| EM 2016

DLV-Viertelmeiler können nicht nachlegen

Die deutsche 4x400 Meter-Staffel der Männer konnte im Finale der EM in Amsterdam (Niederlande) nicht nachlegen, um damit noch einen entscheidenden Fortschritt für die Olympia-Qualifikation zu erzielen.
Christian Fuchs

In 3:05,67 Minuten blieb das Quartett auf Platz acht deutlich über der vielversprechenden Vorlaufzeit (3:03,97 min) und verpasste damit die angestrebte Verbesserung.

Eine solche wäre dem Stand der Dinge nach notwendig gewesen, denn für einen von 16 Olympia-Startplätzen entscheidet die Summe aus den zwei schnellsten Zeiten im Qualifikationszeitraum. Vor der EM war Deutschland nicht in diesem Kreis.

Alexander Gladitz muss passen

Nicht einfacher wurde es dadurch, dass der schnellste Deutsche der Saison, der Hannoveraner Alexander Gladitz, auch im Finale aus gesundheitlichen Gründen passen musste. Youngster Constantin Schmidt (TG Obertshausen) erfuhr dadurch erst kurzfristig, dass er erneut zusammen mit Johannes Trefz (LG Stadtwerke München), Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth) und Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt) zum Einsatz kommt, aber diesmal die verantwortungsvolle Aufgabe des Schlussläufers ausfüllen muss.Bis er auf der Bahn dran kam, war allerdings schon recht klar, dass die DLV-Staffel im Olympiastadion nicht mehr viel würde ausrichten können. Zu den besten Teams Europas, die aus Belgien (3:01,10 min), Polen (3:01,18 min) und Großbritannien (3:01,44 min) kommen, war ohnehin der Abstand groß.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Johannes Trefz (LG Stadtwerke München):
Es war unglaublich schwer. Ich habe versucht, alles rauszuholen. Ich bin sprachlos. Es war schon nach 30, 40 Metern schwer. Mehr konnte ich heute nicht. Ich bin geschafft. Vier Rennen in fünf Tagen, ich bin platt. Ich bin enttäuscht. Die Zeit war nicht gut, mein Rennen war nicht gut. Aber insgesamt kann ich viel aus der EM mitnehmen und in Zukunft das ein oder andere besser machen.

Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth):
Vor zwei Jahren habe ich noch in der Kreisklasse Fußball gespielt und die EM in Zürich im Fernsehen angeschaut. In dem Jahr habe ich auch Kamghe Gaba gesehen, als er Deutscher Meister geworden ist. Da habe ich mit Leichtathletik angefangen und es war ein Traum, mit ihm in der Staffel zu laufen. Heute stehe ich hier. Es war eine super Atmosphäre. Wir waren voller Euphorie und wollten ein gutes Rennen abliefern. Das ist uns heute nicht so gelungen. Wir hatten auch noch mit Rio geliebäugelt. Aber mit dieser Performence haben wir dort auch nicht zu suchen. Auch wenn es hart klingt, wir müssen schauen, wie es in vier Jahren aussieht. Wir haben noch einige starke junge Athleten, die sich noch gut entwickeln können.

Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt):
Es ist leider ziemlich enttäuschend. Nach dem Ergebnis von gestern haben wir natürlich geschaut, was kann man noch daran ändern, um das Ganze zu optimieren. Wir hatten den Plan, Alexander Gladitz noch als Verstärkung mit reinzunehmen. Ich dachte, damit kann man noch einmal eine Sekunde gutmachen. Leider konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten. Das hat es für Constantin auch nicht so einfach gemacht. Er musste sich eine Stunde vor dem Wettkampf mental darauf einstellen, jetzt doch zu laufen. Dann auch noch an Position vier, eine ziemlich entscheidende Position. Es war schwer zu laufen. Aus meiner Position habe ich gleich versucht, auf den ersten 200 Metern zwei Positionen gutzumachen. Ich habe im Rennen schon gemerkt, dass es für mich eigentlich viel zu schnell ist. Ich habe es aber trotzdem versucht, weil ich auf Teufel komm raus diese Lücke zulaufen wollte. Die letzten 150 Meter ging leider gar nichts mehr. Von da an sind wir leider nur noch mit und hinterher gelaufen. Es war heute unsere letzte Chance [für Rio], die schon unrealistisch war. Aber man soll ja nie den Glauben verlieren. Bis zum „letzten Atemzug“ haben wir doch noch damit geliebäugelt, dass das irgendwie klappt. Aber aus irgendeinem Grund soll es einfach nicht sein. Das ist sehr, sehr enttäuschend. Gerade für mich. Man wird auch nicht jünger. Das wären jetzt meine letzten Spiele gewesen. In vier Jahren ist nicht mehr dran zu denken. Umso schwerer wird es, in ein paar Wochen vor dem Fernseher zu sitzen.

Constantin Schmidt (TG Obertshausen):
Der Coach hatte schon vorher gesagt, dass ich eventuell laufen sollte. Es war noch nicht sicher. Ich sollte mich auf jeden Fall bereithalten. Natürlich ist es schwierig, eine Dreiviertelstunde vor dem Lauf zu erfahren: Jetzt läufst du final, wenn man eigentlich damit gerechnet hat nicht zu laufen. Das ist eine schwierige Situation. Irgendwie muss man damit umgehen. Man lernt immer dazu, vor allem beim ersten Mal bei so großen Meisterschaften. Ich bin ja noch jung. Da lernt man mit jedem Schritt dazu, im Lauf, im Callroom, im Stadion. Das ist komplett etwas anderes. Das ist viel professioneller, größer und mit besserer Atmosphäre.

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