Drei Enttäuschungen im Mommsenstadion
Für drei mögliche Olympiakandidaten sollte der Auftritt beim 11. Charlottenburger Mittsommernachtssportfest im Berliner Mommsenstadion eine Bestandsaufnahme werden. Doch unterm Strich waren alle drei hinterher so klug wie zuvor.
Robert Harting war in Berlin in Schwierigkeiten (Foto: Kiefner)
Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin) hatte im Vorfeld mit einer Viruserkrankung zu kämpfen, sicher ein Rückschlag nach seinem Normwurf von 64,05 Metern. Doch dieser Wettkampf wurde für ihn zur großen Enttäuschung. Es stimmte von Anfang an nichts, keine Spannung, kein Kampfgeist, keine Souveränität. Sechsmal stand er im Ring, sechsmal kam die rote Fahne. Einmal nur wurde es ein regulärer Wurf, doch den ließ er nicht messen, weil er nur zwischen 50 und 60 Metern landete. Zwei Wochen hat er bis zu den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig noch Zeit, vielleicht hilft ihm eine "Auferstehung" im Kampf um das Athen-Ticket.Souveräner Sieger wurde sein Mannschaftskamerad Karsten Friedrich mit 54,14 Metern, doch auch das war keine Offenbarung bei einer Vorleistung von 60,64 Metern.
Auf ein Wunder hofft auch der Olympia-Fünfte von Sydney, Kofi Amoah Prah (LG Nike Berlin). Der Weitspringer musste sich im Herbst einen Bruch am Schienbein operieren lassen, aber die Spätfolgen sind noch spürbar. "Ich habe zuletzt sehr gut trainiert, vor allem die drei Wochen Südafrika waren bestens. Meine Trainingswerte liegen höher als jemals zuvor. Doch immer wenn ich mit langem Anlauf springe, also mit höchster Belastung, merke ich noch das Schienbein." So verzichtete Kofi Amoah Prah auf den Start im Mommsenstadion, schaut nun auf Bad Langensalza und Braunschweig. "Ich weiß, dass ich die 8 Meter springen kann. Doch gegen meinen Körper geht das nicht".
Der Beuger zwickt
Und ähnlich liegt der Fall bei Christian Kaczmarek (LG Nike Berlin). Er begann die Saison mit 8,04 Metern und sein Trainer Klaus Beer meinte: "Da war ich mir fast sicher, dass er die Athen-Norm von 8,19 Metern packen kann." Doch dann holte sich Christian Kaczmarek eine Fersenprellung und bei den Berliner Meisterschaften vor zwei Wochen beim Staffeleinsatz eine Muskelzerrung am Beuger.
"Ich habe zwar bald wieder trainiert, aber nun beim Einlaufen zwickte es doch wieder am Oberschenkel. Da habe ich lieber auf den Start verzichtet." Sieger im Weitsprung wurde mit 7,19 Metern Stefan Biniak (LG Nike Berlin), auf dem vierten Platz landete mit 7,05 Metern Steffen Landgraf (beide LG Nike Berlin). Dieser war vor einigen Jahren schon bei 7,84 Metern gelandet, studierte dann in den USA und fand dort Geschmack am Mehrkampf . So trat er diesmal nicht nur im Weitsprung, sondern auch über 400 Meter (Sieger in 49,88 sec) und im Speerwurf (38,79 m) an.
Eher "Magerkost"
Ansonsten waren nur noch die Saisonbestweiten von Marcel Plautz (SCC Berlin) im Speerwerfen mit 74,44 Metern und Jeanette Kottonau (OSC Berlin) mit 51,14 Metern sowie die Saisonbestzeit von Julia Hilgendorf (LAC Berlin), die im Alleingang 54,60 Sekunden lief, erwähnenswert. Die Potsdamerin Carmen Rüdiger (geb. Wüstenhagen) überzeugte auf den seltener gelaufenen 1.000 Metern mit der DLV-Jahresbestzeit von 2:45,62 Minuten.
Roger Amuguo (Republik Kongo / LG Nike Berlin) gewann die 100 Meter in 10,52 Sekunden, er hat sein Olympiaticket schon sicher.