Dreh raus - Die Hämmer fliegen wieder
Lange Zeit jagten in diesem Sommer die Spitzenakteure aus dem deutschen Hammerwurflager ihrer Olympiaform hinterher. Die letzten Auftritte vor dem Aufbruch nach Asien gaben für die Olympischen Spiele in Peking (China) aber wieder Hoffnung, dass die Hämmer so fliegen, wie sie das sollen.
Betty HeidlerAudio-Interview (mp3; 01.08.08)
Für Weltmeisterin Betty Heidler, ihre Frankfurter Kollegin Kathrin Klaas und den Leverkusener Markus Esser waren die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg Anfang Juni ein Tiefpunkt. Die eine blieb unter 70 Metern, die andere brachte gar keine Weite zustande und der EM-Vierte und WM-Achte warf deutlich an der von ihm noch geforderten Olympianorm vorbei.
Nach der fränkischen Erkenntnis musste eine Trendwende her und sie kam. Hart und gezielt wurde in der Gruppe um den DLV-Disziplintrainer der Frauen, Michael Deyhle, gearbeitet. „Wir haben uns zu Tode gedreht“, berichtet Kathrin Klaas aus den letzten Wochen. Es ging darum, ein besseres Gefühl in die Füße zu bekommen. Dafür standen verschiedene Übungen an, ohne den Hammer als Wurfgerät. „Wir hätten auch mit einem Bierkasten geworfen“, ist die 24-Jährige zu Scherzen aufgelegt.
Verzettelter Perfektionismus
Die Ursache dafür, dass es in diesem Sommer nicht nach Wunsch gelaufen ist und allen aus der Trainingsgruppe gleich mehrere Meter zu ihrem eigentlichen Leistungsniveau fehlten, scheint inzwischen gefunden. Kathrin Klaas, die bei den Spielen in das Finale vordringen will, erklärt: „Wir hatten im Winter diffizil gearbeitet und uns in unserem Perfektionismus verzettelt.“ So ergaben sich technische Probleme.
Diese sind nun vergessen. Und so will die Überraschung der letzten WM, Betty Heidler (Saisonbestweite 74,11 m), auf ihre jüngsten 72-Meter-Weiten etwas draufpacken. Sie weiß auch, dass sie das muss, will sie wieder um die vorderen Ränge mitwerfen, fühlt sich aber gewappnet: „Ich kann mit einem sicheren Gefühl nach Peking fahren.“
WM-Titel keine Last
Dass sie als Weltmeisterin im Nationalstadion antreten wird, ist für die 24-Jährige keine Bürde. „Es ist ein neues Jahr, es ist ein neuer Wettkampf. Als Weltmeisterin werde ich nicht automatisch eine Medaille gewinnen. Für den Wettkampf in Peking hat der Titel nicht viel zu bedeuten.“
Als EM-Sechste muss sich Kathrin Klaas mit derlei Gedanken nicht beschäftigen, sie kann unbeschwert auftreten. Die ebenfalls 24-Jährige hat in diesem Jahr dreimal die siebzig Meter übertroffen. In Peking soll es das vierte Mal soweit sein. Sie glaubt, dass man mit einer „guten Siebziger Weite“ in der Qualifikation weiterkommen kann. „Mein Ziel ist das Finale.“
80 Meter für Markus Esser?
Markus Esser, der in den letzten Monaten mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte, will auf jeden Fall auch dorthin. Das ist sein Anspruch. Nicht nur, weil er in den letzten Jahren immer dort vertreten war und sich bei der WM 2005 und bei der EM 2006 auch vierte Plätze erwerfen konnte.
Den ersten 80 Meter-Wurf hat sich der 28-Jährige, der erst verspätet die Nominierungsvoraussetzungen für Peking erfüllte und dann entgegen seiner eigenen Erwartung doch noch berücksichtigt wurde, in diesem Jahr noch aufgehoben. Winzige drei Zentimeter fehlten ihm Ende Juli in Leverkusen.
Wieder unter die besten Acht
Markus Esser, der unbedingt die Chinesische Mauer besuchen möchte, ist optimistisch gestimmt: „Ich bin der Meinung, dass ich mittlerweile wieder auf dem richtigen Weg bin. Man hat mir eine Chance gegeben, dass ich noch mitfahren durfte. Die werde ich nutzen. Diejenigen, die mich nominiert haben, möchte ich auf keinen Fall enttäuschen.“
Er glaubt, dass von seinen Konkurrenten keiner wirklich mit ihm rechnet, nachdem seine Saison bisher „miserabel in Anführungszeichen“ gewesen sei. „Dieses Jahr mache ich es anders als in den letzten Jahren. Jetzt werfe ich zum Ende der Saison weit.“ 78,50 Meter hält er für notwendig, um in den Endkampf der besten Acht einzuziehen. Und das will er realisieren. Davon dass er das schafft, gehe er „ganz stark aus.“
Zeitplan:
Hammerwurf Männer - Qualifikation: 15. August, Finale: 17. August
Hammerwurf Frauen - Qualifikation: 18. August, Finale: 20. August
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