DLV mit zwei Einzelsiegen in Bergen
Zwei Einzelsiege feierte das deutsche Team am Samstag, dem ersten Tag der Team-EM in Bergen (Norwegen). Nachdem Diskuswerferin Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) mit 63,53 Metern überzeugt hatte, reichten Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg) 59,88 Meter zum ersten Platz. Nach dem ersten Tag rangiert Titelverteidiger Deutschland mit 141,5 Punkten zwar nur auf Platz sieben, DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen hält eine Aufholjagd auf Rang drei noch für möglich.
Den ersten Einzelsieg für das deutsche Team feierte Diskuswerferin Nadine Müller. Gleich im ersten Versuch des Wettbewerbs ließ sie bei starkem Gegenwind ihren Diskus auf 63,53 Meter segeln und hätte danach eigentlich schon ihre Tasche wieder packen können. Keiner anderen Werferin gelang ein Versuch über 60 Meter, der Marke am nächsten kam Olympiasiegerin Natalya Sadova (Russland) mit 59,59 Metern.„Durch den Wind von vorn war es sehr schwer zu werfen. Ich hatte einfach das Glück, gleich den ersten Versuch optimal zu treffen“, sagte Nadine Müller. „Mein Ziel für Barcelona ist eine Medaille. Es war heute schon ein kleiner Vorgeschmack auf die EM, aber natürlich haben heute noch einige gute Werferinnen gefehlt.“
Christina Obergföll schlägt Mariya Abakumova
Dass ihr weniger als 60 Meter zum Sieg reichen würden, damit hätte wohl auch Christina Obergföll nicht gerechnet. „Die Weite ist Nebensache, die zwölf Punkte fürs Team zählen. Aber die Bedingungen waren heftig, man ist wie gegen eine Wand angelaufen“, erklärte die 28-Jährige, nachdem sie unter anderen die Olympia-Zweite Mariya Abakumova geschlagen hatte. Die Russin wurde mit 58,24 Metern Dritte hinter der Britin Goldie Sayers (59,25 m).
Am dritten deutschen Tagessieg schrammte Kugelstoßer Ralf Bartels nur hauchdünn vorbei. Mit 20,61 Metern lag der Neubrandenburger zwei Zentimeter hinter Olympiasieger Tomasz Majewski aus Polen. "Ich wollte möglichst viele Punkte für das Team sammeln und habe mich deswegen nicht genug auf meine Technik konzentriert", sagte er. "Ich bin im Hinblick auf Barcelona auf einem guten Weg, auch wenn noch einiges an Arbeit vor mir liegt." Der WM-Dritte steuerte ebenso elf Punkte zum Ergebnis der Deutschen bei wie Stabhochspringerin Silke Spiegelburg.
Die Leverkusenerin trotzte den schwierigen Windbedingungen, flog über 4,65 Meter und damit auf den zweiten Rang. Ex-Weltmeisterin Svetlana Feofanova (Russland) blieb bis zu dieser Höhe ohne Fehl und Tadel und verzichtete auf weitere Versuche, nachdem sie als Siegerin feststand. „Aufgrund der Windböen waren es heute sehr schwierige Bedingungen“, sagte Silke Spiegelburg. „Insgesamt bin ich aber zufrieden, es war heute einfach nicht mehr drin.“ Bei der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid am kommenden Samstag (26. Juni) kommt es bereits zur Neuauflage dieses Duells.
Hammerwerfer Markus Esser sorgt für guten Start
Für einen guten Start in den ersten Wettkampftag hatte Hammerwerfer Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen) gesorgt, der in der ersten Disziplin des Tages mit 75,79 Metern, genau zwei Meter hinter Sieger Pavel Kryvitski (Weißrussland), Dritter geworden war. „Es tut mir leid, dass ich nicht mehr Punkte für Team geholt habe. Aber spätestens jetzt ist klar, dass ich in einem Formtief bin. Die Bedingungen waren schwierig. Trotz des strahlenden Sonnenscheins hat man im Innenraum gefroren, so heftig war der Wind“, sagte er.
