Ein Dutzend Kandidaten für Mehrkampf-Tickets
Vier deutsche Zehnkämpfer und drei Siebenkämpferinnen haben schon ihre Hände nach einer der jeweils drei Fahrkarten zu den Leichtathletik-Europameisterschaften im schwedischen Göteborg (7. bis 13. August) ausgestreckt, doch zugreifen will mindestens noch ein halbes Dutzend weiterer Athleten. Die Vergabe erfolgt erst am Wochenende bei der 10. Auflage des Mehrkampf-Meetings in Ratingen.
André Niklaus ist in Ratingen nur Zuschauer (Foto: Krebs)
"Wir werden in Ratingen das haben, worauf wir lange gehofft haben: Spannung und Klasse. Mindestens sechs Leute kommen für die EM-Tickets in Frage", kündigt Claus Marek, Manager des deutschen Zehnkampf-Teams, mit Blick auf die Situation bei den Männern an.Dabei wird der Hallen-Weltmeister André Niklaus (LG Nike Berlin) verletzungsbedingt nur Zuschauer sein. Dem am Fuß verletzten 24-Jährigen ist eine EM-Nominierung trotz seiner nur passiven Teilnahme in Ratingen ziemlich gewiss, sofern seine Götzis-Leistung von Ende Mai nicht am Wochenende von drei seiner Kollegen überboten wird (wir berichteten).
Niklaus, Müller, Behrenbruch, Abele…
Außer André Niklaus, dessen Jahresbestleistung seit dem Mehrkampf-Meeting im österreichischen Götzis bei 8.239 Zählern liegt, haben drei weitere deutsche Zehnkämpfer die bei 8.000 Punkten liegende EM-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) schon geknackt: Der U23-EM-Dritte Norman Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde/ 8.093 Pkt), der deutsche Junioren-Mehrkampf-Meister Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt/ 8.069 Pkt) und der U20-EM-Zweite Arthur Abele (SSV Ulm 1846/ 8.013 Pkt) sind 2006 in den Kreis der 8.000-Punkte-Mehrkämpfer vorgestoßen und wollen nun ihre Positionen erfolgreich verteidigen.
Hinter ihnen lauern mit dem ehemaligen U20-Weltmeister Dennis Leyckes (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), dem dreimaligen deutschen Hallen-Siebenkampfmeister Stefan Drews (TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie dem ehemaligen U20-EM-Zweiten Lars Albert (LAC Elm) drei weitere EM-Kandidaten. Alles deutet im Zehnkampf auf einen Sechskampf um die zwei verbliebenen Göteborg-Fahrkarten hin.
Start von Sonja Kesselschläger fraglich
Ein solcher zeichnet sich auch im Siebenkampf ab. Die Zweite der U23-EM, Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn), hat sich mit 6.335 Zählern und dem besten Siebenkampf einer deutschen Athletin seit dem Rücktritt der deutschen Rekordlerin Sabine Braun im Jahr 2002, in Götzis Ende Mai den Weg in die Weltspitze gebahnt. Doch ihre Vereinskollegin Claudia Tonn (6.150 Pkt) will sich im Kampf um die Position als deutsche Nummer eins nicht so schnell geschlagen geben: "Mein Motto für Ratingen lautet voll angreifen."
Dritte Deutsche mit erfüllter EM-Norm, die bei 6.100 Punkten liegt, ist die Olympia-Sechste Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg/ 6.101 Pkt), die allerdings weiter an Sitzbeinproblemen laboriert. "Wir werden kurzfristig entscheiden, ob sie starten kann", sagt Bundestrainer Klaus Baarck, der zugleich ihr Heimtrainer ist.
Wie fit ist Karin Ertl?
Neben den drei Normerfüllerinnen hat Klaus Baarck auch Katja Keller (LG Nike Berlin), die ehemalige U23-Europameisterin Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie die ehemalige Hallen-Europameisterin Karin Ertl (LG Domspitzmilch Regensburg) auf der Rechnung: "Ich denke, sie können die Götzis-Leistungen der anderen noch kontern."
Abzuwarten bleibt dabei allerdings wie sich Karin Ertl nach ihrer Oberschenkelverletzung von Götzis und zuletzt auch Rückenproblemen wieder erholt hat. Wie Katja Keller hat sie zuletzt auf Starts, auch bei der Domspitzmilch-Gala in Regensburg, verzichtet.
Internationale Top-Athleten
Nicht am Start sein wird auf jeden Fall die Leverkusenerin Christine Schulz. Mit 6.199 Punkten hatte die 22-Jährige im vergangenen Jahr den Weg in die nationale Mehrkampfspitze gefunden, muss nun aber wegen einer Oberschenkelzerrung passen. Sonst wäre auch sie eine Kandidatin für die begehrten Tickets gewesen.
International gesehen ist das Mehrkampf-Meeting in Ratingen die vierte Station auf der fünf Veranstaltungen umfassenden "World Combined Challenge" des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF. Top-Starter sind der Olympia-Dritte Dimitri Karpow (Kasachstan), der Commonwealth-Silbermedaillengewinner Maurice Smith (Jamaika) und Hallen-Weltmeisterin Ludmilla Blonska (Ukraine).
Fußball-freundlicher Zeitplan
Den Gesamtsiegern der "World Combined Challenge" winken am Ende 30.000 US-Dollar Preisgeld, für Platz acht gibt es immerhin noch 5.000 US-Dollar. Die Entscheidung fällt am 16./17. September in Talence (Frankreich). Gewinner ist, wer in der Addition von drei Veranstaltungen die höchste Punktzahl erreicht.
Damit die Fußball-Fans unter den Leichtathletik-Anhängern am Samstag nicht auf das Achtelfinalspiel der deutschen Mannschaft gegen Schweden verzichten müssen, wurde der Zeitplan des ersten Tages extra so gelegt, dass bis zum Anpfiff um 17 Uhr alle Disziplinen abgeschlossen sind. Start für den 400-Meter-Lauf der Männer ist deshalb schon um 16.15 Uhr.