DLV-Zehnkämpfer zu dritt nach Athen
Nach dem Soloauftritt von André Niklaus bei der WM 2003 in Paris wird der deutsche Zehnkampf bei den Olympischen Spielen in Athen wieder alle drei Startplätze besetzen können. Beim ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen boten die deutschen Mehrkämpfer zwar keine Spitzenleistungen, die auf Medaillen in Athen hoffen lassen, doch trotzdem war der Wettkampf spannend wie ein Krimi. Höhepunkt war der 1500-Meter-Zieleinlauf von Florian Schönbeck, der die Linie nur noch überkriechen konnte, weil er zehn Meter vor dem Ziel zusammen gebrochen war. Trotzdem empfahl er sich neben Sieger Dennis Leyckes (8172 Pkt.) als Zweiter (8044 Pkt.) genau wie der drittplatzierte Stefan Drews (8032 Pkt.) für die Spiele.
Dennis Leyckes meldete sich mit 8172 Punkten zurück. (Foto: Klaue)
Pech hatte André Niklaus, der sich beim Hochsprung eine Knieverletzung zuzog (ein Schleimbeutel platzte) und nun nächste Woche beim Europacup in Tallin womöglich eine weitere Chance bekommt. "Das müssen wir heute Abend aber noch einmal besprechen", erklärte Mehrkampf-Teamleiter Claus Marek, der sich ein wenig verärgert über das Vorpreschen von Niklaus in dieser Angelegenheit zeigte. Der Berliner hatte nach seinem Ausscheiden im Interview gesagt, er wolle in Tallin zeigen, dass er die Nummer eins des deutschen Zehnkampfes sei. Dabei ist Niklaus für den Europacup nicht einmal nominiert. Er würde einen der derzeit vorgesehenen Starter aus dem Aufgebot verdrängen. "Da würde ich nur zustimmen, wenn das seine Gesundheit zulässt und er eine echte Chance auf die Norm hätte", stellte Marek klar.Claus Marek freute sich über den ZehnKAMPF
Gleichzeitig lobte er die Ratingen-Teilnehmer: "Sie haben gezeigt, was wir sehen wollen. ZehnKAMPF." Allen voran Florian Schönbeck. Der 30-Jährige, der sich erst im vergangenen Jahr auf Drängen seines Freundes Benni Quitter zum Weitermachen entschlossen hatte, kann sich nun mit der voraussichtlichen Olympia-Teilnahme einen Traum erfüllen. "Vor der EM in München habe ich in Ratingen eine ähnliche Punktzahl wie heute gemacht. Da war die Norm aber noch höher und es hieß, das reicht nicht."
Mit aufgeschürften Knien saß Schönbeck nach dem Zieleinlauf im Innenraum und ließ diese mit Eis kühlen. "Ich habe den Sturz anders erlebt als sicher alle anderen hier. Auf der Zielgeraden habe ich mich plötzlich ziemlich alleine gefühlt und dachte, ich stürze ganz langsam zu Boden." Genau so war es auch. Danach kroch er auf den Knien weiter. "Ich dachte schon, ich schaffe es nicht mehr und wollte die Hand heben, um der Lichtschranke zu signalisieren, dass ich durch bin." 4:42,07 Minuten wurden für ihn gestoppt. Das waren 667 Zähler, die ausreichten, um sich für Olympia zu empfehlen.
Dennis Leyckes mit besserer Grundlage
Sieger Dennis Leyckes brachte derweil seinem Trainer Thorsten Voss ein Bier vom DLV-Sponsor Krombacher und stieß mit ihm auf einen gelungenen Wettkampf an. Dieser hatte dem Uerdinger Bayer-Athleten eine persönliche Bestleistung eingebracht. Mit 8172 Punkten lag er aber voll im eigenen Plan. "Ich bin Realist und habe zwischendurch immer gewusst, was ich mache. Ich hatte keinen Ausreißer nach oben. Alles lief wie geplant." Nur beim Kugelstoßen, beim Stabhochsprung, Speerwurf und über 1500 Meter "wäre noch mehr gegangen". Sein Ziel für Athen sei nun, nicht nur dabei zu sein. "Wir wollen 100 Prozent fit sein und eine gute Leistung abliefern", sagte er und blickte dabei auf Thorsten Voss, der 1987 in Rom Zehnkampf-Weltmeister geworden ist. "Ich habe immer gesagt, dass Dennis 8200 Punkte machen kann. Schön, dass man gestern und heute gesehen hat, dass da noch einige Reserven drin sind." Die lägen vor allem beim Diskuswerfen, Kugelstoßen und Speerwerfen.
Leyckes, 2000 Junioren-Weltmeister, wird seit drei Jahren von Voss betreut. Nachdem er zwischenzeitlich immer wieder von Verletzungen zurück geworfen worden war, ist der 22-Jährige seit Januar verletzungsfrei. "Ich hoffe, dass läuft so weiter", meinte Thorsten Voss. "Dennis fehlte meiner Ansicht nach die Grundlage, deshalb hatte er die vielen Verletzungen." Unter anderem musste Leyckes zwei Achillessehnen-Operationen über sich ergehen lassen. An der Grundlage habe man nun in diesem Jahr verstärkt gearbeitet. "Das zahlt sich aus. Ich glaube, deshalb geht es jetzt auch ohne Probleme."
Stefan Drews von herabgesetzter Norm motiviert
Stefan Drews, Dritter mit 8032 Punkten, fühlte sich vor dem Wettkampf vor allem von der reduzierten Norm motiviert. "Das hat einen Riesenschub gegeben." Er hatte ähnlich wie Leyckes lange mit Verletzungen zu kämpfen, verpasste dadurch die gesamte Saison 2002. 2003 wurde der 24-Jährige dann zweimal von einer Bronchitis erwischt, weshalb er sich nicht für die WM qualifizieren konnte. "Aber ich habe viele Wettkämpfe bestritten. Die dort gemachten Erfahrungen helfen mir jetzt weiter." Um sich voll auf Olympia konzentrieren zu können, nimmt Drews 2004 eine Auszeit von seinem Studium.
Der Wettkampf in Ratingen sei ein ständiges Auf und Ab für ihn gewesen. Nach einer guten Disziplin sei immer wieder eine schwächere gefolgt. Doch im 1500-Meter-Rennen reichten 4:29,09 Minuten, um Gesamt-Dritter zu werden, auch weil der bis dahin drittplatzierte Sebastian Knabe schwächelte und nicht über 5:01,67 Minuten hinaus kam, was ihn in der Gesamtabrechnung auf 7833 Zähler und Platz fünf brachte.
Der nach dem ersten Tag drittplatzierte Stefan Schmid freute sich über seine 7855 Punkte und Platz vier. "Wenn es zur Olympianorm gereicht hätte, wäre es eine Zugabe gewesen, doch auch so war es ein schöner Wettkampf." Neben der Verletzung von André Niklaus hatte es an den zwei Tagen in Ratingen einen weiteren Zwischenfall gegegben. Der Kölner Willi-Sebastian Metzger zog sich beim Stabhochsprung einen Achillessehnen-Abriss zu.
Die Resultate vom ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...