Durch Münchens Halle in die Weltspitze
Es ist so eine Sache mit einer Leichtathletik-Halle, obendrein mit einer, durch die auch noch der Olympische Geist von 1972 weht. Wer darf rein, wer nicht? Wer vielleicht, wer auf keinen Fall? Und wenn doch, unter welchen Voraussetzungen? Dieses Thema beschäftigte in den letzten Wochen und Monaten die Münchner Szene und zerrte an so manchen Nerven. Jetzt wurde ein Weg gefunden, der auch Nichtkader-Athleten die Tore öffnet.
Es war ein kalter Abend Anfang November, an dem Franziska Bertenbreiter, Julia Rüdiger und Korbinian Greding vor der Tür standen. Verwehrt der Einlass in die schmucke, erst vor drei Jahren auf Vordermann gebrachte Leichtathletik-Halle im Münchner Olympiapark. Vom Noch-Verein der Gruppe, der LG Stadtwerke München, der die betreffenden Namen nicht auf einer Liste hatte, die zu diesem Zeitpunkt über den Zugang entschied.Dieses Problem war binnen weniger Tage aus der Welt geschafft, aber doch machte es offenkundig, wo es und wie sehr es gerade an der Isar unter den Nägeln brannte. Ein flächendeckendes Nutzungskonzept für die Leichtathleten der Region, auf das die Olympiapark München gemeinsam mit dem zuständigen Sportamt Wert legte, fehlte noch, auch wenn hinter den Kulissen daran gearbeitet und fleißig diskutiert wurde.
Konzept der LG Stadtwerke
In Vorleistung war im Herbst nur die LG Stadtwerke München gegangen. Dort hatte man ein eigenes Konzept auf den Weg gebracht - mit einer Trägerschaft für die Halle und einer siebzigprozentigen Bezuschussung durch das Sportamt. Mit einher ging jene Entscheidungsgewalt, die schließlich einzelne Athleten zu spüren bekamen.
„Für uns war wichtig, dass wir in die Halle kommen. Deshalb hatten wir im Oktober ein Konzept erstellt, mit unseren Kaderlisten für 2010“, sagte Norman Feiler, Zweiter Vorsitzender des Fördervereins, der zu diesem Zeitpunkt, zwei Wochen ist es her, noch meinte: „Es ist schwierig, eine Lösung zu finden.“
Seit wenigen Tagen ist das nun anders. Am letzten Donnerstag trafen der Olympiastützpunkt Bayern, der Bayerische Leichtathletik-Verband, die Olympiapark München GmbH und Münchens Sportamt eine Übereinkunft zur Werner-von-Linde-Halle.
Athleten in die Weltspitze führen
„Die Partner verfolgen das Ziel, junge Leichtathleten in die Weltspitze zu führen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, nach der bis Ende November auch die letzten Details geklärt sein sollten. Doch einem solchen Vorhaben können Voraussetzungen nicht schaden, die auch hoffnungsvollen Athleten neben den Kaderzugehörigen entsprechende Rahmenbedingungen bieten.
Das hat man offenbar erkannt. Der entscheidende Schritt scheint nun gemacht. Beim Bayerischen Leichtathletik-Verband (BLV) atmet man spürbar auf. Es steht die Nutzungs- und Beitragsordnung, doch es blieb ein langer Atem, der von Nöten war. „Man muss in der jetzigen Hallensaison mal Erfahrungen sammeln, damit im Frühjahr dann eine Bewertung erfolgen kann“, sagte BLV-Präsident Karl Rauh zur erarbeiteten Lösung.
Leichtathletik-Team Münchens
Diese sieht auch vor, dass Mitglieder eines „Leichtathletik-Teams München“ an vier Tagen in der Woche von 17:00 bis 20:30 Uhr in der Werner-von-Linde-Halle in leistungsorientierten, vereinsübergreifenden Gruppen trainieren dürfen. Dazu gehören nationale Top-Athleten ebenso wie Bayerns Top 20 und Schülertalente, und eben auch solche, die nicht in der LG Stadtwerke München organisiert sind. Daraus ergibt sich eine Sonderstellung der Münchner Vereine, die vorerst bis September 2012 bestehen soll.
Etwas schwieriger ist die Situation allerdings für Nicht-Münchner Vereine. Diese profitieren nicht von der Unterstützung durch das Sportamt und müssen für die Werner-von-Linde-Halle mehr als dreimal so hohe Nutzungsbeiträge entrichten.
Zumindest jenes Szenario aber, bei dem ambitionierte Athletinnen oder Athleten draußen bleiben müssen und in der winterlichen Kälte stehen, scheint vom Tisch zu sein. Bayerns Ziel, junge Leichtathleten in die Weltspitze zu führen, kann das nur zuträglich sein.