| 25 Jahre Sporteinheit

DOSB-Präsident Hörmann: „Sport kann Brücken schlagen“

Der deutsche Sport hat die Wiedervereinigung nach Ansicht von DOSB-Chef Alfons Hörmann gut bewältigt. „Die Trennung von Ost und West ist heute kein Thema mehr“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Donnerstag bei der Jubiläumsveranstaltung „25 Jahre deutsche Sporteinheit“ in Wiesbaden.
Peter Schmitt

Die Deutsche Olympische Akademie (DOA) hatte zur Festveranstaltung „25 Jahre Deutsche Sporteinheit“ in das Biebricher geladen und zahlreiche Vertreter aus Politik Kultur, Wirtschaft und Sport waren gekommen. Unter anderem forderte der hessische Minister für Inneres und Sport, Peter Beuth, über neue Strukturen im Leistungssport nachzudenken. DOSB-Präsident Alfons Hörmann betonte: „Die Welt schaut neidisch auf unsere 90 000 Vereine. Sportdeutschland hat gezeigt, welchen Wert es hat, Brücken zu schlagen. Gerade in der aktuellen Flüchtlingsthematik hat auch der Sport einen besonderen Auftrag.“

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion, die Sportreporterin  Martina Knief vom Hessischen Rundfunk moderierte, diskutierten zum Thema Sporteinheit DOSB-Präsident Alfons Hörmann, Professor Roland Baar (mehrfacher Ruder-Weltmeister), Heike Henkel (Olympiasiegern 1992 im Hochsprung), Uwe Trömer (ehemaliger Bahnradfahrer und anerkanntes Dopingopfer) sowie Dr. Jutta Braun (Vorsitzende des Zentrums deutsche Sportgeschichte), die den Festvortrag „Schussfahrt  in die Einheit – der deutsche Sport und die Epochenzäsur 1989/1990“ gehalten hatte.

Erinnerungen ans Barcelona-Team

Die Hochsprung-Olympiasiegerin von 1992, Heike Henkel, die  Mitglied der gesamtdeutschen Olympiamannschaft von Barcelona gewesen ist, sagte: „Wir haben uns riesig über die erste gemeinsame Mannschaft gefreut. Wir gingen schüchtern aufeinander zu und haben gemeinsam gefeiert.“ Damals gab es noch keine Medaillen-Diskussion, denn in Barcelona landete das deutsche Team mit 82 Medaillen (33/21/28) auf Platz drei des Medaillenspiegels.

Damals wie heute spielte die Dopingproblematik eine Rolle. Noch heute kämpft Uwe Trömer um Gerechtigkeit und hofft, dass Sportlern des früheren DDR-Systems geholfen wird. DOSB-Präsident Hörmann machte in der Diskussion klar, dass er kaum Chancen für eine Rente für Dopingopfer sehe. Stattdessen verwies er auf die 2006 gezahlte Entschädigungszahlung. Trömer plädierte einmal mehr dafür, Rekorde und Medaillen aus der damaligen Zeit komplett zu streichen.

Kein Ende im Kampf gegen Doping

 „Beim Kampf gegen Doping ist weltweit kein Ende in Sicht“, ist der frühere Schlagmann des Deutschland-Achters, Professor Ronald Baar, überzeugt, „doch deutsche Sporteinheit ist nicht nur Doping.“ Es gebe aber nach wie vor viele Bereiche, die nicht aufgearbeitet seien. Dazu zähle neben der Doping-Diskussion auch die Stasi-Vergangenheit. Ferner gebe es bisher lediglich eine Regionalstudie in Thüringen, die sich detailliert mit der deutsch-deutschen Geschichte beschäftige. „Das Bild des Sports in der ehemaligen DDR ist ambivalent, doch das Interesse der Aufarbeitung der deutschen Sportgeschichte ist gestiegen“, sagte Dr. Jutta Braun.

Perspektivisch gesehen warten noch jede Menge Aufgaben. „Wir diskutieren auf allen Ebenen, wie ein sinnvolles System des Leistungssports aussieht. Dabei geht es um die Frage: was lernen wir aus 25 Jahren Sportdeutschland für die Zukunft?“, so Hörmann. Dabei gelte es Struktur, Führung und  Schulsport unter dem Aspekt der Effizienz in den Fokus zu nehmen.

Erfolgsfaktor: Talent, Trainer, Glück, Teamspirit

Für Heike Henkel ist manches zu sehr vom Zufall bestimmt. „Wenn mich mein Lehrer nicht in den Verein geschickt hätte, wäre ich Turnerin geworden. Das Scout-System im Kinder- und Schulalter muss verbessert werden. Den Vereinen fehlt es oft an finanzieller Unterstützung, und Kinder verlieren zu früh die Motivation. Hier müssen gute Anreize geschaffen werden. „Insgesamt ist die deutsche Leichtathletik aber auf einem guten Weg. Auch im Hochsprung tut sich wieder etwas, denn Marie-Laurence Jungfleisch hat bei der WM in Peking mit Platz sechs in persönlicher Bestleistung von 1,99 Metern eine tolle Performance gezeigt und das deutsche Team hat sich sehr gut geschlagen.“ Am Auftritt von Jungfleisch habe man gesehen, „dass man nicht immer Medaillen holen muss und trotzdem begeistern kann“.

Henkels Tochter Marlene trainiert derzeit in Leverkusen und hat sich noch nicht auf eine spezielle Disziplin festgelegt. Damit Kinder in der heutigen Zeit Interesse für die Leichtathletik zeigen und Erfolg haben, brauchen sie nicht nur Talent, sondern „einen guten Trainer, Glück und Teamspirit. Ich bin absolut überzeugt, dass man auch in der heutigen Zeit ohne Doping Erfolge feiern kann.“

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