DM-Showdown im Frauen-Stabhochsprung
Der Stabhochsprung der Frauen verspricht bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt für den Sonntag (22. Juli) ein spannendes Finale. "Julia Hütter, Silke Spiegelburg, Carolin Hingst und Martina Strutz sehe ich aufgrund der bisherigen Leistungsbilanz und in der Vergangenheit gezeigten Meisterschaftsergebnissen in einer Vierergruppe gleichwertig vor den anderen", gibt DLV-Disziplintrainer Herbert Czingon eine Voraussage.

Beißt sich Silke Spiegelburg wieder durch? (Foto: Chai)
Mit den vier erwähnten Favoritinnen ist die Liste der möglichen Medaillenkandidatinnen noch längst nicht abgeschlossen. Vor allem mit Anna Battke (USC Mainz) ist außerdem zu rechnen. Diese ist bei 4,56 Metern angekommen und zuletzt bei der U23-EM in Debrecen (Ungarn) mit 4,35 Metern zu Bronze gesprungen. Dort glänzte auch Anna Schultze (LG Filstal) mit der Silbermedaille und einer Höhe von 4,35 Metern, sie blieb nur einen Zentimeter unter ihrer persönlichen Bestleistung.Der Weg nach Osaka
Ist eine Voraussage für den Meistertitel schwierig, trifft das auch auf die Verteilung der Tickets für die WM in Osaka (Japan; 25. August bis 2. September) zu. "Es sind keine Trials wie in den USA", stellt Herbert Czingon fest. "Am ehesten spielt in der Bewertung noch die hohe Leistungsstabilität, zum Beispiel bei Carolin Hingst, Julia Hütter und Silke Spiegelburg, eine wichtige Rolle, etwa bei Höhengleichheit mit einer anderen Konkurrentin. Weitergehende Aussagen sind nicht möglich", lässt der DLV-Trainer vieles offen.
Fakt ist, dass bisher die WM-Norm von 4,45 Metern von Carolin Hingst (USC Mainz), Julia Hütter (LAZ Bruchköbel) und Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) wie gefordert zweimal oder mehr übertroffen wurde. Je einmal schafften das Martina Strutz (SG Dynamo Schwerin), Nastja Ryshich (ABC Ludwigshafen) und Anna Battke, die das nach Lage der Dinge in Erfurt nochmals anbieten müssten, um ihre Nominierungschancen zu erhöhen.
Im Gespräch mit dem DLV-Trainer werden die Potenzen der einzelnen Athletinnen deutlich, lassen sich daraus auch Rückschlüsse auf die bevorstehende Entscheidung um Medaillen und Japan-Tickets ziehen?
Die Einzelkritiken
"Carolin Hingst hat aktuell das größte Leistungspotential von allen deutschen Springerinnen und ist mittlerweile, zusammen mit Nastja Ryshich und bis Yvonne Buschbaum wieder voll eingreifen kann, die erfahrenste Athletin im oberen Leistungsbereich", erklärt Herbert Czingon. "Sie hat ihr Potential aber noch nicht umgesetzt. Wenn sie die Lockerheit und Selbstsicherheit des Trainings auch im Wettkampf zeigen könnte, wäre sie auf der Welt unter den Top Fünf!"
Viel hält der Trainer auch von Anna Battke: "Sie hat sich in diesem Jahr bisher um 36 Zentimeter gesteigert. Damit einher geht unvermeidlich eine gewisse Instabilität. Zusammen mit Julia Hütter ist sie die schnellste Athletin, nicht langsamer als zum Beispiel Yelena Isinbayeva und schneller als Monika Pyrek oder Jenn Stuczynski. Sie greift mittlerweile so hoch wie Annika Becker und Yelena Isinbayeva, braucht aber noch ein, zwei Jahre technischer Reifung und Stabilisierung."
Julia Hütter schiebt sich vorbei
"Julia Hütter hat sich in den vergangenen zwei Jahren klammheimlich an vielen anderen vorbeigeschoben und steht vor einer weiteren Leistungssteigerung, die sich schon ankündigt, jetzt aber auch realisiert werden müsste. Bewundernswert ist die Tatsache, dass sie ihren Aufholprozess parallel zu ihrer Berufsausbildung bei der hessischen Polizei realisieren konnte. Da sie jetzt die Unterstützung der Spitzensportförderung bei der Polizei genießt, sind perfekte Rahmenbedingungen für weitere Leistungssteigerungen gegeben", ist der Trainer optimistisch.
"Silke Spiegelburg hat im vergangenen Jahr ihre gesamte Technik umgekrempelt und studiert mittlerweile normal'. Unter diesen Umständen lässt die von uns allen erwartete Leistungssteigerung noch ein wenig auf sich warten", meint Herbert Czingon. "Sie hat aber, zum Beispiel kürzlich in Paris, bereits hervorragende Sprünge gezeigt, die bei ihrer bekannten Meisterschaftsstärke auch in Erfurt schnell für klare Verhältnisse sorgen könnten."
Nastja Ryshich gehandicapt?
"Martina Strutz ist unsere Geheimwaffe bei Wetterunbilden aller Art", spricht der Trainer eine andere Variante an, wobei er nicht etwa mögliche Wolkenbrüche oder Dauerregen in Erfurt herbeireden möchte. "Sie zeigt aufsteigende Tendenz und gehört wie in den vergangenen Jahren auch nicht nur zu den Top-Favoritinnen bei der DM, sondern zu den bewährten Leistungsträgerinnen beim internationalen Höhepunkt, wenn sie denn nominiert werden würde."
Nastja Ryshich hatte sich zuletzt beim Wettkampf in Weißach verletzt und in ihrer ersten Reaktion befürchtet, dass eine alte Verletzung aufgebrochen sein könnte. "Dies scheint nach der ersten Röntgenaufnahme nicht der Fall zu sein, aber eine Beeinträchtigung kann dieses Ereignis schon darstellen", schätzt Herbert Czingon ein. "Schade, denn sie schien gerade wieder in die Form des Vorjahres zu kommen."