Ein Laufschuh-Revolutionär ist 25
Er ist schlicht unverwüstlich - auch nach 25 Jahren hat der Pegasus von Nike seinen festen Platz am Markt. Seine Markenzeichen: strapazierfähig, stabil, erschwinglich.
Vor 25 Jahren war es kaum vorstellbar, dass es einmal Olympische Spiele geben würde, an denen kein einziger deutscher Läufer auf den Strecken jenseits der 1.500 Meter teilnehmen würde - so wie in Peking (China), wo nur Carsten Schlangen über 1.500 Meter startete.Zu den Hochzeiten der deutschen Läufer - immerhin wurden 1983 Patriz Ilg und Willi Wülbeck Weltmeister über 3.000 Meter Hindernis und 800 Meter - kam ein Schuh zur Welt, der die Laufszene wie kaum ein anderer prägte. 1983 lieferte der US-Hersteller Nike die ersten Paare des Pegasus aus. Ein äußerlich unscheinbarer Schuh in grau und blau, der aber bald von vielen Läufern für seine inneren Werte geliebt wurde.
Christoph Herle schwärmt noch heute von dem Schuh
Einer der ersten deutschen Läufer, die mit dem Modell liefen, war der Fürther Christoph Herle. Der lang aufgeschossene Athlet wurde bei Olympia 1984 in Los Angeles (USA) Fünfter über 10.000 Meter. Seine Bestzeit steht bei 27:50,27 Minuten - immer noch schneller als die von Europameister Jan Fitschen, der sich im vergangenen Jahr zwar auf 28:02,55 Minuten steigerte, aber dennoch die Qualifikation für Peking verpasste.
Die erste Versicon des Pegasus von Nike kam 1983 auf den Markt Christoph Herle, der mittlerweile sein eigenes Architekturbüro führt, erinnert sich noch heute an den Schuh. „Er war ein bisschen stabiler als die ganz leichten Treter, mit denen ich damals die schnelleren Läufe absolvierte. Aber seine Luftkissen-Dämpfung war für mich als Vorfußläufer phänomenal. Mit ihr ist Nike eine Revolution der Laufschuh-Technik gelungen.“ Der 52-Jährige ist überzeugt davon, dass der Ur-Pegasus schon alles bot, was Läufer sich wünschen. „Mit ihm hatte die Laufschuhentwicklung einen Höhepunkt erreicht.“
Nike hatte mit dem Pegasus einen Schuh für jeden Läufer geschaffen: Strapazierfähig, stabil und erschwinglich. „Wann immer man jemandem, der gerade erst mit dem Laufen anfing, einen Schuh empfehlen sollte, war der Pegasus erste Wahl“, erinnert sich Clare Hamill, die Mitte der Achtziger Jahre eine führende Mitarbeiterin im Nike-Team für Laufschuhe war.
In Deutschland gelang es Nike mit dem Pegasus, mehr und mehr Marktanteile auch unter den Hobbyläufern zu gewinnen, nachdem die von Phil Knight gegründete Firma Ende der Siebziger Jahre als Ausrüster für Spitzenläufer nach Deutschland gekommen war.
Kofferraum voller Sportschuhe
Damals tourte Hans Will mit einem Kofferraum voller Nike-Laufschuhe von Sportfest zu Sportfest. Der Darmstädter war selbst Läufer, rannte den Marathon in 2:15 Stunden. Auf einer Wettkampfreise in die USA hatte er die Nike-Schuhe kennengelernt und brachte sie ab 1978 für einen Importeur aus Heidelberg in der alten Bundesrepublik an den Mann.
„1978 bin ich zu den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften nach Köln gefahren und habe die Schuhe an die Läufer verteilt“, erinnert sich der ehemalige Athlet, der heute einen Laufladen in München führt. Die Spitzenathleten sollten die neuen Schuhe testen und gleichzeitig in der Szene bekannt machen. Damit ärgerten die US-Schuhmacher natürlich den Platzhirschen Adidas, der in den Siebziger Jahren den Markt noch fast alleine beherrschte.
Der Pegasus, wie er sich 1989 präsentierte. Nicht jede Veränderung war ein Schritt nach vorn – das erkannten in den Neunziger Jahren auch die Schuhdesigner von Nike und nahmen den Pegasus kurzzeitig aus dem Angebot
Von der Qualität des Ur-Pegasus war Hans Will begeistert, aber er räumt ein, dass der Schuh nicht unbedingt mit jeder Weiterentwicklung besser wurde: „Ende der Achtziger Jahre war der Pegasus nicht besonders gut“, urteilt er. Dass nicht jede Veränderung ein Schritt nach vorn war, gesteht auch Nike ein. Ende der Neunziger Jahre erkannten die Strategen in der Konzernzentrale in Beaverton im US-Bundesstaat Portland, dass die Beliebtheit des Schuhs beeinträchtigt war und nahmen ihn aus dem Angebot, um ihn „zu den Ursprüngen zurückzuführen“.
Große Modelltreue der Läufer
Dabei unterschätzten sie allerdings die Modelltreue vieler Läufer, die auch Hans Will aus seiner täglichen Praxis kennt. „Am leichtesten verkaufen sich Laufschuhe, wenn der Läufer das Modell will, mit dem er schon seit Jahren sehr zufrieden ist.“ Als es den Pegasus Ende der Neunziger Jahre nicht mehr gab, lief die Fangemeinde Sturm und Tausende von Nachfragen und Beschwerden gingen beim Hersteller Nike ein. Im Jahr 2000 kam dann der Pegasus komplett überarbeitet in die Läden zurück und bleibt seitdem der meistverkaufte Neutral-Laufschuh aller Zeiten.
Zum Jubiläum im vergangenen Herbst gab es zwei Retro-Pegasus: Air Pegasus SE und 25 ähneln dem Ur-Schuh mit seiner Waffelsohle und einem einfachen Obermaterial zwar zum Verwechseln, aber in beiden steckt modernste Technologie: Eine Sohlenkonstruktion mit Flexkerben, die die natürliche Laufbewegung des Fußes unterstützt, und ein neues, von der Ferse bis zu den Zehen durchgehendes Air-Dämpfungselement. In diesem Frühjahr kommt der Pegasus in neuen, frischen Farben in die Geschäfte und ist auch nach 25 Jahren eine erschwingliche und verlässliche Option für fast jeden Läufer.