Drei Medaillen durch DLV-Athleten in Erfurt
Die deutsche Mannschaft verbuchte am Freitagabend bei der Europameisterschaft U23 in Erfurt die ersten drei Medaillen. Dafür sorgten die Mehrkämpfer Lilli Schwarzkopf mit Silber und Norman Müller mit Bronze sowie André Pollmächer mit einem sensationellen zweiten Platz über 10.000 Meter.
Silber für Lilli Schwarzkopf (Foto: Gantenberg)
Eine weitere Entscheidung fiel im 20 Kilometer Gehen der Frauen mit einem russischen Doppelsieg, so dass die ersten vier neuen Sieger der Titelkämpfe ermittelt werden konnten.Vor der letzten Disziplin der Siebenkämpferinnen, den 800 Metern, waren die Medaillenkarten schon klar gemischt. Die Holländerin Laurien Hoos hatte bis dahin einen prächtigen Mehrkampf abgeliefert, abgesehen von den Schrecksekunden beim Weitsprung. Das Gold war ihr nicht mehr zu nehmen.
Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn) hatte den ersten Tag mit einem dürftigen 200-Meter-Lauf abgeschlossen, war aber vor allem durch einen tollen Speerwurf von 50,21 Metern auf den zweiten Rang vorgerückt und klar auf Silberkurs.
Freier Kopf bei Lilli Schwarzkopf
Lilli Schwarzkopf konnte dann in einem Sololauf in 2:11,94 Minuten die 800 Meter gewinnen und mit 6.196 Punkten eine neue persönliche Bestleistung aufstellen: "Ich habe meinen Erfolg noch gar nicht richtig begriffen, aber der zweite Tag verlief richtig gut. Das lag einfach daran, dass ich einen freien Kopf hatte und meine Knieprobleme vom Vortag nicht mehr auftraten."
Nicht mehr zu gefährden war die Niederländerin Laurien Hoos, die mit 6.291 ebenfalls so viele Punkte wie noch nie sammelte und die Goldmedaille holte. "Ich bin einfach in einer sehr guten Verfassung. Für den Weitsprung war ich wohl zu schnell. Vielleicht klappt es in Helsinki noch einmal mit einer persönlichen Bestleistung", schlug sie bereits die Brücke zur WM.
Durch einen flotten 800-Meter-Lauf holte sich die Russin Olga Levenkova mit 5.950 Punkten noch den dritten Rang. Maren Schwerdtner (LG Hannover) wurde mit 5.641 Punkten Siebte.
Norman Müller auf dem Bronzeplatz
Die Reihenfolge bei den Zehnkämpfern blieb auch in der letzten Disziplin, den 1.500 Metern, unverändert. Gold holte sich der Aleksey Drozdov (Russland) mit 8.196 Punkten, Silber Aleksey Sysoyev (Russland) mit 8.089 Punkten. "Ich freue mich unglaublich, dass ich meinen ersten internationalen Titel gewonnen habe. In Helsinki hoffe ich, dass ich diese Leistung wiederholen kann."
Die deutschen Hoffnungen aber erfüllte Norman Müller (Hallesche LAF) mit dem Bronzeplatz vollkommen. Ein Wermutstropfen ereilte ihn allerdings nach der Siegerehrung. Seine Punktezahl wurde wegen Fehlern in der Zeitmessung bei den 1.500 Metern von 8.009 auf 7.989 korrigiert. Damit hatte er nicht seinen ersten Achttausender markiert, wie ursprünglich angenommen.
Der Hallenser sagte: "Für mich war es wichtig, mein eigenes Ding durchzuziehen, Ruhe zu bewahren und keine Rechenbeispiele anzustellen. Im Moment freue ich mich über den Superwettkampf. Mein großes Ziel bleiben die Olympischen Spiele, auf die ich seit meinem achten Lebensjahr hin trainiere."
Marian Geisler (LG Nike Berlin) wurde mit 7.524 Punkten Neunter, Christopher Hallmann (TV Gladbeck) mit 7.482 Punkten Zehnter.
