DLV verabschiedet Olympia-Aktionsprogramm 2004
Bei der Kienbaumer Spitzensport-Tagung stand am Wochenende die Analyse der Leichtathletik-Weltmeisterschaften von Paris im Mittelpunkt. DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop machte in seiner Rede vor 123 Trainern unmissverständlich klar, dass das schlechte Abschneiden bei der WM der deutschen Leichtathletik nachhaltig geschadet habe.
Dr. Clemens Prokop: "Abgerechnet wird nach dem Olympiazyklus" (Foto: Chai)
"Es macht allerdings keinen Sinn, wenn wir jetzt in blinden Aktionismus verfallen. Auf dem Weg zu den Olympischen Spielen bleibt Dr. Bernd Schubert Cheftrainer. Gleichzeitig wird Frank Hensel als Generalsekretär verstärkt in die Umsetzung des in Kienbaum verabschiedeten Aktionsprogrammes eingebunden", sagte Prokop. Bis 1999 war Generalsekretär Frank Hensel auch als Leistungssportdirektor im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) tätig."Der Teamgedanke zwischen Heimtrainer und Bundestrainer darf nicht nur auf dem Papier stehen, sondern muss gelebt werden. Wir haben nur wenige Meistertrainer, aber viele Lehrlinge", sagte Hensel. Im Rahmen der Tagung wurde das Olympia-Aktionsprogramm 2004 verabschiedet Schwerpunkt ist es dabei, um jeden einzelnen Olympia-Kandidaten ein individuelles Betreuer-Team aufzubauen, das für das Ergebnis verantwortlich zeichnet. Ferner wurden die Eckdaten für ein zu entwickelndes Aktionsprogramm 2008/2012 festgelegt, für das Frank Hensel den Auftrag erhält, zusammen mit den Verantwortlichen des Leistungssport für die Entwicklung zu sorgen.
Neuer Cheftrainer kontraproduktiv
"Jetzt einen neuen Cheftrainer, wie von vielen Kritikern gefordert, zu installieren, wäre elf Monate vor den Olympischen Spielen kontraproduktiv. Derzeit gibt es zu Dr. Schubert als Cheftrainer keine Alternative und wir müssen alles daran setzen, das schlechte Ergebnis von Paris in Athen gemeinsam zu korrigieren. Wir sind in der Leichtathletik nicht mit dem Fußball vergleichbar, wo man von heute auf morgen den Trainer wechselt und auf eine schnelle Genesung des Patienten hofft. Abgerechnet wird nach dem Olympiazyklus", sagte Prokop. "In der Leichtathletik gibt es nicht hunderte, sondern nur ganz wenige die die entsprechende Fachkompetenz für das Amt des Cheftrainers mitbringen."
Dr. Bernd Schubert stellte in Kienbaum unmissverständlich klar, das für die Bilanz seiner Arbeit der gesamte Olympiazyklus zählt: "Sollte das Ergebnis in Athen nicht besser als in Paris sein, werde ich um die Entbindung meiner Aufgaben bitten. Allerdings bin ich überzeugt, dass unsere Mannschaft ein größeres Potential besitzt, als sie bei der WM gezeigt hat", sagte Dr. Schubert. "Wir alle - jeder für seinen Bereich - müssen uns fragen, welche Fehler wir begangen haben und daraus die notwendigen Schlüsse ziehen." Dabei sieht er eine Ursache für das schlechte Abschneiden in trainingsmethodischen Schwächen. "Nicht jeder Athlet hat die nötige Trainingsintensität ausgeschöpft, die man mitbringen muss, um Spitzenleistungen zu bringen. Das Maß der Belastung ist in vielen Fällen nicht ausreichend gewesen."
Kein zweiter Fehlstart
Rüdiger Nickel, Vizepräsident Leistungssport, betonte, dass es im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Athen im kommenden Jahr keinen zweiten Fehlstart geben dürfe. "Unser vorrangiges Ziel ist es, alle Kräfte zur Absicherung des Olympia-Ergebnisses zu bündeln. In Athen ist es unser Ziel, vier bis sechs Medaillen zu holen und wieder auf Rang drei der Nationenwertung zu kommen. Wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, ist kein Arbeitsplatz sicher."
Bei der Ursachenforschung bezüglich des Abschneidens in Paris - vier Medaillen, Platz fünf in der Nationenwertung - gestand Nickel Fehler ein , "die wir alle gemeinsam zu verantworten haben.. Es gab eine zu hohe Ausfallquote in Runde eins. Aufgrund der hohen Anzahl der Verletzungen während der Saison müssen wir schnellstmöglichst unser medizinisches Regel-Betreuungs-System verbessern. Ab sofort werden individuelle Betreuer-Teams bestehend aus Heimtrainer, Bundestrainer, Teamleiter, Arzt, Physiotherapeut sowie Manager gebildet, um das Gefüge Heim- und Bundestrainer zu optimieren. Die Frage des Betreuungsgefüges Training zu Wettkampf stimmt nicht immer in jedem einzelnen Disziplinbereich überein. Wir müssen uns selbstkritisch fragen, ob wir überall das nötige Know How haben."
Trainer des Jahres
Als Trainer des Jahres 2003 wurden Wolfgang Weber und Thomas Weise, die Trainer von der Vize-Weltmeisterin im Stabhochsprung, Annika Becker, gewählt. Nachwuchstrainer 2003 wurde Stefan Poser, Trainer der zweifachen Junioreneuropameisterin (100 Meter Hürden, Weitsprung) Sophie Krauel.
Downloads:
AKTIONSPROGRAMM ATHEN 2004 (pdf)
AKTIONSPROGRAMM 2008/2012 (pdf)