| Berlin 2018

DLV-Männer in den Vorrunden – EM-Tag 2

Bevor es um Gold, Silber und Bronze geht, gilt es bei den Europameisterschaften in Berlin (6. bis 12. August) Vorläufe und Qualifikationen zu überstehen. Welche DLV-Athleten haben es in die Finals oder die nächste Runde geschafft?
Pamela Ruprecht / Alexandra Dersch
200 Meter Männer Vorlauf

Drei Deutsche im Halbfinale

Die schnellste deutsche Zeit über die halbe Stadionrunde zeigte am Mittwochmorgen der Deutsche Meister Robin Erewa. Nach einer schwierigen, da von Verletzungen bestimmten Saison, bewies der Wattenscheider, dass mit ihm wieder zu rechnen ist und kam mit einer guten Beschleunigung aus der Kurve heraus.  Auf den letzten Metern fehlten jedoch die entscheidenden Kräfte, um ganz vorne mit hinein zu laufen. Doch: 20,69 Sekunden sollten in der Endabrechnung über die Zeit reichen. Weniger spannend machte es der Deutsche Hallenmeister Steven Müller. Er zog als Zweiter seines Vorlaufs in 20,78 Sekunden direkt in die nächste Runde ein. Im Halbfinale treffen die beiden auch auf Alexio Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen), der aufgrund seiner guten Platzierung in der Europäischen Bestenliste direkt für die nächste Runde gesetzt war.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Robin Erewa (TV Wattenscheid):
Es ist ein tolles Gefühl hier zu laufen. Ich bin aus der Kurve gekommen und das Publikum ist immer lauter geworden. Von mir aus könnten wir jedes Wochenende Heim-Europameisterschaften haben.

Steven Müller (LG OVAG Friedberg-Fauerbach):
Ich hatte vorher Bedenken, da ich noch nie auf Bahn Acht gelaufen bin. Jetzt rufe ich meinen Trainer an und bespreche mich, was gut war, was besser werden muss und bereite mich dann mental auf das nächste Rennen vor.

200 Meter Männer Halbfinale

Steven Müller präsentiert sich am besten

Gut verkaufte sich Steven Müller (LG OVAG Friedberg-Feuerbach) im ersten von drei Halbfinal-Läufen. Der Deutsche Vize-Meister rannte in 20,76 Sekunden als Vierter über die Ziellinie. Zum Traum vom großen "Q" und damit direktem Finaleinzug fehlten aber doch fast vier Zehntel. An der Spitze stand der Türke Ramil Guliyev. Der Überraschungsweltmeister von London (Großbritannien) dominierte in 20,33 Sekunden.

Im zweiten Lauf reichte eine ähnliche Zeit Robin Erewa (TV Wattenscheid 01; 20,79 sec) nur zu Platz acht, hier war der Spanier Bruno Hortelano in 20,29 Sekunden vorne. Der dritte Deutsche, der es in die Top 24 geschafft hatte, war im dritten Lauf an der Reihe. Auch der Leverkusener Aleixo Platini Menga hatte beim Sieg des Halbfinal-Schnellsten Alex Wilson aus der Schweiz (20,16 sec) das Nachsehen und wurde in 20,83 Sekunden Siebter. Als Letzter über die Zeit kam der Brite Adam Gemili mit 20,46 Sekunden weiter.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Steven Müller (LG OVAG Friedberg-Feuerbach):
Ich bin den Lauf so angegangen, dass ich mein Bestes geben wollte. Ich bin überglücklich für Deutschland laufen zu dürfen. Ich werde mit meinem Trainer sprechen, was verbessert werden muss. Das war für diese Saison mein Höhepunkt. Es ist schade, dass es keiner von uns ins Finale geschafft hat. Aber bei mir hat es heute auf keinen Fall für mehr gereicht als für das Halbfinale. Ich gehe mit viel Erfahrung hier raus und freue mich, dabei zu sein. Das ist meine Motivation fürs nächste Jahr.

Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Das war ein komischer Lauf. In der letzten Trainingseinheit fühlte sich alles gut an, aber aus der Kurve heraus fiel es mir schwer Gas zu geben und ich hatte keine Kraft mehr für die letzten 100 Meter. Ich verstehe nicht warum. Es ist ärgerlich, dass ich im Wettkampf für die 200 Meter hinten raus keine Kraft habe. Im Training läuft das immer anders. Es hat leider nicht gereicht. Für das kleine q hätte es 20,41 Sekunden gebraucht, das ist machbar, aber nicht heute. Vor neun Jahren war ich bei der WM in Berlin besser drauf, aber es war dennoch angenehm vor so einem Heim-Publikum starten zu können.

Robin Erewa (TV Wattenscheid 01):
Das war noch schlechter als der Vorlauf, die Bahn eins war nicht optimal. Eine Zeit besser als 20,79 Sekunden wäre wünschenswert gewesen. Die Stimmung war cool, aber die Enttäuschung überwiegt natürlich. Es war eine geile Saison für mich. Wenn man an einer EM teilnimmt, will man aber schon Richtung Bestzeit oder Saisonbestzeit laufen.

400 Meter Männer Halbfinale

Patrick Schneider riskiert und verliert

Der Einzug ins Finale war von Anfang an eine fast nicht zu lösende Aufgabe für Patrick Schneider, wenn man sich die Bestzeiten der Konkurenz ansah. Da hieß es Risiko gehen. Aggressiv lief der Deutsche Vize-Meister auf der Gegengeraden an den Iren Davide Re heran, der auf der Bahn vor ihm gestartet war. Nach dem schnellen Anfangstempo wurden auf den letzten 100 Metern aber die Beine schwer und der Langsprinter vom LAC Quelle Fürth kam als Achter nach 46,58 Sekunden an. Diesen Halbfinal-Lauf gewann der Pole Karol Zalewski in neuer Bestzeit von 45,11 Sekunden. Für das Erreichen des Finals war eine ganz tiefe 45er-Zeit gefordert. Schneider war erst bei der DM in Nürnberg zum ersten Mal unter 46 Sekunden (45,82 sec) geblieben.

Sprint-Ausdauer bewies der Norweger Karsten Warholm, der im dritten Lauf in 44,91 Sekunden siegte und in Berlin als amtierender Weltmeister auch den Titel über 400 Meter Hürden holen will. Noch schneller waren im ersten Halbfinale der britische Vize-Europameister von 2014 Matthew Hudson-Smith (44,76 sec) und mit Saisonbestzeit Jonathan Borlee (Belgien; 44,87 sec), der schon sieben internationale Staffel-Medaillen gesammelt hat und gemeinsam mit seinem Bruder Kevin (45,07 sec) im Finale steht. 

STIMME ZUM WETTKAMPF

Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth):
Ich denke, ich bin mutig angegangen, zu mutig vielleicht, zu schnell. Deswegen bin ich auch nicht an meine Bestzeit herangekommen. Es war trotzdem hammergeil vor Heim-Publikum zu laufen. Das beflügelt, ich habe versucht alles zu geben, aber die letzten 100 Meter waren diesmal zu lang. Den Vorlauf habe ich gut verkraftet, ich habe mich spritziger als gestern gefühlt, aber habe mir das Rennen nicht gut eingeteilt.

1.500 Meter Männer Vorlauf

Homiyu Tesfaye und Timo Benitz mit eindrucksvollem Finish

Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt), der sich nach seinem zwischenzeitlichen Ausflug auf die Straßendistanzen nun wieder auf die 1.500 Meter konzentriert, schwamm zu Beginn des Rennens gut mit. Aus der letzten Kurve kommend packte er dann ein hartes Finish aus, dem, bis auf den bereits enteilten Briten Chris O’Hare (3:49,06 min), dem EM-Dritten des Jahres 2014, keiner etwas entgegenhalten konnte. Als Zweiter in 3:49,28 Minuten qualifizierte er sich direkt für die nächste Runde.

