DLV-Zehnkämpfer hinter Eaton in Medaillennähe
Die Medaillen sind nach Tag eins in Reichweite für die deutschen Zehnkämpfer. Hinter Weltrekordler Ashton Eaton (USA; 4.502 Punkte) und US-Youngster Gunnar Nixon (4.493) übernachtet ein starker Michael Schrader (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4.427) auf Rang drei. Rico Freimuth (Hallesche Leichtathletik-Freunde; 4.296) und Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt; 4.258) liegen in Reichweite zur Spitze auf Rang sechs und sieben.
Die deutschen Athleten waren mit soliden Leistungen in den Tag gestartet – keine Ausreißer nach oben, keine Ausrutscher nach unten. Europameister Pascal Behrenbruch wendete im Weitsprung gerade noch den Supergau ab: Nach zwei ungültigen ersten Versuchen war er ohne Ergebnis, der dritte musste sitzen. 7,19 Meter, zwei Zentimeter unter Bestleistung.Michael Schrader spielte in den ersten Disziplinen seine Schnelligkeit aus. Mit einem Satz auf 7,85 Meter war er der beste Weitspringer im Feld. Auch Rico Freimuth, in 10,60 Sekunden viertbester Sprinter, lieferte Leistungen im Rahmen seiner Zehnkampf-Bestleistung.
Hochsprung als Scheideweg
Dann kam der Hochsprung. Und während die DLV-Athleten zu Höchstform aufliefen, verabschiedete sich einer der Favoriten. Titelverteidiger Trey Hardee (USA) versuchte deutlich angeschlagen, sich über seine Anfangshöhe von 1,90 Meter zu quälen – ohne Erfolg.
Rico Freimuth schraubte dagegen seine Bestleistung um fünf Zentimeter auf 1,99 Meter, Michael Schrader machte genau vier Sprünge, die mit ebenfalls 1,99 Metern zur Einstellung des Hausrekords reichten. Und Pascal Behrenbruch blieb mit der gleichen Höhe zwei Zentimeter über seiner Leistung von Helsinki (Finnland) 2012, als er Europameister wurde.
Den Schwung nahmen die deutschen Allrounder mit in die 400 Meter, wo Michael Schrader in 47,66 Sekunden und Pascal Behrenbruch in 48,40 Sekunden neue Bestleistungen aufstellen und auch Rico Freimuth (48,05 sec) die nächste gute Leistung ablieferte.
Am zweiten Tag voll auf Angriff
Ashton Eaton, Bestleistung 2,11 Meter, musste im Hochsprung einen Dämpfer einstecken und kam nicht über 1,93 Meter hinaus. Mit überragenden 10,35 Sekunden über 100 und 46,02 Sekunden über 400 Meter legte er aber dennoch einen soliden Grundstein für die Mission WM-Gold.
Auf den Plätzen dahinter bahnt sich ein spannender Kampf um Silber und Bronze an. Während U20-Weltmeister Gunnar Nixon, der an Tag eins unter anderem mit 2,14 Metern im Hochsprung glänzte, einen schwächeren zweiten Tag hat, rollt Pascal Behrenbruch das Feld in der Regel von hinten auf. Noch bessere Karten hat aber Michael Schrader, der auf einem Kurs von 8.600 Punkten liegt.
Auf der Rechnung haben sollte man außerdem den Niederländer Eelco Sintnicolaas, für den eine neue Bestleistung (bisher 8.506 Punkte) in Reichweite ist, sowie den Kanadier Damian Warner, zurzeit Vierter (4.381). Rico Freimuth liebäugelt mit 8.400 Punkten – was unter regulären Bedingungen eine neue Bestleistung wäre, in Moskau aber zu wenig sein könnte für einen Platz ganz vorne.
STIMMEN ZUM WETTBEWERB
Michael Schrader (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Bei 100 Metern hatte ich ganz schön weiche Knie, da zwischen den schnellsten Zehnkämpfern der Welt zu stehen. Der Hochsprung und die 400 Meter waren überragend. Über 400 Meter wollte ich zeigen, was ich kann. Dass es so schnell wird, das habe ich nicht geahnt. Bis 300 Meter vor Schluss hat sich das Rennen auch richtig gut angefühlt, danach musste ich beißen. Jetzt brennt alles, aber so ist das im Zehnkampf. Richtig weh tut ausnahmesweise mal nichts, ich fühle mich eher wie nach einer langen Trainingseinheit, das hatte ich schon Jahre nicht mehr! Ich bin froh, dass ich endlich zeigen kann, was ich die letzten Jahre trainiert habe, aber nie im Wettkampf zeigen konnte. Was dabei am Ende rausspringt, da bin ich selber gespannt. Morgen will ich über die Hürden eine neue Bestzeit und bei den anderen Disziplinen will ich meine Trainingsleistungen abrufen, dann kann mir nichts Schlimmes passieren.
Rico Freimuth (Hallesche Leichtathletik-Freunde)
Ich denke, ich kann morgen über 8.400 Punkte machen. Und Micha holt eine Medaille! Der ist viel zu cool, viel zu abgebrüht, um sich das noch nehmen zu lassen. Und wenn es einer verdient hat, dann er, nach allem, was er in den vergangenen Jahren durchgemacht hat. Wir wohnen zusammen, wir trainieren zusammen, wir hängen uns jeden Tag auf der Pelle - und dann stehen wir bei der WM noch zusammen im 100-Meter-Lauf. Wie geil ist das denn?! Mein lädierter Rücken tut seit dem Hochsprung wieder weh, jetzt lasse ich mich direkt behandeln. Morgen reihe ich mich vielleicht auf Rang sechs ein, auch wenn ich alles dafür tun werde, noch weiter nach vorne zu kommen.
Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt)
Ich bin körperlich fit, das habe ich schon über die 100 Meter gemerkt. Im Weitsprung hatte ich natürlich ein bisschen Glück. Aber ich wollte keinen Sicherheitssprung machen, es ging ja um ein gutes Ergebnis. Also habe ich einfach draufgehalten und versucht, einen kurzen letzten Schritt zu setzen. Im Kugelstoßen wäre sicher ein halber Meter mehr drin gewesen, aber ich habe generell Probleme, in einem großen Stadion zu stoßen, da will ich immer zu viel. Wenn ich morgen 4.300 Punkte mache, sieht's richtig gut aus. Das sind dann 8.500 Punkte, das hat immer für die Medaillen gereicht. Ich muss mal schauen, wer alles 200 Punkte vor mir liegt. Die sind vor mir nicht sicher!
WM-Zehnkampf - Von Disziplin zu Disziplin (1)
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