DLV-Teams in Florenz auf gutem Kurs
Die deutsche Mannschaft blickt beim Europacup in Florenz auf einen zufriedenstellenden ersten Tag. Zur Halbzeit liegen die Frauen auf Rang zwei, die Männer, die am Sonntag noch mehrere heiße Eisen im Feuer haben, auf Platz drei. Die Glanzlichter gingen bei heißen Temperaturen auf die Konten von Karsten Kobs, Claudia Gesell, Steffi Nerius und Annika Becker, die in ihren Disziplinen die Vollpunktzahlen einfuhren. "Wir liegen besser im Rennen als in den Vorjahren", sagte DLV-Vize-Präsident Rüdiger Nickel, "das Soll haben wir für den ersten Tag damit sogar übertroffen."

Claudia Gesell zeigte sich von ihrer spurtstarken Seite (Foto: Kiefner)
Für den ersten deutschen Einzelsieg sorgte bereits im Auftaktwettbewerb Hammerwerfer Karsten Kobs (80,63 m). "Bei jeder Drehung hat diesmal nur ein einziger Millimeter gefehlt, dann wäre ich wieder bei meiner Bestleistung angelangt", analysierte er zufrieden. Jeder seiner vier Würfe hätte zum ersten Platz gereicht. Claudia Gesell zeigt alte Spurtstärke
800-Meter-Läuferin Claudia Gesell überzeugte mit einem taktischen Meisterstück. Auf der Zielgerade spielte sie ihre Spurtstärke aus, verbesserte sich vom vierten auf den ersten Platz und durfte sich über eine Endzeit von 2:00,85 Minuten und acht Zähler freuen. "Ich hatte ein sehr gutes Gefühl, die Zeit war mir egal. Ich freue mich über die Punkte für die Mannschaft", strahlte die Leverkusenerin.
Zum erwarteten Duell zwischen Annika Becker und Tatjana Polnova kam es im Stabhochsprung. Die Erfurterin entschied den Zweikampf mit starken Nerven bei 4,50 Metern, die sie im dritten Versuch und praktisch abgelaufener Zeitvorgabe übersprang, für sich. Die Russin hatte mit ihren 4,45 Metern das Nachsehen.
Steffi Nerius tankt Selbstvertrauen
Auf ihre Nervenstärke konnte auch Vize-Europameisterin Steffi Nerius vertrauen. Sie steigerte sich im letzten Durchgang auf 63,30 Meter und holte sich damit den Sieg im Speerwurf.
Als Führender bog der deutsche Europameister Ingo Schultz auf den 400 Metern auf die Zielgerade ein, ehe der Franzose Marc Raquil aufkam und in sehr guten 44,88 Sekunden gewann. Der Bergedorfer verkaufte sich als Zweiter in 45,19 Sekunden aber ebenfalls glänzend. Damit steigerte er seine Saisonbestzeit um fast eine Sekunde und knackte die WM-Norm für Paris recht deutlich.
Auf den 5.000 Metern zeigte sich Vize-Europameister Dieter Baumann zunächst an der Spitze taktierend. Nach vielerlei Geplänkel fiel die Entscheidung erwartungsgemäß in der Schlussphase. Die ersten drei Plätze wurden in der Reihenfolge Smail Sghyr (Frankreich; 13:43,70 min), Jesus Espana (Spanien; 13:44,68 min) und Dieter Baumann (13:45,55 min) auf den letzten 100 Metern verteilt.
Heike Meißner knackt Norm
Vize-Europameisterin Heike Meißner schlug sich auf der ungünstigen achten Bahn über 400 Meter Hürden als Dritte wacker und unterbot in 55,22 Sekunden die WM-Norm für Paris deutlich. Zur rumänischen Siegerin Ionela Tirlea (54,47 sec) fehlte aber noch ein Stück. Ihr DLV-Kollege Christian Duma schlug sich als Vierter in 49,68 Sekunden, einer neuen persönlichen Bestzeit, ebenfalls prächtig.
Auf einem ordentlichen dritten Rang hinter der Russin Olga Yegorova (8:55,73 min) und der Britin Hayley Tullett (8:57,45 min) kam das deutsche Gute-Laune-Girl Sabrina Mockenhaupt in 8:57,69 Minuten über 3.000 Meter an.
Esther Möller doch einsatzbereit
Sprinterin Esther Möller stellte sich in letzter Minute nach einem Test beim Aufwärmen doch der 100-Meter-Konkurrenz, nachdem zwischenzeitlich wegen der Muskelprobleme der Wattenscheiderin schon Marion Wagner als Ersatz eingeplant war. In 11,58 Sekunden wirkte die schnellste Deutsche leicht gehemmt und reihte sich auf Platz fünf ein, während die Französin Christine Arron (11,07 sec) als Siegerin einen sehr guten Eindruck hinterließ. Auch in der Staffel verbuchte Frankreich (42,62 sec) acht Punkte. Marion Wagner holte sich als deutsche Schlussläuferin im Duell mit Russland noch Platz zwei und brachte die Uhr in 43,13 Sekunden innerhalb der geforderten WM-Norm zum Stillstand.
Ebenfalls wertvolle Punkte verbuchte zugunsten des DLV-Teams Weitspringer Nils Winter, der sich mit 7,85 Metern als Dritter einreihte.
Nur wenige Enttäuschungen
Der EM-Dritte im Kugelstoßen, Ralf Bartels, verpasste hingegen mit 19,46 Metern die 20-Meter-Marke mehr als deutlich und konnte mit Rang fünf nicht zufrieden sein. Der Hallen-Weltmeister Manuel Martinez (Spanien) gewann diesen Bewerb mit standesgemäßen 21,08 Metern. Unter ihren Möglichkeiten blieben im DLV-Team auch Diskuswerferin Franka Dietzsch, Dreispringerin Katja Umlauft und Sprinter Marc Blume.
"Wir haben aber mehr positive als negative Ergebnisse", zog Rüdiger Nickel ein zufriedenes Fazit zur Halbzeit, "bei den Männern können wir am Sonntag noch mit um den Sieg kämpfen, bei den Frauen werden die Russinnen zu überlegen sein."
In der Männerwertung führen nach dem ersten Tag die Briten (52 Punkte) vor den Franzosen (51) und Deutschland (48,5). Die DLV-Frauen sind momentan noch mit 59 Punkten auf Reichweite der Russinnen (63) und liegen sicher vor Frankreich (47).
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