Drei DLV-Zehnkämpfer in Götzis mit Norm
Gleich drei deutsche Zehnkämpfer haben am Wochenende beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) einen ersten Schritt zur Europameisterschaft in Göteborg (7. bis 13. August) gemacht. Neben dem Hallen-Weltmeister André Niklaus (LG Nike Berlin) hakten auch der Hallenser Norman Müller und der Frankfurter Pascal Behrenbruch die Norm (8.000 Punkte) ab.
André Niklaus kam in Götzis auf Platz vier (Foto: Möldner)
"Darauf kann man insgesamt für den deutschen Zehnkampf aufbauen", stellte André Niklaus eine Analyse der Ergebnisse an. Er ergänzte: "Mal sehen, was jetzt in Ratingen los ist."Abgerechnet wird nämlich gemäß den Nominierungsrichtlinien des Deutschen Leichtathletik-Verbandes erst in vier Wochen bei dem deutschen Mehrkampf-Meeting. Dort sichert ein Platz unter den ersten Drei das Ticket nach Schweden. Trotzdem war Götzis ein Fingerzeig und auch ein Mutmacher.
Das galt selbst für den deutschen Vorzeige-Mehrkämpfer André Niklaus, den eine Fußverletzung plagte. Mit 8.239 Punkten und dem respektablen Platz vier erreichte er sein Ziel, das er vor seiner Abreise in die Alpenrepublik mit 8.200 Zählern und einem Platz unter den ersten Zehn ausgegeben hatte. Es war aber nicht zu übersehen, dass der WM-Vierte noch Reserven und allemal das Potenzial für eine Leistung deutlich über seiner persönlichen Bestleistung von 8.316 Punkten hat.
Ein Schritt für André Niklaus, ein Meilenstein für Norman Müller
"Zufriedenstellend war es nicht ganz, aber es war ein Schritt", sagte André Niklaus, der auch gegen die schmerzhafte Verletzung, die nun in den nächsten Tagen untersucht werden soll, ankämpfte. Das teilweise regnerische Wetter störte den Hauptstädter nicht: "Ich kann mich gut darauf einstellen, auch wenn ich lieber ein Sonnen-Zehnkämpfer wäre."
Norman Müller war ebenso von einer Verletzung (Knie), die in der Nacht von Samstag auf Sonntag gut behandelt werden konnte, geplagt und von den Bedingungen nicht zu beirren. Der erst 20-Jährige nahm mit 8.093 Punkten (Platz neun) erfolgreich seinen ersten Achttausender ins Visier. Das lag vor allem auch daran, dass ihm in der zweiten Halbzeit, die er betont locker anging, in jeder Disziplin eine neue Bestleistung gelang. Selbst vom Regen, der am Ende des zweiten Tages einsetzte, war er nicht mehr von seinem Kurs abzubringen.
Der U23-EM-Dritte sagte: "Diese 8.000 Punkte bedeuten mir hammermäßig viel. Es waren zwei verschiedene Tage. Der erste war nur mäßig mit einem ungültigen Versuch beim Weitsprung, der über 7,50 Meter weit war. Ich bin locker in den zweiten Tag gegangen. Meine Knieverletzung habe ich dann nur noch ein bisschen gespürt."
Ansage folgt Umsetzung
Nach seiner Ansage am Samstagabend reichte es für den Frankfurter Pascal Behrenbruch, der zum Abschluss ein sensationelles 1.500-Meter-Rennen (4:24,16 min) ablieferte, und 8.069 Punkte (10. Platz) sammelte, tatsächlich zur EM-Norm. Auch für den 21-Jährigen war es der erste Zehnkampf, bei dem er die 8.000-Punkte-Schallmauer durchbrach.
Dabei wuchs er über sich selbst hinaus: "Ich dachte schon, ich schaffe die 8.000 Punkte nicht mehr." Als er aber wusste, welche Leistung in der abschließenden Einzeldisziplin gefordert war, nahm er die Füße in die Hand. "Man muss nur den Willen haben. Wenn man den hat, dann schafft man es", fand er heraus.
Ein richtiger Zehnkämpfer
Pascal Behrenbruch schaffte in Götzis fünf neue Bestleistungen in den verschiedenen Bewerben und stellte zwei weitere ein. Die Punktzahl, die für ihn am Ende zu Buche stand, hievte den Hessen in eine neue Liga: "Jetzt bin ich ein richtiger Zehnkämpfer."
An Selbstvertrauen fehlte es bei ihm nach dem Wochenende nicht: "In Ratingen will ich jetzt 8.200 Punkte machen. Das hätte ich bereits jetzt schaffen können, wenn alles glatt gegangen wäre."
Lars Albert (LAC Elm), der das deutsche Quartett in Vorarlberg komplettierte, erreichte mit 7.878 Punkten einen 13. Rang, immerhin noch vor dem früheren Weltrekordhalter Tomas Dvorak (Tschechische Republik; 7.873).
Bryan Clay standesgemäßer Sieger
Als Sieger des prestigeträchtigen Meetings löste Weltmeister Bryan Clay (USA) den Weltrekordhalter Roman Sebrle (Tschechische Republik), der die letzten fünf Jahre gewonnen hatte und diesmal bereits am ersten Tag verletzungsbedingt aufgeben musste, ab.
Zwischendurch war im Möslestadion sogar über einen neuen Welt- oder US-Rekord spekuliert worden, diese gewagten Hoffnungen konnte der US-Amerikaner trotz seiner guten Vorstellung aber mit letztlich 8.677 Punkten nicht erfüllen.
Eine Klasse für sich war das Kraftpaket trotzdem. Dmitriy Karpov (Kasachstan; 8.293), der erstmals seit seinem dritten Platz bei den Olympischen Spielen in Athen wieder einen Zehnkampf bestritt, und Maurice Smith (Jamaika; 8.269), der seinerseits einen neuen Landesrekord aufstellte, mussten dies auf den Plätzen zwei und drei anerkennen.
Endergebnisse