Druck und Drang bei den Hammerwerfern
Wie es so geht an einem Tag, der nicht gerade als Highlight in die sportliche Karriere eingehen wird. Man braucht erst einmal Ruhe und Abstand, zehn Minuten etwa, um sich zu sammeln, die Enttäuschung einigermaßen zu verarbeiten. Denn eine solche war der Auftritt für Markus Esser in Fränkisch-Crumbach. Sechs Mal in Folge hatte er gewonnen, der 29-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen ist also von Beginn an dabei gewesen bei dem Meeting im Odenwaldkreis.
Sechs Mal geworfen, sechs Mal gewonnen. Doch am Pfingstsonntag nun lief es nur im Einwerfen gut für den Olympia-Siebten, der Wettkampf verlief recht spannungsarm. 76,26 Meter bedeuteten letztlich Rang zwei für Markus Esser hinter Sergej Litwinow von der LG Eintracht Frankfurt, der mit 76,38 Meter allerdings die zweite Normerfüllung für die WM in Berlin verpasste.Der Nachwuchs drängt, diesen Eindruck hatte nicht nur DLV-Disziplintrainer Michael Deyhle. Sondern auch Markus Esser, der die Nominierungsvoraussetzungen für die Weltmeisterschaft (15. bis 23. August) bereits erfüllt. „Ich dachte, es geht mir lockerer von der Hand. Ich brauche einfach mehr Wettkampferfahrung und muss noch ein bisschen basteln.“
Verkrampftes Werfen
„Das Werfen war verkrampft.“ Markus Esser spürt es, Michael Deyhle spürt es, beide sagen es. Nicht direkt, aber verklausuliert: Der Kampf um die Nummer eins im deutschen Hammerwurf dürfte spannend werden in diesem Jahr. „Ich gehe davon aus, dass Sergej noch weiter wirft“, meint Markus Esser. Er selbst natürlich auch. „Ich will ja nicht mit 77,50 Metern zur WM fahren.“
Am übernächsten Wochenende steht bei der Militär-WM sein nächster Versuch an, dem eigenen Anspruch gerecht zu werden. „Die Jugend macht Druck“, sagt Deyhle und meint damit zuvorderst Sergej Litwinow. Der legte einen technisch stabilen Wettkampf hin, deutete sein Potential in Richtung 78, 79 Meter jedoch nur an.
„Wird schon knallen“
Schon im vergangenen Jahr hatte Markus Esser den Eindruck, „dass es nicht mehr so einfach geht“ - im WM-Jahr wird es wohl noch schwieriger, die Top-Position zu behaupten. Und ein bisschen erinnert ihn die Situation an den Beginn des Jahrtausends, als er selbst allmählich zum damaligen Weltmeister, dem Dortmunder Karsten Kobs, aufrückte und schließlich weiter warf.
Längst ist Markus Esser der deutsche Platzhirsch, WM-Vierter 2005 und WM-Achter 2007, unter anderem. Deutscher Meister (2006 bis 2008) ohnehin. „Bis zur WM sind zum Glück noch ein paar Wochen hin“, sagt er. „Und mir ist klar: Ich kann weit werfen.“ Knapp 80 Meter hat er vergangenes Jahr geworfen, in diese Richtung soll es wieder gehen. „Es wird schon wieder knallen“, meint Markus Esser.