DOSB antwortet auf Offenen Brief
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat am Dienstag bekräftigt, dass es hinsichtlich früherer Doping-Delikte von DDR-Trainern keine Amnestie geben werde. In einer Reaktion auf den Offenen Brief von 20 Athleten (12. Januar) nach der Entlassung von Kugelstoß-Disziplintrainer Werner Goldmann räumten Präsident Thomas Bach und Generaldirektor Michael Vesper jedoch beim Thema der Aufarbeitung der deutschen Sportgeschichte ein: „Mag sein, dass das früher hätte geschehen müssen.“
Dabei fehlt der Hinweis nicht, den DOSB gebe es erst zweieinhalb Jahre. Thomas Bach und Michael Vesper stellen fest, wenn Werner Goldmann den Mut gehabt hätte, seine Beteiligung am früheren Dopingsystem der DDR einzugestehen und zugleich zu bedauern („Taten eingestehen statt schönreden“), wäre die vom DOSB eingesetzte unabhängige Untersuchungskommission unter Vorsitz des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo Steiner möglicherweise zu einem anderen Ergebnis gekommen. Die Kommission habe „mehrere Brücken gebaut, über die Herr Goldmann aber leider nicht gehen wollte“.Der DOSB bekräftigt: „Einen Schlussstrich oder eine allgemeine Amnestie kann es nicht geben, weil wir diesen Teil der Geschichte des deutschen Sports nicht einfach ausblenden können. Wir wollen und wir müssen uns ihr stellen. Ebenso richtig ist aber, dass niemand ein Leben lang für sein damaliges Fehlverhalten in Sachen Doping büßen muss. Jeder verdient eine zweite Chance, allerdings unter der dreifachen Bedingung, dass er, seine Taten eingesteht, statt sie schönzureden, diese Taten aufrichtig bedauert, vor allem auch deswegen, weil sie bei den betroffenen Athletinnen und Athleten zu teilweise schweren Gesundheitsschädigungen geführt haben, und in den fast zwei Jahrzehnten, die seit der Wende vergangen sind, glaubwürdig einen anderen Weg eingeschlagen hat.“
Konsequenzen nicht nachvollziehbar
In der Antwort auf den Offenen Brief von 20 deutschen Athleten schreibt der DOSB: „Wir können Ihre Haltung in Teilen durchaus verstehen, aber in den von Ihnen vorgeschlagenen Konsequenzen nicht nachvollziehen.“
Der DOSB argumentiert: „Indirekt gehen Sie in Ihrem Schreiben davon aus, dass Herr Goldmann tatsächlich während seiner Trainertätigkeit in der ehemaligen DDR seinen Athleten Dopingmittel, die berühmten `blauen Pillen´ Oral-Turinabol, verabreicht hat. Sie entschuldigen das damit, dass er in dem damaligen, von der Staatsführung gesteuerten DDR-Sportsystem keine andere Chance hatte.“
Eine Wahl habe bestanden
Der DOSB weiter: „Sie werfen uns vor, von Herrn Goldmann die Unterzeichnung einer `Ehrenerklärung´ verlangt zu haben, von der man weiß, dass sie nicht erfüllt werden kann. Uns in die Schuhe schieben zu wollen, dass jemand wahrheitswidrig eine Erklärung unterzeichnet, ist wirklich hanebüchen. Wir haben niemanden gezwungen zu lügen.“ Wer die vorgelegte Erklärung nicht guten Gewissens habe unterschreiben wollen, hätte sich dem Urteil der Kommission stellen können. Im Fall von Stasi-Verstrickungen sei das vielfach geschehen.
Der DOSB lud die Athleten ein, sich an dem in Auftrag gegebenen Forschungsprojekt „Doping in Deutschland“ zu beteiligen, und versprach: „Wir wollen, dass Sie sich optimal auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaft im August und die Olympischen Spiele in London 2012 vorbereiten können und geben Ihnen gemeinsam mit Ihrem Verband gerne jede nur mögliche Unterstützung.“
Quelle: Sport-Informations-Dienst
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