| Formtest im Trainingslager

DLV-Sprinterinnen nutzen starken Rückenwind von Clermont für Top-Zeiten

Mit ersten Staffel-Auftritten sowie Starts in ausgewählten Einzeldisziplinen haben die deutschen Sprinter am Samstag in Clermont, Florida ihre Form getestet. Starke 100- und 200-Meter-Zeiten besonders von Rebekka Haase und Tatjana Pinto waren zwar vom Winde verweht, lassen aber dennoch auf eine gute Form schließen.
Silke Bernhart

Der Traum einer jeden Sprinterin: die 100 Meter in einer Zeit unter elf Sekunden zu absolvieren. Für Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) war es am Samstag in Clermont wieder so weit – allerdings blies der Wind wie schon bei ihrer ersten 10er Zeit 2016 in Mannheim (10,98 sec; +3,4 m/sec) deutlich zu stark von hinten. In rasanten 10,94 Sekunden absolvierte die Deutsche 200-Meter-Hallenmeisterin ihren 100-Meter-Vorlauf. Aufgrund von 4,5 Metern pro Sekunde Rückenwind wird diese Marke jedoch in keiner Bestenliste vermerkt.

Wie diese Leistung einzuschätzen ist? „Man muss das in Relation zu den anderen Top-Sprinterinnen sehen“, sagt Bundestrainer Ronald Stein. Und Weltklasse-Athletinnen wie die Olympia-Zweite Torie Bowie (USA; 10,80 sec; +3,3 sec) oder die WM-Sechste Kelly-Ann Baptiste (Trinidad und Tobago; 10,94 sec; +3,2 m/sec) waren bei ähnlichen Bedingungen nicht viel schneller unterwegs.

Ein Zeichen für die starke Form der Sächsin, die auf das Finale ebenso verzichtete wie Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), für die im Vorlauf 11,25 Sekunden (+3,3 m/sec) gestoppt wurden – gleichbedeutend mit ihrer Bestzeit bei regulärem Wind.

Tatjana Pinto mit rasanten 200 Metern

Zum Tagesende stand Rebekka Haase dann doch noch einmal in den Startblöcken, und zwar über 200 Meter. Nach 22,58 Sekunden (+3,1 m/sec) hatte sie ihr Werk vollbracht. Sogar fünf Hundertstel schneller war die Deutsche 100-Meter-Meisterin Tatjana Pinto (LC Paderborn; +3,0 m/sec) unterwegs, die in 22,53 Sekunden überraschte.

Natürlich habe der Wind zu diesen Zeiten beigetragen, sagte Ronald Stein. „Man muss sie aber trotzdem auch erstmal laufen! Man muss auch bedenken: Heute ist der 15. April, da ist noch niemand in Topform." 400-Meter-Olympiasiegerin Shaunae Miller-Uibo (Bahamas) nutzte 3,1 Meter pro Sekunde Schub von hinten sogar für eine Zeit von 21,90 Sekunden. Mit den Plätzen zwei und vier in Weltklasse-Feldern brauchten sich die deutschen Sprinterinnen aber keineswegs zu verstecken.

Einziger DLV-Sprinter im 200-Meter-Feld: der gerade der U20-Altersklasse entwachsene Felix Straub (SC DHfK Leipzig), der den Wind von +4,1 m/sec und die starke Konkurrenz für seine erste Zeit unter 21 Sekunden nutzte: 20,89 Sekunden. Über 100 Meter hatte der Wattenscheider Robert Hering (10,21 sec; 4,9 m/sec) im Vorlauf für die schnellste deutsche Zeit gesorgt, im Finale rannte sein Vereinskollege Alexander Kosenkow 10,20 Sekunden (+5,5 m/sec).

Staffeln testen Wechsel-Optionen

Zum Auftakt des Meetings stand für vier deutsche Sprintstaffeln ein Test für die Staffel-WM in Nassau (Bahamas; 22./23. April) auf dem Programm. Jedoch trugen sich nur zwei davon in die Ergebnislisten ein. Josefina Elsler (LC Paderborn) musste nach Problemen beim Aufwärmen verzichten, sodass die zweite Frauen-Staffel nur auf den Positionen eins bis drei besetzt war (Ronald Stein: "Wir hoffen, dass die Verletzung nicht schwerwiegend ist, man muss abwarten.") Die zweite Männer-Staffel rannte zwar ins Ziel, verpatzte aber den ersten Wechsel vom Wattenscheider Alexander Kosenkow auf Michael Bryan (TSG Weinheim).

Tatjana Pinto, Alexandra Burghardt (MTG Mannheim), Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) und Yasmin Kwadwo (MTG Mannheim) überquerten nach 44,05 Sekunden als zweite Frauen-Staffel die Ziellinie – 35 Hundertstel hinter der Auswahl von China. Ebenfalls Platz zwei in 39,39 Sekunden gab es für Julian Reus, Robin Erewa, Robert Hering (alle TV Wattenscheid 01) und Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen), auch hier war China (39,26 sec) – angetreten in Top-Besetzung – schneller.

"Es war schwierig, hier ordentliche Zeiten zu erzielen. Noch lief nicht alles rund, aber es war ein guter Test", bilanzierte Ronald Stein. "Wir haben auf vielen Positionen etwas ausprobiert, das war aufschlussreich für nächste Woche. Wir wollten uns einen Überblick darüber verschaffen, welche Möglichkeiten zu wechseln wir haben."

Andrew Pozzi beeindruckt im Kampf gegen den Wind

Aus internationaler Sicht aus mehreren Gründen herausragend: 13,13 Sekunden von Hürdensprinter Andrew Pozzi. Hier blies gleich 5,8 Meter pro Sekunde Rückenwind! Für die Kontrolle über die drei Schritte zwischen den Hürden allerdings alles andere als förderlich.

Der Hallen-Europameister aus Großbritannien, der schon im Vorlauf in 13,17 Sekunden (+2,2 m/sec) überzeugt hatte, hatte die Konkurrenz um Andrew Riley (Jamaika; 13,33 sec; +2,3 m/sec) aber trotzdem im Griff. Ebenso wie Siebenkämpferin Nadine Visser (Niederlande), die die 100 Meter Hürden der Frauen in beachtlichen 12,57 Sekunden (+4,5 m/sec) absolvierte.

Im für sie ungeliebten Speerwurf war Siebenkämpferin Morgan Lake, U20-Weltmeisterin von 2014, mit 41,50 Metern zufrieden. Shaunae Miller-Uibo zeigte im Weitsprung mit 6,29 Metern ungeahnte Qualitäten und musste nur Chantel Malone (British Virgin Islands) den Vortritt lassen, die mit etwas zu viel Wind auf 6,63 Meter flog.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik…

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