Drama endet für Lilli Schwarzkopf mit Silber
Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied) hat bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) mit neuer Bestleistung von 6.649 Punkten sensationell Siebenkampf-Silber gewonnen. Gold holte sich die überragende Britin Jessica Ennis mit Landesrekord von 6.955 Punkten. Bis die endgültigen Medaillengewinner feststanden, spielten sich im Olympia-Stadion jedoch dramatische Szenen ab.
Was für eine Aufregung! Mit einem beherzten abschließenden 800-Meter-Lauf hatte sich Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied) vom fünften auf einen Medaillenrang nach vorne geschoben - so dachten zumindest alle. Dann begann das bange Warten auf das Endergebnis. Und als die Podestplätze verkündet wurden, fehlte die Deutsche.Ein fettes „DQ“ erschien in den 800-Meter-Ergebnislisten hinter dem Namen Lilli Schwarzkopf. Disqualifiziert? Die 28-Jährige sollte eine Linie übertreten haben. Erst nach aufgeregten und vor allem langwierigen Diskussionen stellte sich heraus, dass sie mit der Athletin auf der Bahn neben ihr verwechselt wurde.
Bis zu diesem Zeitpunkt jubelte Lyudmyla Yosypenko (Ukraine; 6.618 Punkte) über Bronze. Als feststand, dass der Lauf der Deutschen in die Wertung eingehen und sie ihre Medaille verlieren würde, legte die Ukraine Protest ein – ohne Erfolg. Für Lilli Schwarzkopf endeten zwei aufregende Tage auf dem Siegerpodest mit der Silbermedaille um den Hals. Bronze ging an Weltmeisterin Tatyana Chernova (Russland; 6.628 Punkte).
Jennifer Oesers Kampf wird nicht belohnt
Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) bewies wieder einmal ihr Kämpferherz, auch wenn sie diesmal nicht nach den Medaillen greifen konnte. Nach einer schwierigen Saison mit Wadenverletzung und Achillessehnenbeschwerden kämpfte sie sich mit soliden Leistungen durch die ersten sechs Disziplinen. Als Elfte ging sie auf die 800 Meter, musste aber verletzt aufgeben und landete so in der Endabrechnung auf Rang 30.
Noch einen Rang dahinter platzierte sich Julia Mächtig (SC Neubrandenburg), die bei ihren ersten Olympischen Spiele zwei schlechte Tage erwischte. Nach 1,68 Metern im Hochsprung und einem verpatzten Weitsprung (4,06 m) hatte sie keine Chance mehr auf ein Endergebnis in den Top Ten.
Jessica Ennis dominiert
Der unumstrittene Star des Siebenkampfs war Lokalmatadorin Jessica Ennis. Die Britin lieferte unter dem frenetischen Beifall ihrer Landsleute einen erstklassigen Wettkampf. Gleich nach der ersten Disziplin setzte sich die Gold-Favoritin an die Spitze und musste diese Position nur kurz nach dem Kugelstoßen abgeben.
Herausragend ihre 12,54 Sekunden über 100 Meter Hürden, Weltrekord im Rahmen eines Siebenkampfs. Stark ihre 22,88 Sekunden über 200 Meter, bemerkenswert ihre kämpferische Leistung über die abschließenden 800 Meter (2:08,65 min).
Die Olympiasiegerin von 2008 Nataliya Dobrynska (Ukraine), die wenige Monate nach dem Krebs-Tod ihres Ehemanns und Trainers Trauer trug, trat nach einem verpatzten Weitsprung (3,70 m) nicht mehr zu den zwei abschließenden Disziplinen an.
STIMMEN ZUM WETTBEWERB:
Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied)
Die Briten habe eine schöne Art für Humor! Ich habe mir das Video angeschaut, die haben einen Fehler gemacht, ich bin drin, meine Zeit wird gezählt! Die haben gedacht, ich wäre das, auf der einen Bahn, auf der ich nicht gelaufen bin. Als ich meine Wertung nicht auf der Tafel gesehen habe, war ich total schockiert. Eine Frau sagte zu mir: Sie sind draußen. Ich bin total durcheinander. Und froh, dass es überhaupt eine Medaille geworden ist.
Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich konnte auf den 800 Metern den langen Schritt nicht mehr laufen. Es ist alles zugezogen von oben bis unten. Diese Saison fing nicht gut an und endete auch nicht gut. Das muss ich jetzt verarbeiten. Ich habe wirklich alles gegeben und habe die letzten vier Monate so gekämpft. Ich habe auch hier gekämpft. Die letzten drei Jahre hat es immer ein gutes Ende genommen. Natürlich ist es ärgerlich, dass es jetzt dieses Jahr passiert ist. Aber ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich bin wirklich über meine Grenze gegangen.
Julia Mächtig (SC Neubrandenburg):
Es war schön hier gewesen zu sein, leider stimmte meine Leistung von vorne bis hinten nicht. Aber ich bin jetzt froh, vor den 80.000 Leuten noch einmal gelaufen zu sein, noch einmal die Ehrenrunde mitzuerleben. Jetzt war ich auch einmal bei Olympia dabei. Schade, dass es nicht lief.
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