DLV nach Aufholjagd Dritter bei Team-EM
DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen hatte am Samstagabend eine Aufholjagd seines Teams bei der Team-EM in Bergen (Norwegen) angekündigt, die deutschen Athleten ließen am Sonntag Taten folgen. Von Position sieben am Samstag gelang der deutschen Auswahl noch der Sprung auf den Bronzerang. Nach zwei Tagessiegen am Samstag, waren am Sonntag vier deutsche Athleten die Besten in ihrer jeweiligen Disziplin.
Für den entsprechenden Start in den zweiten Wettkampftag sorgte Hammerwerferin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt), die gleich zu Beginn des Tages mit 73,24 Metern die Konkurrenz um die ehemalige Weltrekordlerin Tatyana Lysenko (Russland) im Griff hatte. Weltmeisterin und Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk (Polen) fehlte verletzt. „Ich bin nicht ganz zufrieden, denn der zweite ungültige Versuch war mit Abstand am weitesten“, zeigte sich Betty Heidler trotzdem selbstkritisch.Ihr Wunsch ging allerdings in Erfüllung: „Jetzt hoffe ich, dass weitere zwölf Punkte in anderen Disziplinen folgen.“ Nur wenig später ließ Diskuswurf-Weltmeister Robert Harting die nächsten zwölf Punkte für das deutsche Team folgen. Mit 66,80 Metern hielt der Berliner den Polen Piotr Malachowski (65,55 m) in Schach. „Es waren heute sehr schwierige Bedingungen. Ich bin froh, dass ich Piotr Malachowski besiegt habe“, sagte er, fügte aber auch hinzu: „Dass ich heute hier gewonnen habe, heißt für die EM noch nichts.“
Matthias de Zordo verdirbt den Norwegern die Party
Für die wohl größte Überraschung des Tages sorgte aber ein anderer. Speerwerfer Matthias de Zordo verdarb den Norwegern die Party. Nicht ihrem Volksheld, Olympiasieger, Weltmeister und Europameister Andreas Thorkildsen, gelang der weiteste Wurf des Tages, sondern dem 22-Jährigen vom SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken. 83,80 zu 82,98 Metern stand es nach vier Versuchen. „Ich bin überglücklich. Ich habe den Olympiasieger, Welt- und Europameister in einem Wettkampf geschlagen. Ich werde noch die ganze Nacht grinsen“, war er sich sicher.
Der vierte Einzelsieg des Tages gelang Sabrina Mockenhaupt. Über 5.000 Meter setzte sich die Siegerländerin zunächst an die Spitze des Feldes und hielt sich später taktisch klug hinter der Britin Jo Pavey und Natalya Popkova aus Russland. Erst 500 Meter vor dem Ziel ging Sabrina Mockenhaupt vom Kölner Verein für Marathon wieder an die Spitze und verteidigte diese Position bis ins Ziel (15:17,38 min). „Ich habe gewusst, dass Jo Pavey das Rennen schnell macht. Ich freue mich unheimlich über meinen Sieg. Bei der EM wird es jedoch ein ganz anderes Feld geben, aber vielleicht habe ich ja auch einmal Glück.“
Carolin Nytra nah an der Bestzeit
Einen starken Lauf zeigte auch Hürdensprinterin Carolin Nytra (Bremer LT), die am Samstag bereits in der Sprintstaffel gelaufen war. Über ihre Paradestrecke lief sie in 12,81 Sekunden als Zweite ins Ziel und bis auf drei Hundertstelsekunden an ihre Bestleistung heran. „So habe ich auf jeden Fall meinen Anteil für die Mannschaftswertung beigetragen, auch wenn ich heute hier gerne gewonnen hätte“, sagte sie.
Ebenfalls ehr gute zweite Plätze gab es für Kugelstoßerin Petra Lammert (SC Neubrandenburg; 18,31 m), Hindernisläufer Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB), der sich auf den letzten Zentimetern noch den Silberrang sicherte (8:33,39 min), und die 4x400-Meter-Staffel der Frauen (3:26,96 min).
Thomas Kurschilgen zufrieden mit seinem Team
Zufrieden mit der kämpferischen Leistungen des deutschen Teams am zweiten Tag zeigte sich DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen: „Ich freue mich, dass die Mannschaft am zweiten Tag der Team-EM das umgesetzt hat, was wir am Samstagabend in einer Mannschaftssitzung besprochen haben, alles zu geben, um noch Platz drei zu erreichen“, sagte er, gestand aber auch ein: „Die Russen waren überdurchschnittlich gut.“
Mit überragenden 379,5 Punkten gewann Russland vor den Briten (317 Punkte), die bereits im vergangenen Jahr den Silberrang belegt hatten. Nah Position sieben bei Halbzeit gelang dem deutschen Team mit 304,5 Punkten noch der Sprung auf den dritten Rang, deutlich vor Frankreich (290).
