DM Tag zwei - Akzente für Berlin
Der nächste Schritt zu den Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August) ist getan, denn nicht von ungefähr hieß das Motto der Deutschen Meisterschaften am Wochenende „Ulm macht die Weltmeister“. Insgesamt 30.000 Zuschauer, davon 15.500 am Sonntag, erlebten spannende Momente, sichtbare Ausrufezeichen und weitere Akzente auf dem Weg an die Spree. Das Geschehen in den einzelnen Disziplinen vom Sonntag haben wir auf leichtathletik.de für Sie zusammengestellt.
ENTSCHEIDUNGEN:200 Meter Männer Robert Hering machte im Endlauf wahr, was er im Vorlauf versprochen hatte: In 20,41 Sekunden ließ er die gesamte deutsche Sprintelite hinter sich. Für die U20-EM in Novi Sad (Serbien; 23. bis 26. Juli) zählt er spätestens jetzt zu den großen Medaillenkandidaten, und auch ein Einzelstart bei den Weltmeisterschaften in Berlin scheint nicht ausgeschlossen. Nur kurz „todunglücklich“ über die Vize-Meisterschaft war Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01), der sehr schnell angegangen war und Robert Hering erst kurz vor Schluss vorbeiziehen lassen musste. Mit neuer persönlicher Bestzeit von 20,43 Sekunden ist ihm der WM-Staffelplatz so gut wie sicher. Dem zuvor Jahresschnellsten Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen), der nach einer Verletzung erst seit einer Woche wieder Wettkämpfe bestreiten kann, fehlte am Ende die Kraft, er belegte in 20,65 Sekunden Rang drei. Titelverteidiger Daniel Schnelting (LAZ Rhede; 20,73 sec) wurde Vierter. 400 Meter Männer
Eine Reihe bekannter Namen hatte sich bereits am Samstag unfreiwillig verabschiedet, so schien die Stunde einer möglichen neuen 400-Meter-Generation um den Dresdner Martin Grothkopp gekommen. Doch einer wehrte sich nach Kräften. Der Magdeburger Routinier Ruwen Faller setzte auf seine Erfahrung, teilte sich seine Viertelmeile wenig irritiert vom auf ihn auflaufenden Tilo Ruch (PSV Grün-Weiß Kassel) geschickt ein, doch zum ersehnten Titel reichte es trotz einer deutlichen Verbesserung seiner Saisonbestzeit auf 46,00 Sekunden nicht. Martin Grothkopp war in neuer persönlicher Bestzeit von 45,96 Sekunden um einen Hauch schneller und auch der Wendelsteiner Jonas Plass huschte noch mit ebenfalls 46,00 Sekunden an ihm vorbei.
800 Meter Männer
Sebastian Keiner (Erfurter LAC) sorgte gleich einmal für richtig Tempo. In 51,96 Sekunden führte er das Feld in die zweite Runde. 200 Meter vor dem Ziel positionierten sich Titelverteidiger Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen), der Deutsche Junioren-Meister Sören Ludolph (LG Braunschweig) und Sydney-Olympiasieger Nils Schumann (Erfurter LAC) hinter ihm für ihren Schlussspurt, den sie dann beim Einbiegen auf die Zielgerade anzogen. Am stärksten präsentierte sich dabei Robin Schembera, der es sich auf den letzten Metern sogar noch erlauben konnte, sich nach seinen Verfolgern umzuschauen, bevor er in 1:46,53 Minuten als Erster die Ziellinie überquerte. „So eine schnelle Zeit hätte ich nicht erwartet. Es ist zwar nicht die Norm, aber ich bin trotzdem zufrieden“, sagte Robin Schembera, der in Leverkusen noch einmal die für Berlin geforderten 1:45,40 Minuten angreifen will. Als nächster folgte ihm in Ulm der junge Sören Ludolph, der in 1:46,69 Minuten sein Ziel erreichte, die U23-EM-Norm (1:47,50 min) zu unterbieten. Auch Nils Schumann fing noch seinen Vereinskollegen Sebastian Keiner ab und gewann in 1:47,28 Minuten Bronze.
