| Vorschau World Relays

DLV-Sprinter wollen über Yokohama nach Doha

Schnelle Rennen, gute Wechsel und möglichst viele Plätze in den Top Ten der Welt: Bei den World Relays in Yokohama geht es am Wochenende für die DLV-Sprinter um eine frühzeitige Qualifikation für die WM in Doha. Ein Quartett kann auf einen der vorderen Plätze schielen.
Silke Bernhart

Die Arbeit ist getan. Jetzt wollen sich die deutschen Kurz- und Langsprinter den Lohn abholen. Nach den Abschluss-Einheiten im Trainingslager in Okinawa reist die deutsche Nationalmannschaft am Donnerstag früh nach Yokohama (Japan), wo am Wochenende (11./12. Mai) die World Relays – die inoffiziellen Staffel-Weltmeisterschaften – stattfinden.

Im Mittelpunkt steht dort für alle teilnehmenden Nationen neben Gold, Silber und Bronze vor allem eins: die Qualifikation für die Weltmeisterschaften im Herbst in Doha (Katar). Der DLV ist in den Wettbewerben über 4x100, 4x200 und 4x400 Meter der Männer und Frauen sowie erstmals auch in der Mixed Staffel über 4x400 Meter vertreten. Mit Ausnahme der 4x200 Meter zählen all diese Wettbewerbe auch zum WM-Programm von Doha.

In den klassischen Staffeln lösen die Top Acht des A-Finals der World Relays sowie die zwei bestplatzierten Staffeln des B-Finals das WM-Ticket. In der Mixed Staffel, für die es kein B-Finale gibt, können die Top Acht des A-Finals und die weiteren vier zeitschnellsten Staffeln aus den Vorläufen mit Doha planen. Wichtig: Der Stab muss auch im A-Finale ins Ziel, sonst geht der WM-Startplatz an ein zusätzliches Quartett aus dem B-Finale.

Alle Nominierten sind einsatzbereit

Zwar sind nicht alle DLV-Sprinter ganz ohne Wehwehchen und Probleme durch das Trainingslager gekommen, pünktlich zu den World Relays sind aber alle Athleten einsatzbereit. „Wir haben eine sehr, sehr gute medizinische Abteilung vor Ort“, betont der 400 Meter-Bundestrainer der Männer Edgar Eisenkolb, der in der gesamten Gruppe von Kurz- und Langsprintern eine sehr gute Stimmung wahrnimmt. „Alle unterstützen und motivieren sich gegenseitig!“

Seine Schützlinge haben im Hinblick auf die aktuelle Weltranglisten-Position die wohl größte Herausforderung vor sich, einen WM-Platz für Doha zu ergattern. „Die Top Ten sind schon eine Hausnummer, das wird extrem schwer“, sagt er angesichts der Konkurrenz aus 19 weiteren Nationen, darunter die Olympiasieger aus den USA, die Weltmeister aus Trinidad & Tobago und die Europameister aus Belgien. Aber er sagt auch: „Alle sind topmotiviert und wollen das rocken!“

Maximale Flexibilität bei der Aufstellung

Mit Platz sechs sowohl bei der zurückliegenden WM als auch bei der Heim-EM in Berlin haben sich zuletzt die deutschen Langsprinterinnen international konkurrenzfähig gezeigt. Verantwortlich ist für den Kader seit Kurzem die ehemalige Staffel-Europameisterin Claudia Marx. „Ich traue allen Staffeln die WM-Qualifikation zu und ich hoffe, dass wir das im deutschen Team auch hinkriegen“, sagt sie – denn die frühe Qualifikation würde Planungssicherheit im weiteren Verlauf der Saison bedeuten, die für viele Staffel-Kandidaten zusätzlich noch die U23-EM im Einzel und mit der Staffel bereithält.

Eine ungewohnte Situation sowohl für Athleten als auch Trainer: Von den nominierten 400-Meter-Sprintern werden einige in der klassischen Frauen- bzw. Männer-Staffel zum Einsatz kommen, andere in der Mixed Staffel. „Das müssen wir taktisch clever angehen“, erklärt Claudia Marx, die sich dazu in enger Abstimmung mit Edgar Eisenkolb bereits mit der Historie der Mixed Staffeln beschäftigt hat.

