| Reportage

Ein Tag mit... dem DLV-TopTeam in Südafrika (II)

In unserer Reihe „Ein Tag mit…“ stellen wir regelmäßig deutsche Topathleten in ihrem Alltag zwischen Spitzensport, Ausbildung, Studium oder Beruf vor. Dieses Mal gibt’s Teil zwei eines Specials: Wir haben das deutsche TopTeam ins Trainingslager in Stellenbosch (Südafrika) begleitet und zeigen euch, wie Deutschlands Olympia-Hoffnungen gemeinsam mit dem DLV-Kompetenzteam die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison 2015 gelegt haben.
Silke Morrissey

<link news:38139>Ein Tag mit... dem DLV-TopTeam in Südafrika (I)

14:15 Uhr

Während die Athleten ihre wohlverdiente Mittagspause haben, steht für die Trainer an diesem Tag noch Programm an. In insgesamt drei Workshops können sie sich im Laufe des Trainingslagers von Experten aus dem Bereich der Psychologie, Physiotherapie und Ernährungswissenschaft Anregungen holen. Heute gibt Physiotherapeut und Ex-Speerwerfer Raimond Igel Einblick in die Hintergründe und Vorteile der Faszientherapie.

15:30 Uhr

Die nächste Trainingseinheit auf dem Platz steht an. Und die erfordert von allen Athleten viel Geduld. Denn im Stadion von Stellenbosch herrscht Sturm, der so manche Übung zunichtemacht. Starke Böen fegen über den Platz hinweg. Wer wie die 400-Meter-Hürdenläufer Tempoläufe geplant hat, kann sich für ordentlich Schub von hinten oder Widerstandstraining in den Wind hinein entscheiden. An Speerwerfen ist bei Christin Hussong (LAZ Zweibrücken), Linda Stahl und Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie ihren männlichen Disziplinkollegen Till Wöschler (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Andreas Hofmann (MTG Mannheim) aufgrund der Windlotterie nicht zu denken.

Nadja Käther (Hamburger SV) nutzt den Rückenwind für ihr Sprungtraining. Nach Erwärmung und Dehnen setzt sie unter der Beobachtung von Trainer Uwe Florczak und Biomechaniker Luis Mendoza vom Olympiastützpunkt in Frankfurt Sprünge in die Weitsprung-Grube – noch ohne Hop und Step davor, auch wenn sich die Weitspringerin in der kommenden Saison intensiver dem Dreisprung widmen will. Jeder Versuch wird an der Kamera von Luis Mendoza ausgewertet.

16:30 Uhr

Die Zweibrücker Stabhochspringer haben sich am Nachmittag in den Kraftraum verzogen. Weltmeister Raphael Holzdeppe trainiert hier wieder gemeinsam mit seinen ehemaligen Trainingspartnern Daniel Clemens und Kristina Gadschiew unter Anleitung von Andrei Tivontchik. Kristina Gadschiew macht nach ihrem Achillessehnen-Riss, den sie sich im Juni zugezogen hat, gute Fortschritte. Sogar springen kann sie schon wieder. „Das ist echt schnell gegangen“, sagt sie. „Ich bin gespannt, ob das so weiter geht!“

Disziplinkollegin Martina Strutz (noch SC Neubrandenburg) und Diskuswerferin Nadine Müller (noch Hallesche Leichtathletik-Freunde) trainieren ebenfalls windgeschützt im Kraftraum. Sie haben am selben Tag ihre Wechsel nach Schwerin und Leipzig bekanntgegeben und werden daher beide im kommenden Jahr in einem neuen Trikot an den Start gehen.

17:00 Uhr

Auf dem Platz hat sich Dreisprung-Bundestrainer Tamas Kiss nach dem Training mit Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch (LAV Stadtwerke Tübingen) zu Nadja Käther und Uwe Florczak dazugesellt. In Sprungläufen soll seine neue Kaderathletin die veränderten Impulse in die Horizontale verinnerlichen. „Das sieht doch schon ganz gut aus“, ist die einhellige Meinung von Heim- und Bundestrainer.

