Dopingmittel in Gabriela Szabos Auto entdeckt
Gabriela Szabo droht Ärger. Zsolt Gyongyossi, Ehemann und Trainer der Ausnahmeläuferin, bestätigte in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur "Reuters", dass in ihrem Auto verbotene Mittel entdeckt worden seien.
Gabriela Szabo inmitten eines Dopingskandals!? (Foto: Schröder)
"Am Wochenende hat die Grenzpolizei in Menton mehrere Stunden lang das Auto von Gabriela inspiziert", erzählte Gyongyossi, den Szabo im Oktober 1999 geheiratet hat, "der Wagen wurde von einem Freund der Familie gefahren." Gefunden wurde angeblich Actogevin, das auf der Dopingliste steht und mit Erythropoeitin (EPO) vergleichbar ist.In La Turbie, einem kleinen Örtchen in der Nähe von Monaco, war das Auto bei eine der üblichen Grenzkontrollen angehalten worden. Daniel Vlad, der am Steuer saß, war auf dem Weg nach Font Romeu, einem Ort in den Pyrenäen, wo sich 21 rumänische Leichtathleten derzeit im Höhentraining befinden. Gabriela Szabo weilte indes in Amsterdam, als ihr Auto beschlagnahmt wurde. Als ihr der Zwischenfall mitgeteilt wurde, so Gyongyossi, sei sie sehr geschockt gewesen.
Mittel bereits aufsehenerregend bei Tour
Nicolai Marasescu, Vize-Sportminister in Rumänien, erklärte auf Reuters-Anfrage, dass es sich bei dem Fund um Actogevin handele. Vor zwei Jahren bei der Tour de France sorgte dieses Blutdoping-Mittel bereits für Aufsehen, als es im Abfall der Equipe "US Postal" entdeckt wurde. Lance Armstrong und seine Mannschaftskameraden waren damals ungeschoren davon gekommen.
Der Arzt der rumänischen Nationalmannschaft, Miorea Gonea, sagte in Bukarest, dass er den Athleten, die sich in Font Romeu auf die Freiluftsaison vorbereiten, einige Produkte zukommen ließ. Aber Actogevin, das aus Kalbsblut hergestellt wird, sei keinesfalls dabei gewesen.
Gabriela Szabo noch schweigsam
Gabriela Szabo hat sich zu diesem mysteriösen Fall noch nicht geäußert. Sie schweigt und ist längst nicht so gesprächsfreudig wie bei der WM anno 2001 in Edmonton, wo sie heftig ihre russische Konkurrentin Olga Jegorowa attackierte. Im Vorfeld war Jegorowa wegen EPO-Missbrauchs zunächst suspendiert worden, dann aber wurde ihre Sperre wegen eines Verfahrensfehlers bei den Kontroll-Untersuchungen wieder aufgehoben.
Die 28-jährige Rumänin, die vom Holländer Jos Hermens gemanagt wird und in der Szene zu den absoluten Top-Verdienerinnen zählt, hat in ihrer Karriere fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Gold, Silber und Bronze bei Olympischen Spielen, drei Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften, zwei Mal im Freien, einmal unterm Dach, dazu Klasse-Zeiten am laufenden Meter. Sie ist eine der ganz Großen auf der Mittel- und Langstrecke.
Mittendrin in einem Fall
Nun steckt sie mittendrin in einem Fall, der fatal an die Rumsas-Affäre erinnert. Edita Rumsas, die Gattin von Raimondas Rumsas, dem Gesamtdritten der Tour de France 2002, war im vergangenen Sommer ebenfalls an der französisch-italienischen Grenze gefasst worden, als in ihrem Wagen mehrere verbotene Mittel versteckt waren. "Die Medikamente", verteidigte sich der litauische Rad-Profi, "waren für meine Schwiegermutter bestimmt." Drei Monate brummte seine Ehefrau hinter französischen Gittern. Doch die Frage, für wen das Zeugs letztendlich wirklich bestimmt war, blieben bis heute unbeantwortet.
Ob Daniel Vlad, der das Szabo-Auto steuerte, redseliger ist als Edita Rumsas? Wohl kaum.