Ein Schuh als verschärftes Trainingsgerät
Vier Jahre nachdem Nike mit dem Free-Konzept den Laufschuhmarkt veränderte, ist mit dem neuen Free 3.0 ein noch leichterer und flexiblerer Trainingsschuh in den Handel. Wie ein Leichtgewicht den Fuß vor Verletzungen schützt.
Barfuß ist besser. Diese These stand einem Projekt Pate, das den Laufschuhmarkt aufgemischt hat. Die Geschichte des Nike Free begann zu einer Zeit, als Laufschuhe mit immer mehr Mechanismen aufgerüstet wurden, um Menschen beim Laufen zu unterstützen.Längst hatte die Wissenschaft festgestellt, dass ein Mehr an Dämpfung und Führung die Verletzungsanfälligkeit von Läufern statistisch gesehen nicht mindern kann. Im Gegenteil: Man weiß, dass Laufschuhe mit einer ausladenden Fersenpartie die Kraft verstärken, die den Fuß in die Pronation drückt (aufgrund einer höheren Pronationswinkelgeschwindigkeit).
Da hilft als Ausgleich auch keine Pronationsstütze. Die Folgen sind eine deutliche höhere Belastung für den hinteren Schienbeinmuskel, der für die Fußstreckung und auch die Supination verantwortlich ist. Auch die Belastung der Achillessehne nimmt dadurch zu. Nur ein Beispiel, wie ein Laufschuh zur gesundheitlichen Belastung für den Läufer werden kann.
Selbstkontrolle als Konzept Motto für den Nike Free ist ein anderes: Gestatte dem Fuß, sich selbst zu kontrollieren. Maximale Flexibilität und Mobilität sollen die Bewegungsmöglichkeiten des Fußes minimal einschränken.
Mit dem neuen Free 3.0 setzt Nike dieses Vorhaben noch konsequenter um. Die Flexkerben der extrem leichten und dünnen Sohle sind noch tiefer und damit beweglicher als beim Free 5.0. Vergleicht man auf einer Druckmessplatte den ausgeübten Druck, sind kaum mehr Unterschiede zwischen dem Barfußlauf und einem Lauf im Nike Free 3.0 auszumachen.
Arthur Lydiard, Trainerlegende aus Neuseeland, sagte seinen Athleten immer: „Lauft auf Gras und das am besten barfuß und ihr werdet weniger Probleme haben.“ Gerade Arthur Lydiard inspirierte die Entwickler von Nike, einen Schuh zu bauen, der dem Barfußlaufen auf Gras sehr nahe kommt. „Dass ein Laufen ohne Schuhe den Fuß trainiert, erschien uns nachvollziehbar. Aber wissenschaftliche Beweise gab es nicht“, beschreibt Prof. Dr. Gerd-Peter Brüggemann seine Ausgangsposition, bevor er sich an eine Reihe wissenschaftlicher Experimente heranwagte.
Nachgewiesener Kraftgewinn
Die Untersuchungen an der Deutschen Sporthochschule in Köln konnten eine deutliche Zunahme der Kraft verschiedener Muskeln eindeutig nachweisen. Besonders auffällig: Die Kraft der beiden Muskeln flexor hallucis (langer Großzehenbeuger) und flexor digitorum longus (langer Zehenbeuger) nahmen nach einem fünfmonatigen, regelmäßigen Training um 20 Prozent zu. In der Kontrollgruppe, die in herkömmlichen Laufschuhen trainierte, gab es keine signifikante Kraftzunahme.
Die neuromuskuläre Leistung konnte nach einem dreiwöchigen Training um acht Prozent verbessert werden. Und – was somit auch die These von Arthur Lydiard bestätigt: Zehn Monate nach dem Trainingsprogramm im Nike Free 3.0 gab die Experimentalgruppe (57 Personen) an, dass sie zu 78,1 Prozent beschwerdefrei sei. In der Kontrollgruppe (43 Personen) fiel der Wert mit 62,5 Prozent deutlich schlechter aus.
„Wir konnten zum ersten Mal in einer wissenschaftlichen Ursachen-Wirkungs-Analyse nachweisen, dass Training im Nike Free nachweislich die Kraftwerte erhöht und die Verletzungsanfälligkeit reduziert“, erklärt Prof. Dr. Gerd-Peter Brüggemann.
Kein Ersatz für herkömmliche Laufschuhe
Für den Free 3.0 gilt aber noch mehr als für die 5.0-Version: Der Free ist kein Laufschuhersatz! Er ist ein Trainingsgerät, mit dem Läufer, die sich an das Laufen mit diesem Schuh gewöhnt haben, auch gerne mal acht bis zehn Kilometer laufen können – mehr aber auch nicht.