Erste Goldmedaille an Russland
Die ersten Medaillen der Europameisterschaften waren am Nachmittag im 20 Kilometer Gehen der Frauen vergeben worden. Die russischen Geherinnen demonstrierten ihre Klasse mit einem Doppelerfolg. Irina Petrova gewann nach 1:33:24 Stunden vor ihrer Landsfrau Olga Kaniskina (1:33:33 h) und der Tschechin Barbora Dibelkova (1:34:44 h).
Doch reibungslos lief dieser Wettbewerb nicht ab. Diesmal sorgten nicht die Gehrichter durch Disqualifikationen für Unruhe, sondern die Rundenzähler. Die beiden Russinnen hatten eigentlich schon ihr Tagwerk beendet, aber keiner gab ihnen das Zeichen, dass sie im Ziel sind. So gingen sie munter weiter und erst nach einer zusätzlichen Dreiviertelrunde gaben ihnen die Trainer das Signal, dass sie gewonnen hatten.
Irina Petrova zeigte sich über ihren Erfolg allerdings nicht überrascht: "Das hatten wir erwartet. Unser Vorsprung war sehr groß, ich freue mich, dass wir beide vorn waren. Ich hoffe nur, dass nicht alle Geherinnen die Zusatzmeter zuviel gehen mussten. Das hätte nicht sein müssen."
Die Drittplazierte Barbora Dibelkova fühlte sich zwischendurch als Siegerin und jubelte, weil sie annahm, dass sie Erste sei, weil sie im Ziel keine anderen Geherinnen entdecken konnte. Doch das war nur eine Täuschung, am Ende musste sie mit Bronze zufrieden sein. Die einzige deutsche Teilnehmerin Maja Landmann (SC Potsdam) kam als Neunte in 1:44:54 Stunden ins Ziel, eine Leistung im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Sensationsmedaille für André Pollmächer
Einen weiteren russischen Erfolg gab es zum Abschluss des Freitagprogramms über 10.000 Meter der Männer. Yevgeniy Rybakov setzte sich in einem hart vorgetragenen Rennen in 29:30,76 Minuten durch.
Die Zuschauer, unter denen zahlreiche seiner Freunde waren, riss aber vor allem der Lauf vom Chemitzer André Pollmächer von ihren Sitzen. Er hielt auf den letzten Runden beharrlich mit der Spitzengruppe mit und musste am Ende nur Yevgeniy Rybakov ziehen lassen, konnte bei einer Endzeit von 29:33,22 Minuten allerdings den Rumänen Marius Ionescu (29:34,52 min) abschütteln.
"Ich war darauf eingestellt, dass es schnell wird. Es war ein hartes Rennen, eines meiner bisher härtesten. Aber der Russe war am Ende einfach stärker. Die Taktik kann man bei so einem Lauf vorher schlecht festlegen, aber ich habe auf meinen Stärke auf den letzten Runden gehofft", gab der 22-Jährige, der zunächst in der Mixed Zone den Journalisten seine Auskunft verweigerte, weil er zu seinem Trainer müsse, nach der ersten Gratulationsorgie zu Protokoll.
"Das war klasse", sagte auch DLV-Disziplintrainer Detlef Uhlemann, der noch nicht darüber entschieden hat, ob André Pollmächer und der Wattenscheider Stefan Koch (5. Platz; 29:39,65 min) nun nach den 10.000 Metern auch die 5.000 Meter laufen werden.
200-Meter-Sprinter auf Medaillenkurs
Bei den Männern waren drei Läufe notwendig, um die Finalisten für die 200 Meter zu ermitteln. Im ersten Lauf bewies Till Helmke (TSV Friedberg-Fauerbach) seine gute Form und gewann nach 20,76 Sekunden sicher. "Der Lauf war ein wenig seltsam, mir fehlte die Aggressivität. Als neben mir der Bulgare auftauchte, musste ich nochmals Gas geben. Für den Sonntag aber habe ich einige Körner gespart."