Der Deutsche Meister Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) erwischte das schnellste Rennen aller drei Vorläufe und musste bis zum Schluss beißen. Als Vierte kam er in 3:41,01 Minuten zähnefletschend ins Ziel, nur knapp hinter Titelverteidiger Filip Ingebrigtsen (Norwegen), der eingangs des Rennens durch den Sturz des Franzosen Alexis Miellet mit zu Fall gekommen war. Als Zeitschnellster zog Timo Benitz, der seinen Lebensmittelpunkt komplett nach Berlin verlagert hat, ins Finale ein. Zuschauen muss dort leider der Wattenscheider Marius Probst, für den 3:42,37 Minuten nicht reichen sollten.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt):
Es ist ziemlich heiß, aber ich bin zufrieden mit meinem Auftritt. Die Stimmung hier im Stadion ist wunderbar. Wir haben auf der Strecke interessante Konkurrenz. Ich glaube, im Finale wird es spannend. Die Vorleistungen spielen dort keine Rolle mehr, wir werden dort unser Bestes geben.

Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald):

Ich musste mich durchbeißen. Ich habe darauf spekuliert, dass noch jemanden vor mir der Sprit ausgeht und habe so gekämpft um jeden Platz. Jetzt bin ich froh, als bester Lucky Loser noch über die Zeit weitergekommen zu sein. Die Wärme ist für alle gleich, spielt aber schon eine Rolle, die Sonne auf der Bahn hat eine Intensität, die man sich von außen nur schwer vorstellen kann. Es ist eine richtige Abkühlung, wenn man vor der Tribüne in den Schatten läuft. Es war anstrengend heute.

Marius Probst (TV Wattenscheid 01):

Ich war zu keinem Zeitpunkt in der Lage, das Rennen richtig anzunehmen. Irgendwie hat mir die Kraft gefehlt, ich weiß nicht, ob es vielleicht an der Wärme lag. Ich habe es leider nicht auf den Punkt bekommen heute. Es tut mir leid, für alle, die wegen mir hierhin gereist sind, aber so es ist manchmal leider.

Speerwurf Männer Qualifikation

Thomas Röhler macht es spannend

Thomas Röhler (LC Jena) und Europameisterschaften – das war schon in der Vergangenheit eine wackelige Angelegenheit. 2014 in Zürich (Schweiz) kam der Olympiasieger mit dem Bodenbelag nicht zurecht und kam nicht über Platz zwölf hinaus. 2016 in Amsterdam (Niederlande) wurde er verletzt Fünfter. Und auch in Berlin machte er es spannend. Nachdem der Anlauf bei den ersten beiden Versuchen unrund aussah und die Würfe nicht über 80 Meter kamen, stimmte der Rhythmus im letzten Versuch wieder. 85,47 Meter – das war die sichere Qualifikation für das Finale.

Minimalen Aufwand betrieb der Deutsche Meister Andreas Hofmann (MTG Mannheim). Nach 82,36 Metern im ersten Versuch, die mit dem großen Q als Signal für den direkten Finaleinzug verbunden waren, konnte der 92-Meter-Werfer direkt wieder seine Sachen packen. Ihm gleich machte es der Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg), der direkt im ersten Versuch seinen Speer auf 87,39 Meter und die Tagesbestweite segeln ließ.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Andreas Hofmann (MTG Mannheim):
Gleich im ersten Versuch, die 82 Meter zu werfen und Körner für morgen zu sparen, waren das Ziel. Die Hitze hat mich nicht belastet. Mir war bewusst, dass die Bahn die Hitze reflektieren würde. Als wir reinkamen, sind wir erstmal vor eine Wand gelaufen, aber im Wettkampf schalte ich aus, was um mich herum passiert. Da mache ich mein Ding und fertig. Die Anlage ist top. Im Finale wird es sicher weit gehen.

Thomas Röhler (LC Jena):
Im ersten Versuch, bin ich geschlittert, der Boden ist aufgrund der Temperatur sehr heiß. Im zweiten Auslauf habe ich etwas rausgenommen, da ich mich nicht verletzen wollte. Aber der letzte Versuch war dann ganz solide. Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass ich das Finale erreichen würde, ich bin technisch so stabil dieses Jahr. Ich gehe jetzt mit einem guten Gefühl raus.

Johannes Vetter (LG Offenburg):
Technisch war das verbesserungswürdig, aber darauf kann ich aufbauen für morgen. Bei den Temperaturen verhält sich der Boden anders als gewohnt. Ich habe mir ein bisschen die Bänder überdehnt, das müssen sich die Physiotherapeuten jetzt anschauen.

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