DLV-Präsident: Anti-Doping-Gesetz notwendig
Die Diskussionen um die Doping-Praktiken in der Bundesrepublik werden hitziger. Das Innenministerium und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sehen sich sogar Vorwürfen der Verschleppungstaktik ausgesetzt. DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop wiederholte am Dienstag auf einer Pressekonferenz in München seine Forderung nach Nennung von Verantwortlichen und Beteiligten. Gemeinsam mit Bayerns Justizministerin Beate Merk betonte er außerdem erneut die Notwendigkeit eines Anti-Doping-Gesetzes.
Video: "Brauchen strafrechtliche Regelungen"„Es müssen Ross und Reiter genannt werden“, verlangte Dr. Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Er nahm damit erneut Bezug auf die Forschungsarbeit der Berliner Humboldt Universität und der Universität Münsterüber Doping-Praktiken in der Bundesrepublik und mahnte die Veröffentlichung der bisher zurückgehaltenen Langfassung an. Nur so könne auch der nun aufgekommene „Generalverdacht“ gegen bundesdeutsche Athleten ausgeräumt werden.
Der bereits im März 2012 fertiggestellte Zwischenbericht der Studie „Doping in Deutschland von 1950 bis heute“ enthielt nach dpa-Informationen mehr Namen und war auch mehrere Hundert Seiten länger als der am Montag vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) veröffentlichte Abschlussbericht. Die Forscher hätten das Recht, auch den Zwischenbericht zu veröffentlichen, scheinen ohne Rechtsschutz aus Angst vor möglichen Klagen aber davor zurückschrecken.
Dr. Beate Merk: "Müssen jetzt handeln"
Dr. Clemens Prokop reagierte entsetzt auf die ersten Erkenntnisse. „Was mich erschreckt hat, dass sich tatsächlich ein erhebliches Ausmaß des Dopings in Westdeutschland abzeichnet.“ Der DLV-Präsident zeigte sich überrascht, dass schon seit Ende der 40er-Jahre nicht nur in der Leichtathletik, sondern auch im Fußball, im Rudern und in anderen Sportarten gedopt worden sein soll: „Was mich schockiert hat, war, dass offenkundig mit staatlichen Geldern geforscht wurde. Und dass offenkundig viele Verantwortliche im Sport Bescheid wussten.“
Bayerns Justizministerin Beate Merk bekräftigte in München ihre Forderung nach einem umfassenden Anti-Doping-Gesetz. „Wir müssen handeln, aufdecken, nicht länger zudecken“, sagte die CSU-Politikerin. Die Sportverbände müssten zur Kenntnis nehmen, dass sie die Probleme alleine nicht bewältigen könnten. „Systematisch aufklären, systematisch strafen kann der Sport nicht.“ Es sei an der Zeit, „endlich ein Doping-Strafrecht zu schaffen, das seinen Namen verdient“, betonte Merk.
Mehr Fragen als Antworten
Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag und DLV-Vizepräsidentin Dagmar Freitag betonte derweil, dass die Politik ein Anrecht darauf habe, mehr zu erfahren. Sie monierte, dass die Studie nicht komplett veröffentlicht worden ist.
In hr-iNFO sagte die SPD-Politikerin, die veröffentlichte Minimalversion des Berichts werfe mehr Fragen auf als sie Antworten gebe. So seien vermutlich interessante Namen geschwärzt worden. Freitag sprach von einem Bericht, „der von Auslassungen und Platzhaltern wie N.N. dominiert wird“. Dass offiziell datenschutzrechtliche Gründe angeführt werden, hält sie für abwegig. „Diese Argumentation hat man sich ja auch nicht bei der Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen zu eigen gemacht“, sagte sie.
Video: "Brauchen strafrechtliche Regelungen"
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)