| Nach weiteren Sperren

Doping in Kenia: 40 positive Tests seit 2012, Kritik an Regierung

Russland, Kenia und kein Ende - Doping wirft erneut einen Schatten auf die Leichtathletik. Dabei geht es nicht nur um die sieben neuen Fälle, sondern auch um die brisante Frage: Muss nicht auch in dem afrikanischen Läufer-"Wunderland" endlich mal aufgeräumt werden?
dpa/sim

Das Dopingproblem im Läuferland Kenia hat sich erneut verschärft und setzt den Leichtathletik-Weltverband IAAF in seiner schwersten Krise zusätzlich unter Druck. Nach dem Skandal in Russland, das derzeit suspendiert ist und um seine Olympia-Teilnahme bangen muss, <link news:44728>sperrte der Verband des ostafrikanischen Landes auf einen Schlag sieben Athleten.

Prominenteste ist die zweimalige Crosslauf-Weltmeisterin Emily Chebet. Ebenso wie sie wurden auch 400-Meter-Spezialistin Joyce Zakary und 400-Meter-Hürdenläuferin Koki Manunga für vier Jahre suspendiert. Beide Läuferinnen waren bei den Weltmeiseterschaften im Sommer in Peking (China) positiv getestet worden.

Wie bei Chebet, der Cross-Weltmeisterin von 2010 und 2013, wurde bei ihnen das Diuretikum Furosemid festgestellt. Diese Substanz kann Doping-Präparate verschleiern und steht deshalb auf der Verbotsliste. Auch Agnes Jepkosgei, Bernard Mwendia, Judy Jesire Kimuge und Lilian Moraa Marita wurden gesperrt.

Mythos bröckelt

Der Mythos von den Dauerläufern aus dem ostafrikanischen Hochland, die Ausdauer und Schnelligkeit in den Genen haben, bröckelt immer mehr. Immerhin 43 Leichtathleten aus Kenia sind bisher positiv getestet worden, allein 40 seit 2012. Längst wurden Stimmen laut, die Affären ähnlich wie in Russland gründlich zu untersuchen, Dopingsünder zu bestrafen und Kenias Leichtathletik-Verband ebenfalls zu suspendieren.

Für besonderes Aufsehen hatte in der jüngsten Vergangenheit Weltklasse-Marathonläuferin Rita Jeptoo gesorgt: Die 33-Jährige war nach einer Trainingskontrolle im September 2014 der Einnahme des Blutdopingmittels EPO überführt worden. Anfang des Jahres wurde sie für zwei Jahre gesperrt. Jeptoo hatte im Vorjahr die Läufe in Boston und Chicago (beide USA) gewonnen.

Athleten kritisieren Regierung

Unterdessen verschärft sich die Kritik der Athleten an der Regierung in Nairobi. "Doping wird von den maßgeblichen Autoritäten in Kenia nicht mit der Ernsthaftigkeit begegnet, das es verdient", stellte der Verband der Leichtathletik-Profis Kenias (PAAK) in einer Erklärung fest. "Unser ultimatives Ziel muss es sein, Sauberkeit und das Vertrauen zurückzubringen, das die Leichtathletik-Fans verloren haben." Präsident der PAAK ist der zweimalige Gewinner des London-Marathons und Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang.

"Wir sind uns bewusst, dass es in Kenia ein Problem gibt", hatte Craig Reedie, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, kürzlich in der ARD-Sportschau gesagt. Eine unabhängige Untersuchungskommission wie in Russland will er aber nicht einrichten: "Ich würde es ungern tun."

Eigene Anti-Doping-Agentur entsteht erst jetzt

Unter Dauerdruck der WADA hatte die kenianische Regierung die Einrichtung einer Anti-Doping-Agentur angekündigt. Präsident Uhuru Kenyatta gab am 13. November offiziell grünes Licht für die Anti-Doping Agency of Kenya. Die ADAK werde künftig für die Durchführung von Dopingkontrollen und Maßnahmen gegen positiv getestete Sportler verantwortlich sein, hieß es.

Bei der WM 2015 in Peking war Kenia mit sieben Goldmedaillen neben Jamaika das erfolgreichste Land. Der Weltverband IAAF ermittelt gegen Kenias Verband nach Anschuldigungen, Offizielle hätten - ähnlich wie im russischen Doping-Skandal - positive Proben vertuscht.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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