Siegerin ihre Klasse.
Weltrekordhöhe lag auf
Mehr als ein Punkt für Platz acht sprang im Dreisprung der Frauen für die Berlinerin Frauke Thrun, die unter der Woche für die verletzte Dessauerin Katja Umlauft-Pobanz nachnominiert worden war, nicht heraus. Mit ihren 12,99 Metern war sie bei zwei gültigen Versuchen der Konkurrenz um die Siegerin Oksana Rogova (Russland; 14,08 m) deutlich unterlegen.
Frech ließ Stabhochsprung-Siegerin Anna Rogowska unter den Augen der unter den Zuschauern weilenden Weltmeisterin und Olympiasiegerin Yelena Isinbayeva die Hallen-Weltrekordhöhe von 4,92 Metern auflegen, um diese Bestmarke der Russin zu entreißen. Die Polin hatte bei diesem Unterfangen allerdings Probleme, einen vernünftigen Sprung zustande zu bringen und musste sich mit Platz eins und einem polnischen Hallenrekord von 4,80 Metern trösten.
Frauenstaffel Fünfte
Wie schon bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe zeigte sich die Schwerinerin Martina Strutz bis 4,40 Meter recht sicher. An der Einstellung ihrer persönlichen Besthöhe von 4,50 Metern scheiterte sie aber. Trotzdem reichte es zu einem guten dritten Platz.
Den erwartet schwierigen Stand hatte die deutsche Formation (4:54,48 min) beim abschließenden Staffelrennen (800m, 600m, 400m, 200m). Zumindest gelang es aber der Dortmunderin Birgit Rockmeier auf den 200 Metern noch, das spanische Quartett vom sechsten Rang zu verdrängen. Die Russinnen (4:47,48 min) zogen an der Spitze einsam ihre Kreise. Der dritte Hallen-Europacup-Sieg in Folge war ihnen schon vorher sicher.
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