Die Entscheidung über die Aufstellung fällt kurzfristig. Alle für die 4x400 Meter Nominierten können in beiden Staffel-Varianten eingesetzt werden, auch der Wechsel nach dem Vorlauf ist möglich. Zudem ist in der Mixed Staffel die Reihenfolge der je zwei Sprinterinnen und zwei Sprinter frei wählbar. „Das Training mit dem Wechsel von Mann auf Frau war anfangs eine Herausforderung“, berichtet Claudia Marx, „für die Mädels war das hohe Tempo ungewohnt. Andersrum ist es allen leichter gefallen. Aber das kriegen alle hin, da mache ich mir keine Sorgen.“

Keine Experimente

„Wir wollen mit der stärksten Gruppe antreten und werden nichts ausprobieren, dazu ist der Wettbewerb zu wichtig“, gibt Ronald Stein die Marschrichtung für die Kurzsprinter vor. Er ist neben Männer-Bundestrainer Jörg Möckel für die Frauen- und Männer-Staffeln über 4x100 und 4x200 Meter verantwortlich – und lässt durchklingen, dass die zurzeit besten Sprinter und sichersten Wechsler wohl in der 4x100 Meter Staffel zum Einsatz kommen werden, wo es um das WM-Ticket für Doha geht.

Die derzeitige Form seiner Schützlinge für den Staffel-Einsatz optimal einzuordnen, ist eine der Schwierigkeiten eines Staffel-Bundestrainers. „Wir hatten letzten Samstag einen kleinen Test-Wettkampf“, erklärt Ronald Stein, „aber nicht alle waren einsatzbereit, und wir hatten extrem schwierigen Wind. Wir wollten dort kein Risiko gehen, daher kann man nur nach den letzten Trainingseindrücken gehen.“

Die meisten seiner Athletinnen und Athleten kennt er gut, mit nur wenigen Ausnahmen kann er auf die Leistungsträger der vergangenen Jahre setzen. „Wenn es rund läuft, können die Sprinterinnen relativ weit vorne landen“, lautet seine Prognose, „bei den Männern ist nach den Top Drei, Vier, Fünf alles sehr eng, da kommt es darauf an, dass sie ein Ding treffen.“

Gute Erinnerungen an die Bahamas

Mut kann in einigen Wettbewerben der Blick zurück auf die letzte Ausgabe der World Relays machen: 2017 gewannen die deutschen Sprinterinnen auf den Bahamas überraschend Gold und Silber über 4x100 und 4x200 Meter. Zu einem ähnlich frühen Zeitpunkt der Saison konnten sie dabei sogar die USA und Jamaika überflügeln und die Vorteile der Gegnerinnen hinsichtlich der Einzel-Bestleistungen mit sicheren Wechseln wettmachen. Die Männer schafften es damals als Zweite des B-Finals über 4x100 Meter in die Top Ten.

Mindestens diesen Platz in den Top Ten haben in Yokohama auch die besten Sprint-Nationen der Welt im Visier, die sich mit zahlreichen Topathleten angekündigt haben. Für die USA sprintet 100-Meter-Weltmeisterin Torie Bowie, für Jamaika sind die Olympiasiegerinnen Elaine Thompson und Shelly-Ann Fraser-Pryce gemeldet, Kanada hat den Olympia-Zweiten über 200 Meter Andre de Grasse im Team. Über 4x400 Meter rennt Vize-Weltmeister Steven Gardiner für die Bahamas und der dreimalige Hallen-Weltmeister Pavel Maslák für Tschechien. Hinzu kommen Weltklasse-Hürdensprinter im vom DLV nicht besetzten Hürden-Wettbewerb.

Aber: „Staffel ist Staffel“, sagt Ronald Stein. Will heißen: Da kann viel passieren. Im schlimmsten Fall das frühe Aus nach Stab-Verlust. Im besten Fall schnelle Einzel-Zeiten und optimale Wechsel der DLV-Athleten und am Ende des Staffel-Wochenendes fünf sichere deutsche Startplätze bei der WM in Doha.

Mehr:

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