1.500 Meter Männer
Auf eine schnelle Zeit war das Feld der Mittelstreckler nicht aus. Lange wurde gebummelt, die Favoriten taten - wenig überraschend - zunächst nichts für das Tempo. Das änderte sich erst, als die letzte Runde eingeläutet wurde, dann attackierte der Berliner Carsten Schlangen mit dem Erfurter Stefan Eberhardt im Nacken. Der Titelverteidiger aus Erfurt auf der Jagd nach neuerlichem Gold, lieferten sich in dieser Konstellation beide ein packendes Rennen. Carsten Schlagen ließ allerdings nichts mehr anbrennen, hatte die nötigen Reserven, auch wenn er sich beinahe zu früh zu siegessicher gefühlt hatte. Die Zeiten der beiden, 3:43,46 bzw. 3:43,68 Minuten, spielten nur noch eine untergeordnete Rolle. Für Carsten Schlangen war es der dritte Titel.
5.000 Meter Männer
Der Münchner Sebastian Hallmann sorgte auf der ersten Hälfte des Rennens für das Tempo, dann ging der Tübinger Arne Gabius an die Spitze und setzte sich mit Musa Roba (TV Gelnhausen) von den anderen Konkurrenten ab. Nachdem sich das Duo auf den folgenden Runden in der Führungsarbeit abgewechselt hatte, zog Arne Gabius knapp zwei Runden vor Ende seinen Endspurt an, dem auch sein letzter Verfolger nicht mehr folgen konnte. In 13:50,48 Minuten feierte der Titelverteidiger einen souveränen Sieg vor dem Hessen Musa Roba (13:59,11 min). „Nun hoffe ich auf den Mythos von Heusden. Dort möchte ich in zwei Wochen die B-Norm knacken“, schaute Arne Gabius voraus. Christian Glatting aus Wattenscheid, der den DLV über diese Strecke bei der Team-EM vertreten hatte, lief in 14:01,37 Minuten auf den Bronze-Rang.
400 Meter Hürden Männer
In den Vorläufen hatte sich ein Zweikampf zwischen Thomas Goller (TV Wattenscheid 01) und Christian Duma (LG Eintracht Frankfurt) angekündigt. Beide Läufer nahmen im Gleichschritt die ersten Hürden, dann konnte sich der Wattenscheider auf der Zielgeraden deutlich lösen. In starken 49,20 Sekunden überquerte er die Ziellinie - A-Norm für die Weltmeisterschaften in Berlin. „Ich wollte mit Köpfchen laufen und nicht durchdrehen“, fasste der frischgebackene Deutsche Meister seine Renntaktik zusammen. Christian Duma verließen dagegen auf den letzten Metern die Kräfte: „Ich habe mich dazu verleiten lassen, zu schnell anzugehen.“ Nachdem er am Vortag in 49,95 Sekunden nur knapp an der B-Norm (49,80 sec) gescheitert war, gingen für ihn im Finale 50,59 Sekunden in die Ergebnislisten ein. Bronze ging an Stephan Stoll (VfL Sindelfingen) in 50,79 Sekunden.
Hochsprung Männer
Es war ein Duell um Gold - bloß Titelverteidiger und Top-Favorit Raul Spank gehörte nicht dazu. Der Olympia-Fünfte aus Dresden hatte 2,17 und 2,23 Meter im ersten Versuch überwunden, 2,26 Meter waren für ihn im Gegensatz zu zwei seiner Gegner danach aber zu hoch und er musste mit dem dritten Rang Vorlieb nehmen. Wegen seiner Bänderverletzung von der Team-EM kämpfte er mit kleinen Technik-Problemen. „Als schlechtes Omen sehe ich es aber nicht, denn letztes Jahr waren die DM und der Europacup auch schlecht, aber dafür war der Saisonhöhepunkt richtig gut für mich. Deshalb bin ich wegen Berlin optimistisch.“ Auf einen Universiade-Start verzichtet er, um seine Verletzung ausheilen zu lassen. Den Titel sprangen der WM-Siebte Eike Onnen aus Hannover und Tim Riedel (LG Euregio) untereinander aus. Nachdem keiner der beiden 2,29 Meter und damit auch die WM-B-Norm (2,28 m) überspringen konnte, hatte Eike Onnen die Nase vorn, da er zuvor weniger Fehlversuche gesammelt hatte. „Es wäre schön, wenn ich wieder dahin komme, wo ich 2007 schon stand“, sagte Eike Onnen, der zuversichtlich ist, mit neuer Technik die WM-Norm in den kommenden Wochen noch knacken zu können.
