Interview mit Weitspringerin Bianca Kappler
Die Saison ist noch jung, doch die Leistungen der deutschen Weitspringerinnen machen Hoffnung. DLV-Cheftrainer Dr. Bernd Schubert spricht gar von einer "neuen Generation", die sich anschickt, in die Fußstapfen von Heike Drechsler zu treten. Bianca Kappler hat sich momentan mit ihren 6,63 Metern die Spitzenposition im deutschen Lager gesichert. Trotzdem ist der Weg nach Paris mit der geforderten A-Norm von 6,75 Metern noch weit. Dirk Gantenberg hat sich mit der Neu-Rehlingerin über dieses und noch andere interessante Themen unterhalten.
Bianca Kappler konzentriert sich jetzt voll auf den Sport und das mit zunehmendem Erfolg (Foto: Asics)
leichtathletik.de:Frau Kappler, Sie haben zuletzt in Wesel die deutsche Jahresbestleistung um zwei Zentimeter auf 6,63 Meter verbessert. Waren Sie mit dem Wettkampf zufrieden?
Bianca Kappler:
Man ist ja nie zufrieden, aber es war eigentlich ganz gut. Das war die beste Serie, die ich je gesprungen bin, mit sehr konstanten Sprüngen um die 6,60 Meter. Natürlich ist klar, das gilt auch für Sofia Schulte. Wir beide hatten uns vorgenommen, auf der guten Anlage in Wesel und bei den guten Bedingungen die WM Norm von 6,75 Metern anzugehen. Für mich ist das ein sehr hoch gestecktes Ziel, denn es bedeutet eine Verbesserung um zehn Zentimeter meiner bisherigen Bestleistung.
leichtathletik.de:
Bei den europäischen Titelkämpfen im letzten Jahr lagen die Normen bei 6,55 bzw. 6,60 Meter. Zur Weltmeisterschaft in Paris benötigen Sie einige Zentimeter mehr. Das wird nicht leicht, oder?
Bianca Kappler:
Ja, die Normen sind in diesem Jahr irre hoch. Die sind in den technischen Disziplinen so ausgelegt, dass möglichst in der Welt nur zwölf Athletinnen diese Leistungen überhaupt erreichen können. Für uns junge Springerinnen ist das erst mal etwas frustrierend, wir müssen schauen, dass wir hinterher kommen.
leichtathletik.de:
Die B-Norm von 6,60 Meter haben Sie jetzt mehrfach übertroffen und auch die 6,75 Meter liegen in Ihrer Reichweite, wie man bereits gesehen hat...
Bianca Kappler:
Ja eben, die liegen sehr in meiner Reichweite und Wesel hat eine sehr gute Anlage. Leider hatten wir dort wechselnde Winde, das bekommt man als Zuschauer wahrscheinlich gar nicht so mit. Jetzt bleiben als nächstes das Sparkassen DLV-Meeting in Dortmund und die Deutschen Meisterschaften in Ulm mit nicht ganz so guten Anlagen.
leichtathletik.de:
Sie sind im letzten Winter zum LC asics Rehlingen gewechselt. Welche Gründe waren dafür ausschlaggebend?
Bianca Kappler:
Ich habe mein Studium abgeschlossen und möchte mich jetzt nur auf den Sport konzentrieren. Da musste ich natürlich eine finanzielle Möglichkeit finden, die mich, wenigstens bis zu den Olympischen Spielen in Athen, absichert. Das war in Norddeutschland leider nicht möglich. Dann spielte der Gedanke eine Rolle, dass ich gerne mit Uli Knapp als Trainer zusammenarbeiten wollte. Also bin ich nach Rehlingen gewechselt. Wir haben am Olympiastützpunkt in Saarbrücken super Voraussetzungen mit der Leichtathletikhalle, die es ja in Hamburg auch noch nicht gibt. Bei schlechtem Wetter geht man einfach in die Halle und kann das Training auf gleich hohem Niveau fortsetzen.
leichtathletik.de:
Wie haben Sie dann bei schlechtem Wetter im Norden trainiert?
Bianca Kappler:
Letztes Jahr vor den Deutschen Meisterschaften habe ich dann im Endeffekt zwei Wochen im Regenanzug draußen trainiert. Das war nicht ideal.
leichtathletik.de:
Entspricht das Training bei Weitsprung-Bundestrainer Ulrich Knapp denn den Erwartungen, die Sie vorher hatten. Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung?
Bianca Kappler:
Ich bin ja nicht blauäugig dahin gewechselt. Ich habe ihn natürlich vorher schon als Bundestrainer gekannt und war auch mit ihm vor der Europameisterschaft im Trainingslager. Da gab es keine Überraschungen, das war alles schon gut durchdacht.
leichtathletik.de:
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Kappler.