| Trainingslager III

DLV-Werfer rackern unter der Sonne Zyperns

Schönes Wetter, Strand und viel Schweiß: Nach der Hallensaison heißt es für die Top-Athleten Grundlagen, Athletik und Kraft für eine erfolgreiche Sommersaison aufbauen – das geht am besten in klimatisch günstig gelegenen Trainingslagern. Wir haben die verschiedenen Disziplingruppen aufgespürt und nachgefragt, wie die Vorbereitung läuft. Heute: die Werfer in Nikosia (Zypern).
Pamela Ruprecht

Einen trainingsfreien Nachmittag nutzten die Kugelstoßer und ein Teil der Diskuswerfer zum Strandausflug nach Aiga Napa. Unter den Mutigen, die sich dort von einer rund acht Meter hohen Klippe ins Mittelmeer stürzten, war auch David Storl (SC DHfK Leipzig). Der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister nannte es den „Sprung in die Sommersaison 2017“ (<link https: www.instagram.com p bsrbdhdbske _blank>Video) und bereitet sich auf Zypern aktuell mit dem Kader seiner Disziplin unter Bundestrainer Sven Lang auf die näher rückenden Wettkämpfe vor.

Ein 33-köpfiges DLV-Wurf-Team ist noch bis zum 4. April auf der Insel südlich der Türkei, um sich für die Höhepunkte im Sommer zu rüsten. Der Leitende Bundestrainer Wurf Jürgen Schult reist mit kleinen Unterbrechungen bereits das zehnte Jahr nach Nikosia: „Wir suchen nach Destinationen, wo wir unter klimatisch günstigen Bedingungen trainieren können." Grundvoraussetzung für ordentliches Training ist konstant gutes Wetter, das ist mit fast täglich Sonne und Temperaturen von 20 bis 22 Grad im Schatten, im März dort gegeben ist.

Mit schwerem Gerät und großem Team

Da die Werfer mit schwerem Gerät – Kugeln, Scheiben und Stäben – anrücken, brauchen sie anders als die übrigen Disziplingruppen einen extra Wurfplatz. Der Rasen in den Stadien muss oftmals für den Fußball in Takt bleiben. „In Nikosia haben wir einen sicheren Hafen gefunden“, sagt Jürgen Schult, der fortlaufend nach optimalen Trainingslager-Standorten Ausschau hält. Albufeira (Portugal) und Stellenbosch (Südafrika) haben sich ebenfalls bewährt.

Untergebracht sind die DLV-Athleten und Betreuer direkt in dem größeren Leichtathletik-Stadion der Stadt – in einem Hotel (gutes Essen, großzügige Zimmer mit Drei-Sterne-Niveau), das in die Tribüne integriert ist. Nebenan gibt es ein kleineres Stadion mit drei Rundbahnen und einen Wurfplatz – trainingsorganisatorisch also sehr praktisch. In dem größten Stadion der Insel war man vor einer Woche als Zuschauer beim Fußball-WM-Qualifikationsspiel Zypern gegen Estland (0:0).

Zum Betreuer-Team gehören neben der medizinischen Abteilung (Arzt und Physiotherapeut), Trainingswissenschaftler Eberhard Deutscher und Team-Psychologin Dr. Heike Kugler, die für ein paar Tage als beratende Ansprechperson zur Verfügung steht. „So haben wir eine relativ runde Sache hier“, beschreibt der Leitende Bundestrainer das Camp, in dem verschiedene Trainingsruppen mit zahlreichen Spitzenathleten zusammen kommen. „Wir sprechen uns untereinander ab, wer, wann, welchen Ring oder Kraftraum nutzt, um Stau zu vermeiden.“

Trainingsorganisation ohne Stau

Der neue Diskus-Bundestrainer der Männer Dr. Marko Badura ist mit seinen Schützlingen Julia und Robert Harting (beide SCC Berlin) vor Ort. Und der Olympiasieger von 2012 freut sich über Fortschritte. "Die Baustellen gehen langsam von der Planung in die Realisierung. Wird spannend, wie es in sechs Wochen aussieht und vor allem, wie weit die Dinger fliegen“, teilte der dreimalige Weltmeister von 2009 bis 2013 mit einem <link https: www.facebook.com derharting videos _blank>Facebook-Video aus Zypern mit.

„Bisher läuft alles nach Plan“, kann Shanice Craft (MTG Mannheim) berichten. „Ich bin gut durch das Wintertraining gekommen und kann jetzt in Nikosia mit meinem Trainer an der Technik feilen.“ Ihr Programm ist abwechslungsreich, mal geht es um technische Feinheiten, Schnelligkeit oder Auspowern im Kraftraum. Dabei hat die EM-Dritte mit dem Diskus von 2014 und 2016 wie viele das eine Ziel vor Augen. „Im Sommer will ich bei den Weltmeisterschaften in London zeigen, was ich kann, und dort das Finale erreichen“, sagt die 23-Jährige.

Für die Kugelstoßer beginnt nach der Hallensaison die zweite Vorbereitungsphase, mit viel Krafttraining. Die Langwerfer schleudern je nach Stand schon schwerere Wurfgeräte durch die Luft und trainieren sich so die spezifische Wurf-Kraft an. "Die Umfänge sind sehr hoch", sagt Jürgen Schult. Die WM-Dritte mit dem Diskus Nadine Müller (SV Halle) schuftet intensiv mit dem neuen Frauen-Bundestrainer René Sack. Nachwuchs-Bundestrainer Jörg Schulte ist unter anderen mit den Brüdern Clemens und Henning Prüfer (beide SC Potsdam) vor Ort.

Bei der U23-EM um Gold werfen

Die Diskusscheibe steht nach ihrem fünften Platz im Kugelstoßen bei der Hallen-EM in Belgrad (Serbien) auch für Claudine Vita (SC Neubrandenburg) wieder im Fokus. „Ich denke, dass ich dort noch einiges an Luft nach oben habe und sehe mich langfristig eher im Diskuswurf“, erzählt die 20-Jährige, die ihre Zweit-Disziplin aber parallel fortführen will („man kann ja nie wissen, wie es kommt und wie man sich weiterentwickelt“). Momentan ist das Werfen aber noch zweitrangig, da sich die U20-Europmeisterin in ihrer "Kraftspitze" befindet.

Das wird sich in Richtung Saisonbeginn ändern, denn neben dem Ziel, verletzungsfrei und fit durch den Sommer zu kommen, will Claudine Vita bei der U23-EM in Bydgoszcz (Polen) im Diskusring um die Goldmedaille werfen. Dort ist – wie schon bei ihrer erfolgreichen U20-EM-Teilnahme 2015 mit zwei Medaillen – ein Doppelstart (Kugel und Diskus) angepeilt: „Das ist für mich der Saisonhöhepunkt.“ Die Fahrt zur Meisterschaft eine Nummer größer ist allerdings nicht ausgeschlossen. „Das i-Tüpfelchen wäre es, wenn ich mich für die WM in London qualifizieren könnte.“

Der Trainingsaufwand ist in diesen Tagen enorm. Abends sind die Athleten meist vom anstrengenden Training geschafft und entspannen zusammen bei einem Spiel, Video oder gemeinsamen Essen in angenehmer Stimmung. Gedacht wird auch an die daheimgebliebenen Werfer. Die Zypern-Gruppe schickt Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) nach seinem Achillessehnenriss beste Wünsche für einen „guten Reha-Verlauf auf dem Weg zurück in den Kugelring" und der schwangeren Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) für ihre Gesundheit in Richtung Heimat.

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