Dopingstudie: Streit statt Aufklärung
Gegenseitige Vorwürfe statt konsequenter Aufklärung: Die bereits im Vorfeld heftig kritisierte Studie zur deutschen Doping-Geschichte ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zwei Forschergruppen aus Münster und Berlin waren 2009 damit beauftragt worden. Vor die Presse traten sie getrennt, am Dienstag und am Donnerstag. Die Berliner haben ihre Arbeit nicht abgeschlossen. Einen gesamten Abschlussbericht gibt es bislang nicht.
"Es fehlen Ergebnisse für die 90er und 00er Jahre", sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): "Wer uns unterstellt, wir sind froh darüber, dass die Berliner Forscher ihre Arbeit nicht beendet haben, ist schief gewickelt. Im Gegenteil. Wir bedauern das."Ursprünglich war die vom DOSB initiierte und mit 550.000 Euro dotierte Studie "Doping in Deutschland" vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) 2009 an die Forscher aus Münster und Berlin vergeben worden. Die Berliner Wissenschaftler hatten ihre Tätigkeit an dem Projekt im März 2012 wegen fehlender Absprachen über die Weiterfinanzierung allerdings beendet.
Bereits im Vorfeld der Ergebnispräsentationen hatte es zum Teil heftige Kritik an der Studie gegeben. Von Zensur war die Rede, von Schwärzungen und mangelhafter Finanzierung.
Pressetermine ohne neue Erkenntnisse
So brachte die Präsentation der Münsteraner am Dienstag wie auch das Symposium der Berliner Forscher in Frankfurt/Oder am Donnerstag keine Aufklärung sondern nur neue Anschuldigungen. Streit gibt es besonders um die Gründe für den Abbruch der Arbeit der Berliner. Die Forscher aus der Hauptstadt warfen dem BISp vor, Gelder bewusst gestoppt zu haben, beim BISp sieht man die Schuld bei der Humboldt-Universität. Diese Aussage, so die Berliner Forscher, "könne noch Folgen haben".
"Unsere Berichte sind nicht veröffentlicht worden, und es wurden immer mehr Hürden und Normen aufgebaut. Im Ergebnis ist das eine Behinderung", sagte der Sporthistoriker Giselher Spitzer: "Die Verwertung der Ergebnisse durch uns ist behindert worden."
Aussage gegen Aussage
Für die fehlende Veröffentlichung der Berliner Ergebnisse machte das BISp vor allem den Schutz von Persönlichkeitsrechten verantwortlich. Grund dafür sind komplizierte datenrechtliche Bestimmungen. Diese seien allerdings, so die Berliner, vom BISp erst zwei Jahre nach Beginn des Projektes eingeführt worden.
Giselher Spitzer und sein Team hatten bei einer Teilpräsentation im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, als sie Westdeutschland für die Jahre 1970 bis 1990 ein "systemisches Doping" attestierten und Ex-NOK-Chef Willi Daume sogar "billigende Mitwisserschaft" vorwarfen. Die Wissenschaftler behaupteten zudem, dass drei Fußball-Nationalspieler bei der WM 1966 das verbotene Mittel Ephedrin eingenommen hätten und damit gedopt gewesen seien.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)