DLV-Männer holen wieder den Europacup
Die Einzelsieger Charles Friedek (Dreisprung) und Mark Frank (Speerwurf) sowie die Zweitplatzierten Tobias Unger (200m) und Thomas Blaschek (110m Hürden) führten am Sonntag, dem letzten Tag des Europacups in Florenz, die deutschen Männer zur erfolgreichen Titelverteidigung. Mit 113 Zählern erreichten sie außerdem die beste Punktzahl seit sechs Jahren und behielten klar die Oberhand gegen die nach dem Samstag noch führenden Franzosen (104), während die Frauen auf einen dritten Platz kamen.
Die deutschen Männer verteidigten erfolgreich den Europacup (Foto: Chai)
"Wir haben uns nach Athen wahrnehmbar zurückgemeldet", sagte ein zufriedener DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop in seinem Europacup-Fazit.Bei den Frauen kam es hinter den dominierenden Russinnen (131,5 Punkte) zum über den zweiten Platz zwischen Deutschland, Frankreich und Polen entscheidenden 4x400-Meter-Schlusspunkt.
Das deutsche Quartett Ulrike Urbansky, Claudia Hoffmann, Korinna Fink und Claudia Marx ging mit dem Druck an den Start, diesen Rang in der Teamwertung verteidigen zu müssen, was aber nicht gelang. Ein Punkt und damit ein Platz fehlten in der Schlussabrechnung. Rang fünf ließ die stark und Landesrekord (3:24,61 min) laufenden Polinnen, die hinter Russland (3:23,56 min) Zweite wurden, noch am DLV-Frauenteam, das auf insgesamt 93 Punkte kam, vorbeiziehen.
WM-Normen für die Staffeln
Dass am Ende der 4x400 Meter bei Schlussläuferin Claudia Marx trotzdem der Daumen nach oben ging, lag daran, dass man in 3:27,92 Minuten die WM-Norm von 3:28,80 Minuten klar unterboten und somit durchaus Grund zur Freude hatte.
Die Normerfüllung gelang auch den ohne Europameister Ingo Schultz und den Hallen-EM-Dritten Sebastian Gatzka angetretenen männlichen Kollegen, die weit weniger Last tragen mussten, denn der DLV-Sieg hatte bereits vor dem abschließenden Rennen festen Bestand. 3:02,94 Minuten standen am Ende zu Buche, das war unter den für Helsinki geforderten 3:03,20 Minuten und tröstete Simon Kirch, Florian Seitz, Ralf Riester und Bastian Swillims über den sechsten Platz im Lauf hinweg. Die siegreiche britische Staffel (3:00,51 min) konnte nichts mehr am indiskutablen Mannschaftsergebnis der Jungs von der Insel (Platz sieben) korrigieren.
"Zwischen Genie und Scheitern"
Zur Schlüsselfigur des deutschen Männererfolges wurde Dreispringer Charles Friedek. Der Leitende Bundestrainer Jürgen Mallow sagte dazu: "Zwischen Genie und Scheitern. Mit einem Sprung hat er bewiesen, wie wertvoll er für die Mannschaft nach wie vor ist. Ich freue mich über seinen Sieg."
In einem dramatischen Wettkampf behielt der Ex-Weltmeister die Nerven. Nach zwei ungültigen Versuchen und mäßigen 16,12 Metern, die den Leverkusener lediglich auf Rang sechs einreihten, stand er beim letzten Versuch unter Druck. Und obwohl er noch in der Grube den Kopf schüttelte, wurden dann siegbringende 17,20 Meter für ihn gemessen. Damit konnte er den im vierten Versuch ebenfalls starken Olympia-Dritten Danila Burkenya (Russland; 17,06 m) noch überflügeln und auch die Nominierungskriterien für die WM in Helsinki endgültig erfüllen.
Für den zweiten Einzelsieg der deutschen Mannschaft am Sonntag sorgte der Rostocker Speerwerfer Mark Frank, der bei seiner Europacup-Feuertaufe mit 82,34 Metern aus dem dritten Versuch den russischen U23-Europameister Alexander Ivanov (81,96 m) in Schach hielt. Es war sein bereits sechster Wettkampf in dieser Saison mit einer Weite über 80 Metern. Damit hat auch er seine Fahrkarte nach Helsinki über die Top-Platzierung beim Europacup sicher, wie der Leitende Bundestrainer Jürgen Mallow bestätigte ("Er ist gesetzt").