Dreisprung Männer
Erst im letzten Versuch sicherte sich der Erfurter Andreas Pohle den Sieg. Dabei hatte er von Beginn an das Feld mit 16,20 Metern angeführt, wurde im vorletzten Versuch aber von Konstantin Gens (LAC Berlin) um zwei Zentimeter übertrumpft. Aber wie die Dreisprungsiegerin, Katja Demut aus Jena, am Samstag behielt auch Andreas Pohle die Nerven und erzielte seine Bestweite erst im letzten Anlauf. Mit 16,30 Metern gewann er vor dem Berliner, der sich im letzten Versuch nicht mehr steigern konnte. Andreas Pohle will nun noch bis Anfang August versuchen, die Norm nachzureichen, nachdem ihn im Frühjahr muskuläre Probleme gebremst hatten. Nichts wurde es mit dem neunten Freiluft-Titel für den Leverkusener Charles Friedek, der wegen einer Muskelverletzung die meisten Versuche nicht konsequent bis zum Ende durchzog. Mit 16,07 Metern erzielte er zwar die drittbeste Weite des Tages, wurde aber disqualifiziert, weil er nicht zur Siegerehrung erschien. So rückte der Regensburger Manuel Ziegler (15,56 m) auf den Bronze-Rang, den er allerdings kurz darauf wieder verlor. Nach einem Protest wurde Charles Friedeks Disqualifizierung zurück genommen, da er sein Fernbleiben von der Siegerehrung mit Unwohlsein begründete.
Kugelstoß Männer
Es kam zum erwarteten Zweikampf: Die einzigen Kugelstoßer, die im Donaustadion die 20-Meter-Marke übertreffen konnten, waren die für die WM bereits gesetzten Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) und Peter Sack (LAZ Leipzig). Mit 20,62 Metern konnte sich der Neubrandenburger dann aber doch recht deutlich gegenüber seinem ständigen Konkurrenten aus Leipzig durchsetzen und den siebten deutschen Meistertitel innerhalb von acht Jahren feiern. Bei schwierigen Bedingungen und nach kurzem Regen hatte Peter Sack mit 20,01 Metern wieder einmal das Nachsehen: „Ich bin eigentlich gut drauf, aber ich hinke zur Zeit meiner Technik hinterher“, erklärte er sein Abschneiden. Ihr Vorhaben, zum zweiten Mal die B-Norm von 20,00 Metern zu überbieten, konnten der Jugend-Weltrekordhalter David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) und Marco Schmidt (VfL Sindelfingen) nicht in die Tat umsetzten. Sie belegten mit 19,84 Metern und 19,56 Metern die Plätze drei und vier.
Diskuswurf Männer
Vize-Weltmeister Robert Harting (SCC Berlin) zeigte deutlich, wer in Deutschland Herr im Ring ist: 67,69 Meter bedeuteten Platz eins und den dritten deutschen Titel in Serie. „Ich hatte zwischendurch einen kleinen Hänger, deswegen habe ich mich nach drei Versuchen noch einmal aufgewärmt. Am Ende hat mein Rücken weh getan“, erklärte er anschließend, und zeigte sich zufrieden mit seiner Leistung: „Alles in allem war das eine gelungene Veranstaltung.“ Hinter dem Berliner lieferten sich Markus Münch (LG Wedel-Pinneberg) und Martin Wierig (SC Magdeburg) einen spannenden Kampf um Platz zwei. Von Durchgang zu Durchgang wechselte ihre Position, am Ende holte der Schleswig-Holsteiner Markus Münch, der bei Olympiasieger Rolf Danneberg trainiert, mit 62,09 Metern und zehn Zentimetern Vorsprung auf Martin Wierig die Vize-Meisterschaft.
