DLV-Präsidium im Fokus - Frank O. Hamm
Seit einem guten halben Jahr arbeitet das Präsidium des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in neuer Besetzung. Zeit, die neuen Mitglieder, ihren Background und ihre Motivation vorzustellen sowie mit ihnen eine erste Bestandsaufnahme zu machen. Heute: Frank O. Hamm, Vorsitzender Bundesausschuss Wettkampforganisation.
Mit 41 Jahren ist er der Jüngste im DLV-Präsidium und es mangelt dort nicht an Aufgaben und Herausforderungen für ihn. Es mangelt auf der anderen Seite auch nicht an Motivation, daran lässt Frank O. Hamm als neuer Bundesausschuss-Vorsitzender Wettkampforganisation keinen Zweifel.„Ich möchte Dinge gestalten, ich möchte Dinge verändern. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten. Es war mein Wunsch, zu einem Zeitpunkt ins Präsidium zu kommen, zu dem ich noch Elan und Energie genug habe“, unterstreicht der Diplom-Informatiker, der beruflich in einer IT- Manageraufgabe Verantwortung für verschiedene Servicebereiche trägt.
Flexibel im Beruf
Auch dieser international angelegte Job ist es, der ihm den Freiraum gibt, um sich überhaupt in einem nicht zu unterschätzenden Umfang in der Leichtathletik zu engagieren. „Es ist relativ egal, wo ich bin. Ich kann flexibel arbeiten. Das ist auch die einzige Möglichkeit, sich ehrenamtlich so einzubringen.“
In hohem Maße engagiert hat sich Frank O. Hamm vor seiner Wahl im November letzten Jahres ins neue DLV-Präsidium auch ehrenamtlich beim für die Organisation der WM in Berlin verantwortlichen BOC. Als Competition Director zeichnete er für den Bereich der Sporttechnik verantwortlich, wo unter anderem 700 Freiwillige die WM zu einem großen Erfolg werden ließen. Der Aufwand war für Frank O. Hamm allerdings beträchtlich. Und mit einer Erkenntnis verbunden, die ihm den Weg zum DLV weiter wies: „Ich wusste aufgrund der Zeit, mit der ich mich dort einbringen konnte, dass ich mich auf das Amt im Präsidium einlassen kann.“
Viele Schnittstellen
Dort stehen für den früheren Mittel- und Langstreckenläufer nun im Anschluss an die Berliner WM die nächsten Herausforderungen an, denen er sich stellt. Die größte davon aber sei es, die Vielfalt der Themen in der Wettkampforganisation vernünftig abzudecken.
„Unser Bundesausschuss hat vermutlich die meisten Schnittstellen zu den anderen Fachbereichen von allen Bundesausschüssen und Präsidiumsmitgliedern. Es gibt permanenten direkten Kontakt mit anderen Bereichen und DLV-Referaten“, weiß Frank O. Hamm zu berichten. Zugleich lobt er die Zusammenarbeit.
Für seine neue Aufgabe gerüstet war der Aachener durch eine „relativ lange Amtsübergabe“ von Volker Wollschläger. „Ich habe schon über Jahre im Bundesausschuss mitgearbeitet und mit meinem Vorgänger viel kooperiert. Für mich war es eine relativ gute Ausgangsposition.“ Dennoch hielt die Arbeit im DLV-Präsidium noch Überraschungen parat. Vor allem mit dem hohen administrativen Aufwand, den er leisten muss, hatte Frank O. Hamm nicht unbedingt gerechnet.
Viel anstoßen
Beeindrucken davon lässt er sich allerdings nicht. Ganz im Gegenteil. „Ich versuche in den ersten Monaten viel anzustoßen, damit man in den vier Jahren auch etwas erreichen kann.“ Der Bundesausschuss wurde bereits umstrukturiert und erweitert, auch die Überarbeitung der Ordnungen im DLV schon mit viel Elan in Angriff genommen.
Eine neue Fachkommission beschäftigt sich mit dem Thema der Eventpräsentation, denn immerhin steht es auf dem Punkteplan von DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop, die Veranstaltungsattraktivität zu steigern.
Davon, wohin diese Reise gehen soll, hat Frank O. Hamm eine klare Vorstellung: „Meine Vision ist, dass der Zuschauer im Stadion eine Leichtathletik-Veranstaltung so intensiv erleben kann wie der Fernsehzuschauer, so dass ihm aufbereitet wird, wo er gerade hinzugucken hat. Der Zuschauer muss durch diese Veranstaltung geleitet werden, er muss dazu die relevanten Informationen bekommen. Aber er hat das große Plus, dass er im Stadion richtig Atmosphäre tankt, dass er die Stimmung mitbekommt. Dafür müssen wir eine Veranstaltung steuern und einen Zeitplan ausarbeiten, der Highlight auf Highlight im Zehn-Minuten-Takt bietet. Es ist zwar eine Show, aber der Athlet und die Leistung müssen nach wie vor an erster Stelle stehen.“
1984 begann der Weg als Kampfrichter
An hoher Stelle steht die Leichtathletik bei Frank O. Hamm schon seit einigen Jahren. Sein Weg durch die Verbände begann 1984. „Ich bin ein Relikt der erfolgreichsten Kampfrichtergewinnungsmaßnahme, die der DLV je hatte, die anlässlich der Europameisterschaft 1986 damals aufgelegt wurde. Dadurch bin ich hängengeblieben“, erinnert er sich. „Irgendwann wurde ich vom Landesverband entdeckt und habe dort mitgearbeitet, war später im Landesverband Nordrhein Vize-Präsident mit dem gleichen Verantwortungsbereich wie jetzt. So hat es sich entwickelt, dass ich mich auch beim DLV eingebracht habe.“
Dass er sich allerdings nicht bis ins Rentenalter dort positioniert, das scheint für ihn jetzt schon festzustehen. „Ich stelle mir nicht vor, mit Siebzig noch im Präsidium zu sitzen. Irgendwann werde ich erkennen, dass die Ideen ausgehen, dass die Eigenmotivation nicht mehr so da ist.“ Bis es soweit ist, dürften aber noch einige Jahre ins Land ziehen, in denen Frank O. Hamm einen großen Anteil zur weiteren Entwicklung der deutschen Leichtathletik im Bereich der Wettkampforganisation leisten kann.