Athletenumfrage fließt in das Förderkonzept ein
Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Athen ging ein Ruck durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Ein Prozess des Umdenkens begann. Nicht nur personelle Änderungen wurden vorgenommen, sondern auch ein neues Konzept zur Leistungssport-Förderung wurde ins Leben gerufen. Man hat es sich zum Ziel gemacht, verstärkt auf die Athleten, auf die eigentlichen Akteure der Leichtathletik, zu hören.
René Scheer stellte das Ergebnis der Athletenumfrage vor (Foto: Gantenberg)
Aus diesem Grund fand im Rahmen des Konsultationsprozesses eine Umfrage unter den Kaderathleten statt, die unter der Federführung von Dr. Gaby Bußmann, der Berliner Kommunikationsexpertin Kathrin Glatzel sowie Andrea Ziercke durchgeführt wurde. 560 Athletinnen und Athleten der Kader A,B und C aus 2003/2004 und 2004/2005 wurden befragt. 302 Fragebögen kamen zurück. "54 Prozent der Athleten haben geantwortet", berichtete der DLV-Schatzmeister René Scheer auf der gestrigen Pressekonferenz in Dortmund stolz von einer positiven Resonanz. "Wenn man bedenkt, dass sich jeder Athlet im Schnitt eineinhalb Stunden Zeit für die Bearbeitung des 15 Seiten langen Fragebogens genommen hat, so können wir mit dieser Rücklaufquote sehr zufrieden sein."
Deutlich wurde nach der Auswertung durch die Universität Bochum, "dass die Sportler den Kontakt zum DLV suchen und sich eine stärkere Einbindung wünschen", präsentierte René Scheer die ersten Ergebnisse. "Wir wissen, dass die jetzige Kommunikation verbesserungswürdig ist", gab er freimütig zu und versprach, dass sich diese Problematik in der Zukunft ändern wird. So soll den Athleten auch deutlicher werden, welche Leistungen der DLV effektiv für sie erbringt.
Kein Lamentieren, sondern Höchstleistungen
Des weiteren hat diese Untersuchung, die von einem externen Team erstellt wurde, ergeben, dass die Aktiven sich keinesfalls von der negativen Resonanz nach Athen abschrecken lassen. "Sie lamentieren nicht rum, sondern wollen Höchstleistungen bringen", brachte es der frühere Präsident der LG Olympia Dortmund auf den Punkt. So stehe auch einem Wohnortwechsel für den Sport nichts im Wege.
Jedoch liegt das Vertrauen der Athleten eindeutig bei den Heimtrainern. "Daher werden diese Trainer nun auch entsprechend von uns gefördert und die Zusammenarbeit zwischen Athlet, Heimtrainer und Bundestrainer verstärkt."
Probleme Zeitmanagement und Medienumgang
"Viele Athleten geben an, dass sie Probleme mit ihrer Zeiteinteilung hätten. Hier wollen wir ihnen unter die Arme greifen", versprach der DLV-Schatzmeister. Geschehen soll dies durch gezielte Förderung und Weiterbildungen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Umgang mit den Medien sowie mit ihrer Berufs- und Karriereplanung. "Auch hier sollen und wollen vor allem die jungen Athleten unterstützt und geschult werden. Wir wollen ihnen Perspektiven aufzeigen, wohin ihr Weg nach einem Ende der aktiven Laufbahn führen kann, um ihnen Zukunftsängste zu nehmen."
All diese Befragungsergebnisse haben Einfluss auf das neue Leistungssport-Förderungskonzept genommen. "Wir haben die Wünsche der Aktiven in diesem Konzept berücksichtigt", sagte René Scheer.
Kummerkasten für Athleten
Und erste Schritte sind schon in der Planung. "Es wird eine Athletenhotline, so eine Art Kummerkasten, eingeführt", verriet er außerdem. Geleitet werden soll diese von einer ehemaligen deutschen Top-Athletin, Andrea Ziercke, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Philipp.