Hammerwurf Männer
Spätestens als im sechsten Durchgang der Regen einsetzte, wusste Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen), dass es mit der Titelverteidigung schwierig werden würde. Zu diesem Zeitpunkt lag er acht Zentimeter hinter seinem größten Konkurrenten, dem Frankfurter Sergej Litvinov. Und tatsächlich: Im letzten Versuch konnte er sich nicht mehr verbessern und verpasste mit 76,38 Metern den vierten Titel in Folge. „Der Ring war zwischendurch glatt wie Schmierseife, aber das soll keine Ausrede sein. So darf man einen Wettkampf einfach nicht gestalten“, gab er anschließend selbstkritisch zur Auskunft. Der gebürtige Weißrusse Sergej Litvinov sicherte sich mit 76,46 Metern bei seinen zweiten Deutschen Meisterschaften den ersten Sieg. Rang drei ging an den Mainzer Jens Rautenkranz (73,37 m), der einen Ausrutscher im sechsten Durchgang, den er auf dem Hosenboden beendete, unbeschadet überstand.
10.000 Meter Bahngehen Männer
Titelverteidiger André Höhne spulte sein Programm souverän ab. Der Berliner legte die erste Hälfte in 20;23,70 Minuten zurück, im Ziel war er dann nach 40:38,49 Minuten. Hatte er im letzten Jahr noch drei Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten, so kam ihm diesmal der Potsdamer Christopher Linke (41:42,48 min) um einiges näher. Den Minutenabstand-Takt führten der Berliner Carsten Schmidt (42:40,21 min) und der Berliner Maik Berger (43:38,54 min) fort.
4x400 Meter Staffel Männer
Wiedergutmachung für Bastian Swillims: Nachdem er am Vortag das Finale über die Einzelstrecke verpasst hatte, sicherte er dem TV Wattenscheid 01 als Schlussläufer den Sieg mit der Staffel. Gute Vorarbeit hatten Alexander Meisolle und die 400 Meter Hürden-Läufer Thomas Goller und Henning Hackelbusch geleistet, die Bastian Swillims in Führung liegend auf die letzte Runde schickten. Die Siegzeit: 3:08,55 Minuten. Im Fernvergleich hatten die Viertelmeiler des Dresdner SC 1898, die im ersten Vorlauf gestartet waren, nur knapp das Nachsehen. Schlussläufer Martin Grothkopp, frischgebackener Deutscher Meister über 400 Meter, jubelte im Zieleinlauf über 3:09,02 Minuten, die am Ende nicht ganz zum Titel reichen sollten. Rang drei belegte der Titelverteidiger SCC Berlin (3:09,88 min). Die LG Eintracht Frankfurt, im Vorjahr als schnellste Staffel anschließend qualifiziert, hatte ihren Start abgesagt.
200 Meter Frauen
Nach ausgefallenen Vorläufen kam der Auftritt von Cathleen Tschirch. Die Leverkusenerin holte sich in ihrer neuen Saisonbestzeit von 23,36 Sekunden den Titel, den sie im letzten Jahr an Mareike Peters (TSV Bayer 04 Leverkusen) verloren hatte, zurück. Die tags zuvor auf den 100 Metern überzeugende Mainzerin Marion Wagner schaffte es in 23,65 Sekunden hinter der mit einer neuen Bestzeit glänzenden Wattenscheiderin Maike Dix (23,52 sec) neuerlich auf das Treppchen. Die Mannheimer Mitfavoritin Anne Möllinger verzichtete, wie tags zuvor bei der Staffel, wegen muskulärer Probleme auf einen Start.
