Doha Tag zwei - Drei Medaillen für DLV-Team
Erst feierte Ralf Bartels seine insgesamt sechste internationale Medaille, dann durften Malte Mohr und Alexander Straub ihre bislang größten Erfolge bejubeln: Innerhalb von nur 15 Minuten bescherten der Kugelstoß-Routinier und die aufstrebenden Stabhochsprung-Asse dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) am Samstag gleich dreimal Edelmetall bei der Hallen-WM in Doha (Katar).
Während der Neubrandenburger Ralf Bartels mit seiner persönlichen Bestleistung von 21,44 Metern wie schon bei der letztjährigen WM in Berlin Bronze gewann, schlugen der Münchner Malte Mohr als Zweiter und der Filstaler Alexander Straub als Dritter gleich doppelt zu.Ralf Bartels schüttelte noch Minuten nach seinem Coup ungläubig den Kopf. „Das war ein verdammt hohes Niveau. Ich verstehe eigentlich selber nicht, wie ich da mithalten konnte“, sagte der 34-Jährige, der im zweiten Stoß seine Bestweite erzielte: „Ich hatte das Glück, den zweiten Stoß richtig gut zu treffen und diese Weite dann im dritten nochmal mit 21,04 Metern zu bestätigen. Danach war ich einfach kaputt.“
Stabis krönen Saison
Besser waren nur zwei wahre Großkaliber der Kugelstoß-Szene: Gold ging mit 21,83 Metern an den US-Amerikaner Christian Cantwell, der im vergangenen Jahr in Berlin Weltmeister geworden war. Silber holte Ex-Weltmeister Andrei Mikhnevich aus Weißrussland mit 21,68 Metern. Als zweiter deutscher Starter wurde der erst 19-jährige David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) mit 20,40 Metern Siebter.
Ihre Hallensaison krönten derweil die beiden Stabhochspringer. Während dem Deutschen Hallen-Vizemeister Alexander Straub 5,65 Meter zu Bronze reichten, pokerte sich Meister Malte Mohr auf den Silber-Rang: Im Gegensatz zu den meisten anderen Springern hatte er 5,65 Meter ausgelassen, um dann 5,70 Meter im zweiten Versuch zu meistern und seine erste internationale Medaille zu holen.
Steven Hooker scheitert am Weltrekord
„Meine Taktik ist aufgegangen, auch wenn ich mich damit unter Druck gesetzt habe. Aber das habe ich gebraucht“, sagte Malte Mohr. Auch Alexander Straub war zufrieden: „Ich hätte zwar nicht gedacht, dass man mit 5,65 Metern eine Medaille holt, aber letztlich hat alles gepasst.“
Der Titel ging an Olympiasieger und Weltmeister Steven Hooker (Australien), der glänzende 6,01 Meter übersprang und sich anschließend sogar - wenn auch vergeblich - an der Verbesserung des 17 Jahre alten Weltrekords des Ukrainers Sergej Bubka (6,15 m) versuchte.
Dwain Chambers wieder vorne
Der umstrittene Dwain Chambers feierte ein Jahr nach seinem Sieg bei der Hallen-EM den nächsten Titelgewinn. Der Brite gewann die 60 Meter in 6,48 Sekunden. Für den früheren Dopingsünder war es die drittbeste Zeit seiner Laufbahn. Michael Rodgers (USA; 6,53 sec) und Daniel Bailey (Antigua; 6,57 sec) sicherten sich die weiteren Medaillen.
Debbie Dunn gestaltete das 400-Meter-Finale nach ihren Vorstellungen. Die US-Amerikanerin hielt in einem mit Spannung erwarteten Aufeinandertreffen mit 51,04 Sekunden die Russin Tatyana Firova (51,13 sec) in Schach. Pech hatte die Jamaikanerin Novlene Williams-Mills, die nach der ersten Runde in aussichtsreicher Position liegend, ins Straucheln geriet.
Chris Brown überrascht
Bei den Männern kam der Überraschungssieger von den Bahamas. Chris Brown suchte sein Heil in der Flucht nach vorne und war mit dieser Taktik nicht zu schlagen. In 45,96 Sekunden feierte er einen klaren Erfolg vor dem Kubaner William Collazo (46,31 sec), den als Zwanzigstem der Jahresbestenliste kaum jemand auf der Medaillenrechnung hatte. Der mit hohen Erwartungen ins Finale gegangene Bershawn Jackson (USA) wurde als Sechster (46,84 sec) letztlich durchgereicht.
Eine beeindruckende Vorstellung zeigte Deresse Mekkonen über 1.500 Meter. Der Äthiopier (3:41,86 min) kämpfte den Marokkaner Abdalaati Iguider mit einem starken Finish bei einer Zehntel Vorsprung nieder.
Lolo Jones besticht
Ihren vierten Hallen-WM-Titel in Folge feierte Meseret Defar über 3.000 Meter. Die 26-jährige Äthioperin setzte sich in einem taktischen Rennen mit einer Zeit von 8:51,17 Minuten gegen die 5.000-Meter-Weltmeisterin Vivian Cheruiyot (Kenia; 8:51,85 min) durch.
Im Halbfinale schrammte sie noch knapp am Aus vorbei, im Endlauf über 60 Meter Hürden lief Lolo Jones in 7,71 Sekunden auf Platz drei der ewigen Hallen-Bestenliste. Die US-Amerikanerin verbesserte damit ihre Bestzeit um sechs Hundertstel. Die Kanadierinnen Perdita Felicien (7,86 sec) und Priscilla Lopes-Schliep (7,87 sec) mussten diese Klasse anerkennen.
Blanka Vlasic reichen 2,00 Meter
Das galt auch für den Hochsprung der Frauen. Kroatiens Top-Favoritin Blanka Vlasic nahm alle Höhen einschließlich der Siegeshöhe von 2,00 Metern im ersten Versuch. Ruth Beitia (Spanien) und Chaunte Howard Lowe (USA) scheiterten jeweils an 2,00 Metern und gingen mit 1,98 Metern auf den Plätzen zwei und drei in die Ergebnisliste ein.
Die Olympia-Vierte Olga Rypakova sorgte für eine faustdicke Überraschung. Die Kasachin holte sich mit 15,14 Metern den Dreisprung-Sieg und düpierte damit die höher eingeschätzte Titelverteidigerin Yargelis Savigne (Kuba; 14,86 m). Die 25-Jährige ist in der Halle nun die drittbeste Athletin in der Geschichte.
54 Zähler zum Weltrekord
Der erste Titel der Hallen-WM ging im Siebenkampf an Bryan Clay. Der Titelverteidiger (6.204 Punkte) machte gemeinsam mit Zehnkampf-Weltmeister Trey Hardee (6.184) einen Doppelsieg für die US-Boys perfekt.
Der Frauen-Fünfkampf gehörte der glänzend aufgelegten Jessica Ennis. Allen Verletzungssorgen im Vorfeld zum Trotz sammelte die Britin 4.937 Zähler und ließ damit der Olympiasiegerin Nataliya Dobrynska (Ukraine; 4.851) keine Chance. Jessica Ennis reihte sich damit 54 Punkte hinter dem Weltrekord in der ewigen Weltbestenliste auf Platz drei ein.
mit Material des Sport-Informations-Dienstes (sid)
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