Eike Onnen - "Gepokert wird auch in München"
Eike Onnen ist im Moment der Überflieger der deutschen Leichtathletik. Der Hannoveraner hat sich mit Höhen um 2,30 Meter auf einem Weltklasseniveau stabilisiert und blickt nun der Bewährungsprobe beim Europacup in München entgegen. Alexander Pochert hat sich mit ihm für leichtathletik.de ausführlich unterhalten.

Eike Onnen greift den deutschen Rekord an (Foto: Schröder)
leichtathletik.de:Eike, in Garbsen nach ihrem Sprung über 2,34 Meter und in Biberach nach überquerten 2,30 Meter haben Sie sich am deutschen Rekord versucht. Wann fällt er?
Eike Onnen:
Spätestens nächstes Jahr. Ich will es aber schon jetzt immer wieder probieren.
leichtathletik.de:
In Kirchheim war auch bei Ihrem Wettkampf vor kurzem der Noch-Rekordler Carlo Thränhardt zugegen. Was hat er Ihnen gesagt?
Eike Onnen:
"Du kannst den Rekord gerne haben, den in der Halle will ich aber behalten."
leichtathletik.de:
Gibt es denn eine Erklärung, warum es dieses Jahr bei Ihnen so gut läuft?
Eike Onnen:
Ich bin nicht mehr vollkommen auf den Sport konzentriert, da ich auf einer Abendschule mein Abitur nachhole. Letztes Jahr hatte ich keine Ablenkung, deshalb war der Druck auch so groß. Erst am Ende des Jahres, als es um nichts mehr ging, lief es besser.
leichtathletik.de:
Wann reifte Ihr Entschluss, das Abitur nachzuholen und wie läuft es damit?
Eike Onnen:
Um mein Leben nach dem Sport habe ich mir nach meiner Verletzung 2004 viele Gedanken gemacht. Den Schritt, wieder in die Schule zu gehen, habe ich dann im Herbst des letzten Jahres vollzogen. Man verpasst schon viel Unterricht und Klausuren. Eigentlich gibt es nur einen Nachschreibetermin, aber man hat mir eingeräumt, die Klausuren an verschiedenen Terminen zu schreiben.
leichtathletik.de:
Wie soll es danach weitergehen?
Eike Onnen:
2009 steht erst einmal das Abi an und was dann kommt, weiß ich nicht so genau. Entweder ein Studium in Medizin, was aber sehr zeitaufwendig wäre und schwer mit dem Sport zu verbinden ist, oder in Nautik, wobei ich nicht sagen kann, wie es da aussieht.
leichtathletik.de:
Es war zu lesen, dass Sie keinen durchstrukturierten Anlauf haben. Stimmt das?
Eike Onnen:
Ich muss alles nach Gefühl machen. Probiert habe ich es auch mal mit einem festen Anlauf, aber es ist daneben gegangen. Ich brauche halt überall meine Freiheiten.
leichtathletik.de:
Auch neben dem Sport?
Eike Onnen:
Wenn man ein Wochenende frei hat, muss man feiern. Man sollte es nur nicht übertreiben. Ich geh dann auch mal in die Disco, auch wenn ich kein Tänzer bin, oder mach mir einen gemütlichen Abend mit Freunden oder geh bowlen. Wenn Zeit ist. spiele ich gerne Tennis, mein Vater fragt schon die ganze Zeit danach, oder Volleyball.
leichtathletik.de:
Leben Sie alleine in Hannover oder bei Ihren Eltern?
Eike Onnen:
Ich wohne im Haus meiner Eltern, teile mir dort mit meinem Bruder eine eigene Etage. Der programmiert Webseiten und kümmert sich auch um meine Homepage. Er gaukelt mit vor, dass er sich für meinen Sport interessiert. (lachend)
leichtathletik.de:
Zurück zum Sport. Wenn man sich Ihre Wettkämpfe genau anschaut, fällt einem auf, dass Sie mit ein paar Sprüngen in niedrige Höhen starten und sich dann gewaltig steigern. Wann fällt die Entscheidung über das Sprungmuster?
Eike Onnen:
Das wird immer erst im Einspringen festgelegt. Aber meistens springe ich mich im 10er Bereich ein und gehe dann auf 2,25 oder 2,30 Meter. Manchmal entscheide ich sicherlich zuviel alleine.
leichtathletik.de:
Auch beim Europacup nächste Woche in München?
Eike Onnen:
Gepokert wird auch beim Europacup.
leichtathletik.de:
Sie sind ja bisher oftmals nur bei kleineren Meetings in Deutschland gesprungen und haben sich auch noch nicht bei internationalen Veranstaltungen gezeigt. Wie fällt die Entscheidung, wo sie starten?
Eike Onnen:
Ich stimme das mit meiner Mutter, die mich trainiert, ab. Mir ist das relativ egal, wo ich springe. Mir wurde geraten, vor der WM noch einen internationalen Start in einem großen Stadion zu machen, um mich an die Atmosphäre zu gewöhnen. Angebote liegen auch schon vor, mal sehen.
leichtathletik.de:
Der Stadionsprecher in Biberach hat sie als Medaillenkandidaten für die Weltmeisterschaften im japanischen Osaka angekündigt. Wie sehen Sie selbst Ihre Chancen?
Eike Onnen:
Man darf nicht unbedingt zuviel erwarten. Ich habe keinerlei internationale Erfahrung. Mein Ziel ist es, in das Finale zu kommen.