400 Meter Frauen
Im Gesamtbild platzte auf der Viertelmeile der Knoten nicht, so dass die Staffelberufung für die WM in Berlin nach wie vor in Frage steht. Sorina Nwachukwu wollte nichts dem Zufall überlassen. Die junge Leverkusenerin ging das Rennen auf der Jagd nach der WM-Norm von 51,50 Sekunden offensiv an und lief sich schon rasch einen merklichen Vorsprung nicht nur auf die auf der Nebenbahn gestartete Erfurterin Florence-Ekpo-Umoh heraus. Aber auf der Zielgerade wurden die Kräfte weniger. Tags zuvor noch 51,54 Sekunden im Vorlauf erzielt, blieben diesmal beim ersten Titelgewinn 52,33 Sekunden für die Statistik. Die formstarke Esther Cremer vom TV Wattenscheid 01, Jahresschnellste über 200 Meter, verbesserte sich als Zweite auf 53,21 Sekunden und hatte einen deutlichen Vorsprung auf Florence Ekpo-Umoh (53,68 sec).
800 Meter Frauen
Der Titelverteidigerin Jana Hartmann blieb nur, im Ziel erschöpft zu Boden zu sinken. Die Dortmunderin, mit ihren 2:00,71 Minuten auch Jahresschnellste und Favoritin, hielt sich lange zurück und ließ es auf das Finish ankommen. Am Ende stand sie als Vierte mit leeren Händen da. Auf der Zielgerade angekommen, hatte nämlich eine andere den längeren Atem. Die Wattenscheiderin Janina Goldfuß stürmte an ihren Konkurrentinnen um die führende Annett Horna (TSV Bayer 04 Leverkusen) und die anfangs an die Spitze gegangene Claudia Hoffmann (SC Potsdam) vorbei. In 2:03,96 Minuten machte sie ihren ersten nationalen Titelgewinn perfekt. Hallenmeisterin Annett Horna (2:03,96 min) und die von den 400 Metern auf die doppelte Distanz gewechselte Claudia Hoffmann (2:04,78 min) sicherten sich die weiteren DM-Medaillen
1.500 Meter Frauen
Mit ihrem beherzt langen Schritt auf den letzten 200 Metern war Denise Krebs nicht mehr von ihrer Titelverteidigung abzuhalten. Die Wattenscheiderin hatte in dem eher taktischen Rennen die richtige Strategie gefunden, um ihren Titel mit einer Zeit von 4:18,77 Minuten erfolgreich zu verteidigen: „Ich habe die letzten 300 Meter wie geplant durchgezogen.“ Mit einem kämpferischen Finish kämpfte sich die noch der Jugendklasse angehörende Regensburgerin Corinna Harrer auf den letzten Metern an Anne Kesselring (LAC Quelle Fürth/München; 4:19,84 min) vorbei und holte sich so eine Woche nach Gold bei der Junioren-DM über 800 Meter nun Silber bei den „Großen“.
400 Meter Hürden Frauen
Auf der ersten Hälfte des Rennens lagen Titelverteidigerin Jonna Tilgner (Bremer LT) und die Saarbrückerin Tina Kron gleichauf, an der achten Hürde blieb Tina Kron allerdings hängen und wurde in 56,39 Sekunden Zweite hinter Jonna Tilgner (55,71 sec). „Ich ärgere mich so“, sagte Tina Kron im Ziel. „Das hat mir den Schwung genommen. Silber ist zwar kein Dreck, aber ich habe das Gefühl, Gold verschenkt zu haben. Und die WM-Norm war auch drin.“ Die für die WM geforderten 55,50 Sekunden verpasste auch Jonna Tilgner knapp, war aber trotzdem mit ihrem Rennen und der Verbesserung ihrer persönlichen Bestleistung um zwei Hundertstelsekunden zufrieden. „Ich weiß jetzt wieder, dass ich es wirklich kann.“ An zwei Hürden war die 24-Jährige hängen geblieben und wusste daher: „Da geht noch was.“ In der kommenden Woche will die Deutsche Meisterin bei der Universiade in Belgrad (Serbien) die Norm erneut angreifen. Bronze ging an die Karlstädterin Fabienne Kohlmann (57,10 sec). Die Berlinerin Jill Richards, die auch zu den Medaillenkandidatinnen gehört hatte, stürzte an der achten Hürde, rappelte sich aber auf und erreichte das Ziel nach 60,33 Sekunden.
