Ratloser Karsten Kobs sucht weiter nach Antworten
Am Samstag verließ der Leverkusener Hammerwerfer Karsten Kobs nach seinem Aus in der Qualifikation bei den Weltmeisterschaften in Paris (75,55 m) kommentarlos das Stade de France. Heute stand er den Journalisten bei einer Pressekonferenz im DLV-Sponsorenclub auf dem Gelände von Roland Garros Rede und Antwort. Die Frage, was denn zum Ausscheiden führte, ließ er dabei allerdings weiter offen. "Ich weiß es nicht", so der Weltmeister von 1999, der schon bei Olympia 2000, der WM 2001 und der EM 2002 in der Qualifikation gescheitert ist.
Ein ratloser Karsten Kobs bei der WM in Paris (Foto: Kiefner)
leichtathletik.de:Karsten Kobs, gestern war ein Tag, den Sie sicher am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würden. Sie sind nach dem Wettbewerb kommentarlos an den Journalisten vorbeigegangen, haben kein einziges Interview gegeben. Würden Sie wieder so reagieren und wie sehen Sie jetzt, einen Tag danach, den Wettkampf?
Karsten Kobs:
"Also, ich würde das wieder so machen, weil ich eigentlich auch nicht weiß, warum es so gelaufen ist und wenn man das nicht weiß, kann man ja auch nichts dazu sagen."
leichtathletik.de:
Wie erklären Sie sich denn, dass Sie keine Erklärung haben?
Karsten Kobs:
"Wenn man den Wettkampf gesehen und mitbekommen hat, dass ich mich nach dem ersten und dem dritten Wurf gefreut habe, weil ich dachte, sie fliegen weit, muss ich wohl sagen, ich habe es an dem Tag nicht drauf gehabt. Eine andere Erklärung gibt's da eigentlich nicht."
leichtathletik.de:
Vom Gefühl her dachten Sie also, die müssten weiterfliegen?
Karsten Kobs:
"Man kann die Würfe sicher nicht mit denen vom Europacup in Florenz oder von meiner persönlichen Bestleistung vergleichen. Dann wären sie 81 oder 83 Meter weit gegangen. Jetzt habe ich nicht mal geschafft, meinen schlechtesten Wettkampf des Jahres von 77,20 Metern zu überbieten. Da war ich weitaus schlechter und langsamer. Deshalb ist mir das alles auch unerklärlich."
leichtathletik.de:
Werden Sie jetzt trotzdem in Paris bleiben oder reisen Sie ab?
Karsten Kobs:
"Am liebsten wäre ich direkt gestern gefahren, aber es ist ja immer so, dass man nach so einer Vorstellung schnell nach Hause möchte, um sich zu verkriechen und nicht sehen will, wie die anderen gute Leistungen bringen. Aber jetzt muss ich mal gucken, was ich mache und wie lange ich noch bleibe."
leichtathletik.de:
Ein Blick in Richtung Athen. Werden Sie weitermachen oder ihre Karriere beenden?
Karsten Kobs:
"Aufzuhören wäre doch Schwachsinn. Warum soll ich jetzt nicht mehr weitermachen. Das Jahr hatte ja auch schöne Seiten. Es kommen wieder bessere Tage und ich möchte so lange dabei sein, bis ich der älteste WM-Teilnehmer der deutschen Nationalmannschaft bin."
leichtathletik.de:
Wie lange wird das noch sein?
Karsten Kobs:
"Keine Ahnung. Ich habe mit meinem Trainer mal geflachst, dass ich bis Peking weitermachen kann. Indes muss man erst die hohen Normen schaffen. Wenn die Entwicklung im Hammerwerfen so weitergeht, haben wir mal 80 oder 80,50 Meter als Qualifikationsnorm und damit muss man sich dann erstmals auseinander setzen."
Vielen Dank für das Gespräch!