Tobias Unger in der Nähe der Bestzeit
Tobias Unger fand sich über 200 Meter auf der Zielgerade in einem Duell mit dem Briten Christian Malcolm wieder. Der Mann von der Insel brachte glänzende 20,15 Sekunden auf die Uhr, der Sprinter vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg steigerte sich im Saisonverlauf weiter auf nunmehr 20,36 Sekunden. Damit lag er auch nur sechs Hundertstel über seiner persönlichen Bestzeit. Ungemein wichtig war dieser zweite Platz für die Mannschaftswertung, denn das DLV-Team überflügelte so am Sonntagnachmittag erstmals die Widersacher aus Frankreich und gab danach die Führung nicht mehr ab.
Ein kampfstarker Thomas Blaschek bestätigte über 110 Meter Hürden mit seinem vierten Lauf unter 13,50 Sekunden in Folge seine aktuell glänzende Form. 13,44 Sekunden wurden für den Leipziger gestoppt, geschlagen geben musste er sich nur dem französischen Rekordhalter Ladji Doucoure, der überragende 13,16 Sekunden ablieferte.
Kirsten Bolm und Nadine Kleinert Zweite
Seine Disziplinkollegin Kirsten Bolm (MTG Mannheim) stand dem in nichts nach. Sie lief wieder bis auf vier Hundertstel an ihre erst eine Woche alte persönliche Bestzeit von Ulm (12,75 sec) heran und wurde so Zweite hinter der Französin Linda Khodadin (12,73 sec). Für die deutsche Frauenmannschaft war das ein wichtiger Baustein, denn im Vorjahr hatte die Mannheimerin als Siebte nur zwei Punkte beigesteuert. Diesmal waren es gleich deren sieben auf einen Schlag!
Nicht winder wichtig war für die Frauenmannschaft der zweite Platz der Olympia-Zweiten Nadine Kleinert im Kugelstoßen. Die Magdeburgerin, die auf 18,89 Meter kam, musste sich lediglich der im dritten Durchgang überragend auftretenden Russin Olga Ryabinkina (19,65 m) geschlagen geben.
Stellvertretend für den offensiven Geist im DLV-Team stand am Sonntag Arne Gabius. Der Tübinger lieferte ein tapferes Rennen ab. Der 24-Jährige, der über 3.000 Meter lediglich zu den Außenseitern zählte, zeigte sich zwischenzeitlich sogar mutig an der Spitze und bot auf der Zielgerade einen erbitterten Kampf mit dem Polen Yared Shegumo um Platz drei, den er letztlich in 8:18,07 Minuten um nur eine winzige Hundertstel verlor. Als Sieger ging in dem von Taktik geprägten Rennen Jesús España (Spanien; 8:16,48 min) von der Bahn.
Wettkampftyp Giuseppe Gibilisco
Zu den Höhepunkten des Sonntags zählte der überragende Auftritt des Stabhochsprung-Weltmeisters Giuseppe Gibilisco. Der 26-Jährige, in der bisherigen Saison noch ohne Glanzleistungen, aber als ausgesprochener Wettkampftyp bekannt, steigerte sich auf 5,80 Meter und war damit der herausragende Höhenjäger, während Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) mit 5,40 Metern als Vierter die eigenen Hoffnungen, die im Vorfeld in Richtung WM-Norm (5,75 m) gingen, nicht erfüllen konnte.
Auf einem guten internationalen Niveau präsentierte sich das Hammerwerfen der Frauen, in dem sich drei 70-Meter-Werferinnen, Kamila Skolimovska (Polen; 72,38 m), Manuela Montebrun (Frankreich; 71,10 m) und Gulfiya Khanafeyeva (Russland; 70,06 m), hervor taten. Die Frankfurterin Susanne Keil (68,76 m) konnte allerdings dieses Trio nicht sprengen, ihr blieb nur Rang fünf.
Christine Arron Doppelsiegerin
Zu den Höhepunkten des zweiten Tages gehörte auch der Frauen-Hochsprung, den die gerade mal 20 Jahre alte Russin Tatyana Kivimyagi mit 1,98 Metern für sich entschied. Die jetzt für Frankreich startende Ex-Fürtherin Melanie Skotnik wurde mit 1,92 Metern Dritte, die Frankfurterin Ariane Friedrich (1,85 m) Siebte. Pikant an diesem Ergebnis war, dass damit die frühere Deutsche Meisterin ihr neues Land vor den abschließenden 4x400 Metern bis auf 1,5 Zähler an die DLV-Frauen heranbrachte, auch wenn es dann am Ende für die Französinnen wiederum nur zu Rang vier reichte.
Einzige Doppelsiegerin in den Einzeldisziplinen war in Florenz die französische Sprinterin Christine Arron, die nach den 100 Metern (11,09 sec) auch die 200 Meter (22,84 sec) gewann und somit für den weiteren Sommer durchaus Ambitionen offenbarte.
Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...