3.000 Meter Hindernis Frauen
Nur sechs Läuferinnen, aus deren Kreis von Beginn an Antje Möldner das Kommando übernahm, gingen auf die Strecke. Bereits nach den ersten 1.000 Metern, die von der Titelverteidigerin nach Absprache in 3:10 Minuten angelaufen werden sollten, hatte ihre zu diesem Zeitpunkt einzige ernsthafte Mitstreiterin Julia Hiller (LAC Quelle Fürth/München) Probleme, das anvisiert hohe Tempo mitzugehen. Der Start-Ziel-Sieg war für die Potsdamerin, die in diesem Jahr den deutschen Rekord schon auf 9:27,22 Minuten verbessert hatte, dann nur noch Formsache. In 9:44,04 Minuten lief sie ihren überlegenen Titelerfolg nach Hause. Verena Dreier (LG Sieg; 10:02,46 min) verwies Julia Hiller (LAC Quelle Fürth/München; 10:13,18 min) noch überraschend deutlich auf die Drei.
Stabhochsprung Frauen
Der Stabhochsprung der Frauen war ein Wettkampf der Gegensätze. Während die Leverkusenerin Silke Spiegelburg die neue deutsche Rekordhöhe von 4,78 Metern attackierte, verbuchten mit den Mainzerinnen Anna Battke und Carolin Hingst zwei weitere deutsche Top-Springerinnen keinen gültigen Versuch. Anna Battke konnte dem aber auch etwas Gutes abgewinnen: „Heute war kein schlechter Tag, auch wenn es in der Liste wegen der drei Fehlversuche so aussieht. Die Stäbe waren alle zu weich und das ist eigentlich ein gutes Zeichen. Ich springe nun besser ab und traue mich mehr.“ Die absolute Freude für Silke Spiegelburg wurde nur ein wenig dadurch getrübt, dass sie 4,78 Meter im dritten Versuch nur um einen Hauch riss. „Das waren die besten Deutschen Meisterschaften, die ich je gemacht habe, echt top. Die ersten drei Höhen bin ich gleich im ersten Versuch gesprungen“, sagte Silke Spiegelburg, die dann ihre Siegeshöhe von 4,65 Metern im dritten Versuch überflog. Silber sicherte sich Kristina Gadschiew aus Zweibrücken mit 4,50 Metern. Die WM-Norm von 4,55 Metern hatte sie bereits im Vorfeld der Meisterschaften abgehakt und kann damit nun für die Welttitelkämpfe planen. Dabei gab sie zu: „Berlin war vor der Saison ein Traum.“ Mit 4,40 Metern sprang die Ludwigshafenerin Lisa Ryzih zu Bronze.
Weitsprung Frauen
Gleich dreimal verbesserte Sophie Krauel vom TuS Jena auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung ihre bisherige Bestleistung von 6,63 Metern. 6,64 Metern folgten 6,68 und 6,70 Meter, womit sie zum dritten Mal die B-Norm von 6,62 Metern überbot und nur zwei Zentimeter hinter der A-Norm zurück blieb. „Ich wollte, dass endlich mal eine 70 hinter dem Komma steht“, sagte Sophie Krauel glücklich. „Das war wirklich ein perfekter Wettkampf. Bedingungen, Konkurrenz und Zuschauer - alles hat gepasst.“ Beatrice Marscheck (LAZ Gießen) und Bianca Kappler (LC asics Rehlingen), die zuvor bereits die A-Norm erfüllt hatten, sicherten sich mit 6,67 und 6,64 Metern Silber und Bronze. „Im letzten Versuch habe ich mir gesagt, ich muss noch einmal alles geben“, sagte Beatrice Marscheck, die im letzten Durchgang auf ihre Bestweite flog. Bianca Kappler, die im vergangenen Jahr bei den Deutschen Meisterschaften einen Achillessehnenabriss erlebt hatte, freute sich vor allem über einen Sieg über sich selbst. „Das mit der Verletzung kam schon noch einmal hoch und war eine mentale Barriere“, sagte sie. Die Berlinerin Melanie Bauschke schob sich als Vierte mit der neuen persönlichen Bestleistung von 6,63 Metern als Siebte in das Feld der Weitspringerinnen, die sich mit erfüllter Norm für die WM anbieten.
