DLV-Männer mit Chance auf Cupverteidigung
Das deutsche Männerteam geht beim Europacup in Florenz mit einer reellen Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung in den abschließenden Sonntag. Nach zwölf von zwanzig Disziplinen liegt man mit 65,5 Punkten auf Platz zwei hinter den Franzosen (67), die sich als stärkster Gegner herauskristallisieren. Die DLV-Frauen haben am Freitag und Samstag 64 Zähler gesammelt und sind damit Zweite hinter den überragenden Russinnen (84,5).
Ralf Bartels lieferte in Florenz eine souveräne Vorstellung ab (Foto: Chai)
Die Männermannschaft liegt 4,5 Punkte über dem Vergleichswert aus den selben Disziplinen vom letzten Jahr in Bydgoszcz und damit auf aussichtsreichem Kurs. Am Sonntag sind mit Hallen-Europameister Tobias Unger (200m), Hürdensprinter Thomas Blaschek, Stabhochspringer Fabian Schulze, Vize-Europameister Charles Friedek (Dreisprung), 800-Meter-Ass René Herms und Speerwerfer Mark Frank obendrein gleich sechs Athleten am Start, die um vordere Plätze kämpfen werden und so in dem zu erwartenden Schlagabtausch mit Frankreich zum Zünglein an der Waage avancieren könnten.Bei den Frauen zeichnet sich zur zweiten Drittelpause der erwartete Sieg der Russinnen, die mit 84,5 Punkten in der Zwischenwertung trotz ihrer verjüngten Mannschaft bereits klar führen, ab. Die deutsche Truppe, die am Sonntag noch die Olympia-Zweite Nadine Kleinert (Kugelstoßen), Hammerwerferin Susanne Keil und Hürdensprinterin Kirsten Bolm mit den besten Aussichten an den Start schickt, fightet mit Polen (62) und Rumänien (58) um den Platz dahinter. Aber auch sie hat sich im Vergleich zu Bydgoszcz in den bisherigen 13 Wettbewerben um fünf Zähler verbessert.
Drei DLV-Siege am Samstag
Am Samstag überzeugten im DLV-Lager bei hochsommerlichen Temperaturen von über dreißig Grad insbesondere Ralf Bartels, Steffi Nerius und Nils Winter als Einzelsieger sowie auch 400-Meter-Hürdenläufer Christian Duma und Stabhochspringerin Carolin Hingst jeweils mit der Erfüllung der WM-Norm.
Der Neubrandenburger Ralf Bartels stellte im Kugelstoßring bereits im ersten Durchgang die Weichen auf Sieg. An seinen dort erzielten 20,76 Metern gab es dann auch von der Konkurrenz nichts mehr zu rütteln.
Ähnlich souverän präsentierte sich die Speerwerferin Steffi Nerius. Die Leverkusenerin, die bereits vor zwei Jahren an gleicher Stelle beim Europacup gewonnen hatte, baute mit 64,59 Metern ihre diesjährige Siegesserie auf acht Wettkampferfolge aus.
Einen wichtigen Beitrag zum Mannschaftsergebnis lieferte Weitspringer Nils Winter, der auf internationalem Parkett mit 8,06 Metern seine derzeit gute Form unterstrich. Einzig der Franzose Salim Sdiri (8,05 m) kam dem Leverkusener im letzten Durchgang noch nahe.
Fünf zweite Plätze
Außerdem gab es für Deutschland fünf zweite Plätze, die jeweils sieben Punkte auf das Konto brachten, zu bejubeln. Die immer besser in Schwung kommende Wattenscheiderin Monika Gradzki (2:01,00 min) überzeugte über 800 Meter in einer engen Entscheidung, bei der ihr nur 12 Hundertstel zur rumänischen Siegerin Maria Cioncan fehlten.
Ihr Vereinskollege Michael Möllenbeck (Diskus; 64,12 m) konnte seinen Vorjahressieg nicht wiederholen, musste sich aber nur dem Spanier Mario Pestano (66,29m) geschlagen geben.
Auf den 400 Metern verlangte der Saarbrücker Viertelmeiler Simon Kirch (45,86 sec) als Nachfolger des verletzten Europameisters Ingo Schultz dem WM-Dritten Marc Raquil (Frankreich; 45,80 sec) einiges ab.
Überraschend kam der zweite Platz der 4x100-Meter-Staffel der Frauen. Die zuletzt vielgescholtenen Sprinterinnen mussten sich in 43,58 Sekunden nur den überragenden Russinnen (42,73 sec) beugen.
Carolin Hingst mit WM-Streich
Ein Sonderlob verdiente sich Stabhochspringerin Carolin Hingst (USC Mainz), die im Vorjahr mit einem "Salto Nullo" nichts zum Mannschaftsergebnis beitragen konnte. Sie rehabilitierte sich in der Toskana eindrucksvoll. Sie hatte ihre Nerven im Griff, meisterte die Anfangshöhe von 4,20 Metern im ersten Versuch.
Nach einer Zitterpartie bei 4,30 Metern, nutzte sie die Gunst der Stunde. Mit ihrem Satz über 4,50 Meter katapultierte sie sich zur WM-Norm und auf einen der ersten zwei Plätze beim Europacup, womit sie in dieser Kombination auf einen Schlag die Nominierungskriterien für Helsinki erfüllen konnte. Damit lag Carolin Hingst sogar zwischenzeitlich in Front, musste aber dann doch der polnischen Olympia-Dritten Anna Rogowska (4,60m) den Sieg überlassen.
Die Erfurterin Claudia Marx verspielte mit einem Missgeschick an der vorletzten Hürde ihren möglichen Sieg. Sie wurde bei ihrem zweiten Rennen überhaupt über die 400 Meter Hürden in 55,84 Sekunden so respektable Dritte, verpasste aber die zweite WM-Normerfüllung (55,60 sec). Den Lauf, der unter schwierigen Windverhältnissen stattfand, diktierte erwartungsgemäß die formstarke Polin Anna Jesien (54,90 sec).
WM-Norm für Christian Duma
Der Frankfurter Christian Duma ließ bei den Männern in einem flotten Hürden-Rennen seinen Worten im Vorfeld (wir berichteten) Taten folgen. Er stürmte als Vierter in 49,17 Sekunden zu einer für ihn bestechenden neuen persönlichen Bestzeit und unterbot damit zum ersten Mal in diesem Sommer auch die WM-Norm von 49,30 Sekunden. Vom Sieger, dem französischen Olympia-Dritten Naman Keïta, trennten ihn nur vier Zehntel.
Der Wind machte der Erfurter Dreispringerin Silvia Otto einen Strich durch die Rechnung. 14,01 Meter standen für sie am Ende als Sechste in der Ergebnisliste, allerdings wird der irreguläre Rückenwind (+ 2,2 m/sec) die Anerkennung in den Bestenlisten vereiteln. Die Russin Anna Pyatykh unterstrich mit ihren regulären 14,72 Metern ihre Vormachtstellung gerade beim Europacup.
International wertvolle Leistungen kamen am Samstag außerdem von der französischen Sprinterin Christine Arron (100m; 11,09 sec), ihrem Teamkollegen Ronald Pognon (100m; 10,06w sec) und der 400-Meter-Europameisterin Natalya Antyukh (Russland; 50,67 sec).
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