Im zweiten Lauf ließ Sebastian Ernst (FC Schalke 04) die rund 3.500 Zuschauer in Jubelstürme ausbrechen. Mit 20,54 Sekunden lief er als Erster neue Saisonbestzeit: "Ich bin die WM-Norm gelaufen, das ist doch super. Warum ich so schwer in die Saison hineingekommen bin, kann ich nicht sagen. Aber erst am Sonntag wird entschieden, wer der Beste ist."
Florian Rentz (LG Nord Berlin) schaffte im dritten Lauf in 21,23 Sekunden den Einzug in die Runde der letzten Acht nicht. Für dieses Finale aber haben Sebstian Ernst und Till Helmke gute Medaillenaussichten. Ihnen am gefährlichsten werden könnte der Franzose David Allerte, der bei Gegenwind 20,69 Sekunden lief.
Bestzeit für Kamghe Gaba
In zwei Semifinals wurden die Teilnehmerinnen für das Finale über 200 Meter der Frauen gesucht. Deutsche Athletinnen waren nicht dabei. Die schnellsten Zeiten lieferten Yelena Yakovleva (Russland; 23,06 sec), Nikolett Listar (Ungarn; 23,45 sec) und Vincenza Cali (Italien; 23,55 sec) ab.
Robert Tobin (Großbritannien) untermauerte im Semifinale über 400 Meter der Männer seine Favoritenposition. Mit gebremstem Schaum siegte er in 45,64 Sekunden und ließ noch Reserven erkennen.
Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt) bot im zweiten Lauf eine überzeugende Leistung und lief sich in der persönlichen Bestzeit von 46,24 Sekunden hinter dem Russen Konstantin Svechkar (46,09 sec) ins Finale.
Janina Goldfuß enttäuscht
Keine deutschen Frauen waren in den Semifinals auf der Stadionrunde unterwegs. Für die schnellste Zeit sorgte die favorisierte Russin Olga Zaytseva in 51,69 Sekunden.
Die europäische Jahresbeste Yevgeniy Zolotova (Russland)
zeigte ihre Goldambitionen im ersten Semifinal-Lauf über 800 Meter mit einem Sieg in 2:02,89 Minuten. Aber auch die Zweitplazierte Elodie Guegan (Frankreich; 2:03,07 min) hat Medaillenchancen.
Janina Goldfuß (TV Wattenscheid) als einzige DLV-Vertreterin
setzte sich im zweiten Lauf bei 400 Metern zwar mutig an die zweite Stelle hinter der Ukrainerin Olena Bondar und übernahm bei 500 Metern sogar die Spitze. Doch damit hatte sie ihr Pulver verschossen, in 2:07,12 Minuten wurde sie nur Letzte.
Stefan Eberhardt sicher weiter
Stefan Eberhardt (LC ThüringenGas Erfurt) sicherte sich mit einem souveränen zweiten Platz in 3:45,44 Minuten über 1.500 Meter den Einzug ins Finale. Als Dreizehnter scheiterte Patrick Schulz (SC Potsdam) in 3:46,62 Minuten nur ganz knapp, während Torben Grothaus (TV Wattenscheid 01; 3:49,77 min) keine Chance hatte.
Daniel Kohle (LG Ratio Münster) verpasste in der Qualifikation im Dreisprung mit 15,48 Metern den Sprung ins Finale.
Keine Probleme hatte dagegen Robert Dippl (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) in der Ausscheidung der Kugelstoßer, mit 18,81 Metern das Finale zu erreichen. Nur ganz knapp gelang das Phillip Barth (TV Wattenscheid 01), der mit 17,27 Metern als Zwölfter ins Finale rutschte. Der Este Taavi Peetre erzielte mit 19,47 Metern die größte Weite.
Ohne deutsche Beteiligung ging die Qualifikation der Speerwerfer über die Bühne. Den weitesten Wurf erzielte Vladislav Shkurlatov (Russland) mit beachtlichen 81,14 Metern.