Taktisch klug auf den vorderen Plätzen hielt sich Carsten Schlangen im Rennen über 1.500 Meter. Als es auf den letzten Metern zu einem Spurt fast des ganzen Feldes kam, konnte auch der Berliner noch zulegen. In 3:46,89 Minuten lief er auf den dritten Rang, nur knapp hinter dem Erstplatzierten Colin McCourt aus Großbritannien (3:46,70 min). „Es gab während des Rennens immer wieder taktisches Geplänkel“, erzählte er. „Mit etwas Glück hätte ich den Lauf sogar gewinnen können. Aber das hebe ich mir für das nächste Mal auf.“
Starke Ergebnisse über 100 Meter
Ebenfalls zehn Punkte steuerte die männliche 4x100-Meter-Staffel bei, die in 39,07 Sekunden den B-Lauf gewann und insgesamt Dritter wurde. „Der dritte Platz ist okay, zumal wir nur im B-Lauf waren. Aber natürlich wären wir lieber eine 38er-Zeit gelaufen“, sagte Till Helmke (LG ovag Friedberg-Fauerbach). In ungewohnter Besetzung, mit Hürdensprinterin Carolin Nytra (Bremer LT), lief die Frauen-Staffel in 43,79 Sekunden auf den fünften Rang. Die Bremerin mausert sich immer mehr zur „Allzweckwaffe“ mit großem Einsatz für die Mannschaft, nachdem sie bei einem Hallen-Länderkampf schon einmal über 800 Meter eingesprungen war.
Während der Chemnitzer Martin Keller über 100 Meter disqualifiziert worden war, sorgten der Brite Dwain Chambers und Christophe Lemaitre aus Frankreich für starke Ergebnisse. Dwain Chambers setzte sich in 9,99 Sekunden durch, während U20-Weltmeister Christophe Lemaitre in 10,02 Sekunden eine neue persönliche Bestleistung lief.
Aufholjagd am Sonntag noch möglich
Nachdem am ersten Tag trotz Sonnenschein 17 Grad und böiger Wind für schwierige Bedingungen gesorgt hatten, liegt das deutsche Team nach 21 von 40 Wettbewerben auf dem siebten Rang (141,5 Punkte). Im vergangenen Jahr hatte man nach dem ersten Tag mit 158,5 Zählern auf Rang vier gelegen. In Führung ist nach dem ersten Tag die Mannschaft aus Russland mit 209 Zählern vor Großbritannien (188 Punkte). Zum Vergleich: Vor einem Jahr rangierten die Briten zum gleichen Zeitpunkt mit lediglich 164 Punkten auf Rang eins.
„Das Ergebnis kann für uns als Titelverteidiger natürlich nicht zufriedenstellend sein. Wir wussten aber auch, dass der erste Tag unser schwächerer ist“, sagte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. „Es gilt nun, am zweiten Tag eine Aufholjagd zu starten. Wenn am Sonntag alles passt, ist ein Platz unter den ersten Drei noch möglich.“ Derzeit rangiert das italienische Team mit 154,5 Punkten vor der Ukraine (153) auf Position drei.
Weitere deutsche Stimmen vom ersten Wettkampftag:
Silvio Schirrmeister (SC Neubrandenburg)
Sechster 400 Meter Hürden (51,16 sec)
„Durch den Wind war es ein hartes Rennen und ich musste schon an der fünften und nicht erst wie sonst an der siebten Hürde den Rhythmus wechseln. So ist Rang sechs okay. Mit dem Start hier ist ein Traum von mir in Erfüllung gegangen. Ich hätte vor ein paar Jahren nie gedacht, mal für die A-Nationalmannschaft laufen zu können. Ich habe das Niveau, unter 50 Sekunden zu rennen. Ich hoffe, dass ich das noch vor den Deutschen Meisterschaften schaffe.“
Katja Demut (TuS Jena)
Achte Dreisprung (13,78 m)
„Nach sechs Wettkämpfen hat mir die Frische gefehlt. Die Sprünge waren einfach nicht so dynamisch wie in den vergangenen Wochen. Nun brauche ich erstmal wieder Ruhe, um neu aufzubauen.“
Thomas Schneider (SC Potsdam)
Fünfter 400 Meter (46,36 sec)
„Es war ein hartes Rennen bei diesem Wind. Zuerst war ich gar nicht zufrieden. Aber wir alle sind ja nicht in die Nähe unserer Saisonbestleistung gekommen.“
Claudia Hoffmann (SC Potsdam)
Zehnte 800 Meter (2:05,22 min)
„Das Rennen war so unrhythmisch und es wurde viel geschubst. Da fehlt mir wohl einfach noch die Erfahrung. Morgen muss es über 4x400 Meter besser werden.“
Martin Keller (LAC Erdgas Chemnitz)
Über 100 Meter disqualifiziert
„Mir wurde erst nach einer halben Stunde gesagt, dass ich mich in der "Fertig"-Position bewegt haben soll. Deshalb die Disqualifikation. Meine Reaktionszeit war ja korrekt. Ich selbst habe kein Zucken gemerkt.“Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…