Dr. Max Danz - Ein Leben für den Sport
Als einen „ganz Großen des deutschen Sports, der den Namen seiner Heimatstadt Kassel national und international zu Anerkennung verholfen hat“ würdigte Oberbürgermeister Bertram Hilgen den Kasseler Ehrenbürger Dr. Max Danz, der am Samstag (6. September) seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) stand der Internist von der Verbandsgründung 1949 21 Jahre lang als Präsident vor.
Den Weg zur Leichtathletik fand Dr. Max Danz in den Zwanziger Jahren von der Turnbewegung her. Erst als Mitglied der Kasseler TG von 1844, später von Hessen Kassel, gehörte er zur deutschen Spitzenklasse über 400 und 800 Meter. Unter anderem an fünf Länderkämpfen und an den Olympischen Spielen 1932 (Vorlauf-Aus über 800 Meter) nahm er teil. 1930 wurde er Dritter bei den Universitäts-Weltspielen über 800 Meter (1:58,7 min). Ein Achillessehnenenriss setzte 1934 seiner aktiven Laufbahn ein jähes Ende.Maßgeblich zeigte sich der 1937 zum Arzt promovierte Dr. Max Danz in den Nachkriegsjahren am Aufbau der Leichtathletik-Organisationen auf allen nationalen Ebenen beteiligt. Im selben Jahr, als er Präsidenten des Deutschen-Leichtathletik-Verbandes wurde, wurde er bei der Gründung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) zum Vizepräsidenten gewählt, ein Amt, das er bis 1977 innehatte. Im Jahr 1950 gehörte er zu den Gründungsvätern des Deutschen Sport-Bundes (DSB), dessen Präsidium er 24 Jahre angehörte.
An vielen Neuerungen beteiligt
Entscheidend wirkte er bei der Wiedereingliederung der deutschen Leichtathletik 1950 in den Internationalen Weltverband (IAAF) mit. In den Folgejahren gehörte Dr. Max Danz, der nach dem Krieg in seinem Geburtshaus in Kassel eine Praxis für Innere Medizin eröffnete, dem Europakomitte der IAAF an, aus dem 1970 der Europäische Leichtathletik-Verband (EAA) hervorging.
Bei zahlreichen Entwicklungen und Neuerungen brachte er seine Ideen ein und entwickelte sie mit, wie beispielsweise beim Europacup, der 1965 in seiner Heimat Kassel (Frauen) und Stuttgart (Männer) Premiere feierte oder den ersten europäischen Hallenspielen 1966 in Dortmund, aus denen vier Jahre später die Hallen-EM entstand.
Der Fall Jürgen May
In zähen Verhandlungen mit den Repräsentanten des DDR-Sports gelang es Dr. Max Danz, für die Olympischen Spiele 1956,1960 und 1964 und die Europameisterschaften 1958 und 1962 eine gemeinsame Leichtathletik-Mannschaft auf die Beine zu stellen. Seine schwersten Stunden erlebte er 1969 im Zusammenhang mit Jürgen May, einem aus der DDR nach Deutschland geflohenen Mittelstreckenläufer.
Nachdem ihn der DLV für die EM 1969 in Athen (Griechenland) über 1.500 und 5.000 Meter gemeldet hatte, legte der DDR Leichtathletik-Verband (DVfL) sein Veto ein, weil Jürgen May den Verband gewechselt hatte, was automatisch eine dreijährige Sperre nach sich zog. Der DLV indes vertrat die Position, dass der Läufer nur von "Deutschland nach Deutschland" gereist sei, was demzufolge folgenlos bleiben müsse. Das erwies sich als Trugschluss: Die DDR hatte die Regeln auf ihrer Seite. Die Bundesrepublik trat in der Folge nur in den Staffelrennen an. Dr. Max Danz stellte sich ein Jahr später nicht mehr zur Wahl des Präsidenten, er wurde Ehrenpräsident des DLV.
Siebenmal Delegationsleiter
Doch er blieb dem Sport treu verbunden, bis 1976 führte er als Delegationsleiter die deutsche Olympia-Mannschaft an, seit 1952 insgesamt siebenmal, ein Rekord vermutlich für die Ewigkeit. Bis 1981 gehörte er weiterhin dem Präsidium der IAAF an, wurde im Anschluss dort Ehren-Vizepräsident. Das Lebenswerk ist schon in Zahlen beeindruckend zu lesen: 23 Ämter in neun verschiedenen Organisationen, 24 Ehrungen wurden Dr. Max Danz zuteil. Seit 1998 trägt eine Auszeichnung des DLV den Namen seines früheren Präsidenten.
In seiner Geburtsstadt Kassel starb Dr. Max Danz am 20. Juni 2000. Zu seinem 100. Geburtstag findet am Samstag um 11 Uhr auf dem Friedhof Kirchditmold eine Gedenkveranstaltung mit Oberbürgermeister Bertram Hilgen statt.