Speerwurf Frauen
Das Duell lebt! Auch in Ulm waren Europameisterin Steffi Nerius und die Olympia-Dritte Christina Obergföll mal wieder die besten Deutschen und kämpften um den Sieg. Während die Offenburgerin Christina Obergföll alle vier Aufeinandertreffen der beiden in diesem Jahr für sich entschieden hatte, musste sie in Ulm der Leverkusenerin den Vortritt lassen. Diese setzte bei ihren letzten Deutschen Meisterschaften eine erfolgreiche Serie fort. Auch 2003 und 2006, als die nationalen Titelkämpfe bereits in Ulm stattgefunden hatten, war Steffi Nerius die Stärkste gewesen. In Ulm feierte die 37-Jährige mit 62,47 Metern ihren sechsten Titel nationalen Titel ihrer Karriere und danach jubelnd auf dem Rasen mit den begeisterten Zuschauern. „Die Weite hatte ich mir schon ganz anders vorgestellt. Aber der Wettkampf war so schleppend mit Aufwärmen, Call Room und so weiter. Das zog sich so, ich habe richtig Gummibeine bekommen.“ Christina Obergföll konnte sich im letzten Versuch zwar noch einmal steigern, hatte mit 62,09 Metern aber trotzdem das Nachsehen. „Ich hatte einfach keine Spannung im Bein und konnte somit auch nicht weit werfen. Ich habe es trotzdem drauf, das weiß ich“, sagte sie. Bronze gewann die Leverkusenerin Katharina Molitor mit 59,64 Metern, ihre Vereinskollegin Linda Stahl, die die WM-Norm bereits auch schon erfüllt hat, blieb mit 58,78 Metern nur Rang fünf.
5.000 Meter Bahngehen Frauen
In Abwesenheit der Titelverteidigerin Melanie Seeger (SC Potsdam), die in dieser Woche Mutter geworden war, drehte die Wattenscheiderin Sabine Krantz einsam ihre Runden. Nach 21:14,75 Minuten erreichte sie bei schwülen äußeren Bedingungen das Ziel. Sandra Krause (SC Potsdam; 23:54,89 min) bekam Silber, während ihre Vereinskollegin Christin Elß disqualifiziert wurde. Als einzige weitere Starterin in dem überschaubaren Feld fand sich die Vogtländerin Bianca Schenker (24:09,41 min) auf der Drei wieder.
4x400 Meter Frauen
Das Leverkusener Meisterschaftstriple ist perfekt. Der TSV Bayer 04, der 2007 die LG Nike Berlin als Abonnementsmeister ablöste, baute die Siegesserie weiter aus. Maike Jeannette Wilden, Annett Horna, Laura Hansen und die Einzelmeisterin Sorina Nwachukwu waren mit ihrer Zeit von 3:35,35 Minuten nicht zu stoppen und gewannen vor der LG Olympia Dortmund (3:41,42 min). Das Quartett des SC Potsdam um Schlussläuferin Claudia Hoffmann konnte vorher im ersten Zeitendlauf, den es in 3:38,25 Minuten gewann, von der Konkurrenz nicht gefordert werden. Diese Zeit brachte in der Endabrechnung Silber.
VORENTSCHEIDUNGEN
200 Meter Männer Vorläufe
Der Jugendliche fordert die Männer heraus: Robert Hering (TuS Jena) bot in 20,50 Sekunden eine starke Vorstellung und empfahl sich nach erstmaliger Normerfüllung sogar für einen WM-Start. Hinter ihm lief der Favorit Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) in 20,74 Sekunden locker ins Ziel. Auch Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01; 20,69 sec) und Titelverteidiger Daniel Schnelting (LAZ Rhede; 21,04 sec) ließen im Vorlauf nichts anbrennen.
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