Aufklärung und Prävention zum Berlin-Marathon
Die medizinische Versorgung des Berlin-Marathon gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Veranstalter. "Es gibt weltweit kaum einen Lauf, der so gut abgesichert ist", erklärt Jürgen Lock, der als Direktor von SCC-RUNNING die Organisation aller medizinischen Maßnahmen leitet. Um diesen hohen Standard zu erreichen, sind Jahr für Jahr rund 680 Rettungskräfte zur Absicherung im Einsatz.

Die medizinische Betreuung wird in Berlin groß geschrieben (Foto: Swiss-Image)
Sie decken ein dichtes Netz von stationären Unfallstellen und mobilen Rettungskräften ab. "Durch ein umfangreiches Qualitätsmanagement und die ständige Analyse von Unfallschwerpunkten sorgen wir für eine bestmögliche Verteilung der Sanitäter und Ärzte", beschreibt Jürgen Lock.Damit die Ärzte und Sanitäter möglichst nur kleinere Zwischenfälle und Wehwehchen wie etwa Blasen behandeln müssen, sieht das Medical-Team des Berlin-Marathon einen wichtigen Schwerpunkt in der Aufklärung und Prävention.
"Einige Zwischenfälle könnten vermieden werden, wenn die Teilnehmer mehr über ihren Körper wüssten und Warnzeichen im Vorfeld ernster nehmen würden", weiß der Sportwissenschaftler. Und das sollte bei einigen Läufern und Skatern auch bedeuten, der Gesundheit zuliebe auf einen Start zu verzichten. "Läufer meinen oft, sie sind auf Grund ihrer Aktivitäten per se gesund. Das ist jedoch ein Trugschluss, der extreme Folgen haben kann. Das fängt bei Erkältungen und Infekten an und geht bis hin zu schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen", erläutert Jürgen Lock.
Gesundheitsfragebogen zur weiteren Optimierung
Wie es um den Läufer wirklich gestellt ist, soll der Gesundheitsfragebogen aufdecken, der allen Teilnehmern via E-Mail zugesandt wird. Alle Marathonteilnehmer sind aufgefordert, diesen in cirka 15 Minuten online zu beantworten und damit einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen medizinischen Versorgung zu leisten.
"Wenn wir genau wissen, wen wir am Start haben, können wir eine noch zielgruppenspezifischere Versorgung gewährleisten", verdeutlicht Jürgen Lock. In der Erfassung werden nicht nur eventuelle Vorerkrankungen, sondern auch das Verhalten in der Vorbereitung analysiert.
Wird zum Beispiel bei Infekten weitertrainiert? Oder sogar bei Fieber? "Unser Ziel ist es auch, zu erfahren, wie gesundheitsbewusst die Ausdauersportler überhaupt in Bezug auf ihren Körper sind", erklärt Dr. Lars Brechtel von der Abteilung für Sportmedizin der Humboldt Universität zu Berlin und seit vielen Jahren im Medical Team des Berlin-Marathon.
Erkältungen und Infekte ernst nehmen
Die Praxis zeigt, dass gerade Erkältungskrankheiten und Infekte oftmals nicht ernst genommen werden. "Sobald Fieber im Spiel ist, gilt absolutes Trainings- und Startverbot", warnt Dr. Lars Brechtel und fügt hinzu: "Gerade bei scheinbar harmlosen Infektionen der oberen Luftwege trainieren viele Sportler unbedarft weiter. Dies kann jedoch zu einer Herzmuskelentzündung führen." Insbesondere bei Infekten, die mit länger anhaltendem Fieber einhergehen, kann es auch vermehrt zu Herzrhythmusstörungen kommen, welche bei körperlicher Belastung zum Tode führen können.
"Auch wenn Sie gerade einen Infekt überstanden haben und sich wieder fit fühlen, sollten Sie sich erst das Okay eines Sportmediziners vor dem Wettkampf holen", rät Dr. Lars Brechtel. Dabei sollte auch untersucht werden, ob noch Entzündungszeichen im Blut vorliegen. Wettkämpfe sollten im unmittelbaren Anschluss an einen Infekt nicht durchgeführt werden.