Sprinterin Verena Sailer (MTG Mannheim) absolviert auf der Gegengeraden ihre Läufe. Aus dem Kraftraum kommen Martina Strutz und Nadine Müller wieder auf den Platz zurück. Die Stabhochspringerin sprintet auf der Bahn, die Diskuswerferin lässt den Trainingstag mit Sprungläufen auf dem Rasen ausklingen.

17:30 Uhr

Diskuswerfer Martin Wierig hat eine sogenannte Blackroll dabei und lässt sich auf dem Rasen nieder – Zeit für Faszientherapie. Indem unterschiedliche Körperteile auf der Rolle hin und her bewegt werden, lösen sich in den Faszien, dem Bindegewebe oberhalb der Muskulatur, Verklebungen, die Faszien werden besser durchblutet. Zu Beginn schmerzhaft, aber hilfreich.  

Langsam wird es spät, denn für den Abend ist ein gemeinsames Abendessen auf einem Weingut geplant. Nadja Käther lädt Uwe Florczak und Luis Mendoza in ihr kleines Mietauto und gibt Gas – schließlich muss noch geduscht werden. Diesmal ist sie schneller als die besten deutschen Sprinter: Die können in ihrem ebenso kleinen Mietwagen nicht mithalten, als die Hamburgerin auf dem Weg zum Hotel winkend und lachend an ihnen vorbei zieht.

18:30 Uhr

Zwei Busse stehen am Hotel bereit. Diese bringen die Leichtathleten, Trainer und Betreuer zum Weingut Dornier, in dem am Abend gespeist wird. Die Einfahrt in den Gutshof wird von staunenden Ausrufen kommentiert: Die Räumlichkeiten sind geschmackvoll, die Kulisse ist atemberaubend.

Beste Gelegenheit für ein Gruppenfoto: Als die Sonne untergegangen ist, formieren sich alle vor dem Bergmassiv zu einem Erinnerungsbild, anschließend finden sich die Athleten einzelner Vereine und Disziplingruppen ebenfalls zu Gruppenfotos zusammen, die fleißig auf Facebook gepostet werden.

19:30 Uhr

In entspannter Atmosphäre lassen sich danach alle zum gemeinsamen Essen nieder. Sprinterin Josefina Elsler (SC Paderborn) blickt auf ihren Dessertteller und reckt den Kopf in die Höhe. "Wo ist Uwe?" fragt sie lachend. Gemeint ist Ernährungsberater Uwe von Renteln, den viele Athleten für die Optimierung ihrer Ernährungsgewohnheiten zu Rat ziehen. Dessen Credo: Es kommt nicht auf die Menge des Essens an, sondern auf die richtige Zusammensetzung der Nahrungsmittel, abhängig vom gewünschten Ernährungsziel. "Ach, Uwe wird schon sagen, dass du das essen darfst", sagt Verena Sailer (MTG Mannheim).

Die Delegation ist groß, alle Trainingsgruppen haben unterschiedliche Trainings- und Essenszeiten, manchen Mitstreitern läuft man ständig über den Weg, anderen nie. Nomalerweise verläuft auch die Abendgestaltung in Kleingruppen - zum Beispiel mit Tischtennis-Duellen im Gruppenraum, in dem auch eine Spielkonsole und ein Kicker stehen. Besonders Hürdensprinter Gregor Traber (noch LAV Stadtwerke Tübingen) hat hier sein Talent mit dem kleinen Ball und dem kleinen Schläger unter Beweis gestellt.

Auf dem Weingut ist an diesem Abend Gelegenheit für neue Bekanntschaften, Gespräche und sogar für ein außergewöhnliches Wiedersehen: Der ehemalige Weltklasse-Stabhochspringer Okkert Brits ist zu Besuch und hat sich zu den deutschen Stabis und ihren Trainern gesellt. Er selbst ist in seiner Karriere über 6,03 Meter geflogen, das ist bisher noch keinem DLV-Athleten gelungen. In Stellenbosch hat er die Athleten getroffen, die in den kommenden Jahren diese und andere magische Marken in Angriff nehmen werden.

<link news:38139>Ein Tag mit... dem DLV-TopTeam in Südafrika (I)

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024