DLV-Siebenkämpferinnen mitten im Gedrängel
"Es wird eng hergehen, vielleicht noch enger als im letzten Jahr in Athen", sagt die Olympia-Sechste Sonja Kesselschläger vor der Weltmeisterschaft in Helsinki, die am kommenden Samstag fast mit dem ersten Startschuss im Siebenkampf beginnt.

Sonja Kesselschläger ist einsatzbereit (Foto: Gantenberg)
Hinter den Favoritinnen Carolina Klüft (Schweden) und Eunice Barber (Frankreich) sowie den Medaillenanwärterinnen Kelly Sotherton (Großbritannien), der überraschenden Götzis-Dritten Hyleas Fountain (USA), Margaret Simpson (Ghana) und Austra Skujyte (Litauen) sind im Olympiastadion rund zehn Siebenkämpferinnen mit Saisonbestleistungen zwischen 6.150 und 6.300 Punkten auf Lauerstellung.Mittendrin auch die Deutschen Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg; 6.221 Punkte in Götzis), Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn; 6.196 in Erfurt) und Karin Ertl (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg; 6.163 in Ratingen).
Test bestanden
Sonja Kesselschläger, die zuletzt viel Zeit mit Physiotherapie und Akupunktur verbracht hat, konnte in der letzten Woche beruhigt durchatmen. Ein letzter Formtest, der aufgrund ihrer Sitzbeinverletzung, die sie sich in Ratingen zugezogen hatte, notwendig war, verlief mit einer Hürdenzeit von 13,84 Sekunden nach Wunsch. Danach war auch klar, dass sie nicht mehr um ihr WM-Ticket zittern würde müssen.
In Helsinki möchte sie nun trotz dem Rückschlag ihr großes Ziel in Angriff nehmen: "Ich will endlich mal 6.300 Punkte machen. Ohne die Verletzung in Ratingen hätte ich mich sicher optimaler vorbereiten können, aber es ist nach wie vor einiges möglich. In Götzis hatte ich mich nicht so gut gefühlt und 6.221 Punkte geschafft."
Erinnerungen an 1994
An das Olympiastadion in Helsinki hat Sonja Kesselschläger übrigens vage Erinnerungen. 1994 nahm sie als damals 16-Jährige am Rande der EM an einem Nachwuchswettkampf teil und durfte auch die Wettkämpfe der Großen besuchen. "Ich erinnere mich, dass es viele Zuschauer waren", sagt die leidenschaftliche Skandinavien-Urlauberin, die sich zwar ein schönes Wetter wünscht, aber auch mit typisch finnischem Klima keine größeren Probleme haben sollte.
Spannend könnte es in Helsinki auch im innerdeutschen Aufeinandertreffen werden. Lilli Schwarzkopf und Karin Ertl wollen auf ihre bisherigen Leistungen in diesem Jahr noch etwas draufpacken.
Lilli Schwarzkopf ohne Druck
Lilli Schwarzkopf, Zweite der U23-EM, schaffte in Erfurt trotz einem durchwachsenen ersten Tag ("Da war überall noch Platz") eine neue persönliche Bestleistung von 6.196 Punkten. Gelöst will es die 21-Jährige nun in Finnland angehen: "In Erfurt wurde auf mich geguckt, bei der WM ist es jetzt anders herum. Ich gehe ohne Druck rein, kann die anderen beobachten und will viel Erfahrung sammeln." Nachdem sie im letzten Jahr knapp an der Olympia-Qualifikation scheiterte, hat sie nun die Chance, sich auf der großen Leichtathletikbühne zu zeigen.
Die routinierte Karin Ertl, die zum dritten Mal bei einer WM dabei ist, bereitete sich unter anderem mit zwei bayerischen Meistertiteln auf die Aufgabe vor, nachdem sie in Ratingen als beste Deutsche mit Selbstbewusstsein die Anlage verlassen konnte: "Trotz schlechter Vorbereitung ging dort viel." In Helsinki will sie nun dafür sorgen, dass noch mehr geht und auch in das Gedrängel um die Top 10-Platzierungen eingreifen.