Stimmen vom zweiten Tag der Team-EM:
Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt)
Siegerin Hammerwurf (73,24 m)
Der Sieg zu Beginn war das Beste, was der Mannschaft passieren konnte. Jetzt hoffe ich, dass weitere zwölf Punkte in anderen Disziplinen folgen. Persönlich bin ich nicht ganz zufrieden, denn der zweite ungültige Versuch war mit Abstand am weitesten. Für die EM in Barcelona beginnt jetzt die eigentliche Vorbereitung. Die Konkurrenz auf europäischer Ebene unterscheidet sich kaum im Vergleich zur Weltebene, da nur wenige Konkurrenten für die EM fehlen werden. Mein Ziel in Barcelona ist es, eine Medaille zu holen und mich für den Continental-Cup zu qualifizieren. Es ist schade, dass wir den Titel hier bei der Team-EM nicht verteidigen können, aber die Russen haben diesmal nicht die dritte, sondern die erste Garnitur geschickt. Jetzt wird angefeuert.
Robert Harting (SCC Berlin)
Sieger Diskuswurf (66,80 m)
Es waren heute sehr schwierige Bedingungen. Ich bin froh, dass ich Piotr Malchowski besiegt habe. Wenn wir uns anstrengen, können wir noch Platz drei schaffen. Für die EM in Barcelona ist eine Medaille mein Ziel, nicht der Titel. Es wird auf jeden Fall sehr interessant. Dass ich heute hier gewonnen habe, heißt für die EM noch nichts.
Matthias de Zordo (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken)
Sieger Speerwurf (83,80 m)
Ich bin überglücklich. Ich habe den Olympiasieger, Welt- und Europameister in einem Wettkampf geschlagen. Ich werde noch die ganze Nacht grinsen. Ich war in den vergangenen Wochen schon in sehr guter Form.
Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon)
Siegerin 5.000 Meter (15:17,38 min)
Ich habe gewusst, dass Jo Pavey das Rennen schnell macht. Ich freue mich unheimlich über meinen Sieg. Bei der EM wird es jedoch ein ganz anderes Feld geben, aber vielleicht habe ich ja auch einmal Glück. Ich bin in dieser Saison erst spät in Form gekommen, war im April noch einmal im Höhentrainingslager. Ich mache inzwischen auch mehr Krafttraining. Ich finde es cool, dass wir nun auf Platz vier liegen. Bin gespannt wie es ausgeht.
Carolin Nytra (Bremer LT)
Zweite 100 Meter Hürden (12,81 sec)
Ich freue mich, dass es elf Punkte für das Team geworden sind. So habe ich auf jeden Fall meinen Anteil für die Mannschaftswertung beigetragen, auch wenn ich heute her gerne gewonnen hätte.
Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt)
Dritte Hochsprung (1,98 m)
Meine Form ist gut und meine Technik war heute auch gut. Ich hatte das Gefühl, dass ich die 2 Meter heute schaffe. Bei 1,98 Metern habe ich die Zuschauer um Unterstützung gebeten, und sie haben einen guten Job gemacht, aber ich habe leider meine Konzentration verloren. Ich hätte heute besser sein müssen.
Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB)
Zweiter 3.000 Meter Hindernis (8:33,39 min)
Wirklich? Zweiter Platz? Ich bin den letzten Kilometer schneller als 2:40 Minuten gelaufen. Das ist wirklich schnell und ich bin mehr als glücklich darüber. Ich kann es immer noch nicht glauben, ein sehr gutes Rennen. Ich habe mich die ganze Zeit gut gefühlt und habe am Ende den Europameister geschlagen.
Petra Lammert (SC Neubrandenburg)
Zweite Kugelstoßen (18,31 m)
Ich wollte heute gewinnen. Ich weiß nicht so genau, was im Moment das Problem bei mir ist. Vielleicht ist es die ganze Reiserei und die vielen Wettkämpfe. Nun werde ich daheim erst einmal trainieren.
Sebastian Ernst (TV Wattenscheid 01)
Dritter 200 Meter (20,77 sec)
Ich wollte heute die EM-Norm laufen und es wäre auch möglich gewesen. Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Der Wind war auf den ersten Metern stark, aber das war er für alle.
Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Fünfter Stabhochsprung (5,50 m)
Der Sprung über 5,50 Meter war super. Danach habe ich einen härteren Stab genommen. Das war ein Fehler. Bei dem Gegenwind konnte ich ihn nicht biegen.
Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Vierte 800 Meter (1:46,38 min)
Von der Zeit bin ich überrascht. Mir fehlt momentan noch das nötige Stehvermögen für schnelle Zeiten.
Thomas Schneider (SC Potsdam)
Sechster 4x400 Meter (3:04,90 min)
Es war ok, dass wir das B-Rennen gewonnen haben, aber wir wären lieber im A-Rennen gegen die stärksten europäischen Teams gelaufen. Der Wind war sehr stark und manchmal wusste ich nicht, von wo er kam.
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