Ein Zimmer, zwei Finalplätze
Die DLV-Kugelstoßer Ralf Bartels und David Storl teilen sich bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Doha (Katar) ein Zimmer im Mannschaftshotel. Gemeinsam sind sie ins Finale eingezogen, wo sie am Samstag auf Titelverteidiger Christian Cantwell (USA) und Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen) treffen. Nach seiner Bestweite in der Qualifikation (20,91 m) ist zumindest der WM-Dritte Ralf Bartels ein Medaillenkandidat.
Auf dem Weg ins Kugelstoß-Finale der Hallen-Weltmeisterschaften in Doha hat sich Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) aus dem Hotelzimmer geschlichen. Aus Rücksicht auf seinen Zimmergenossen David Storl war der WM-Dritte von Berlin nach dem Aufstehen am frühen Freitagmorgen ganz leise. Er musste um 7:15 Uhr deutscher Zeit zur Qualifikation antreten. „Ich habe noch geschlafen, als er aufgestanden ist, und habe nichts mitbekommen“, verriet der 19-Jährige vom LAC Erdgas Chemnitz, nachdem er mit 20,49 Metern zum ersten Mal in seiner Karriere ein Finale bei einem internationalen Höhepunkt der Erwachsenen erreicht hatte.Der U20-Weltmeister und -Weltrekordler konnte ein wenig länger im Bett bleiben als Ralf Bartels – seine Qualifikation begann in der zweiten Gruppe 70 Minuten später. Dennoch hatte er mehr Probleme als der WM-Dritte von Berlin, die geforderten 20,30 Meter zu übertreffen. Einem ungültigen Versuch ließ er 18,33 Meter folgen. Das weckte Erinnerungen an die Weltmeisterschaften von Berlin, wo er mit 19,19 Metern das Finale verpasst hatte.
David Storl voll konzentriert im dritten Versuch
Doch diesmal riss er sich zusammen. „Ich habe mich konzentriert und versucht, nicht daran zu denken, dass es ein großer Wettkampf ist“, meinte er, als es vollbracht war. Eine Qualifikation bei den Erwachsenen ist eben etwas ganz anderes als bei der Jugend. „Da hat für die geforderte Weite ja ein guter Standstoß gereicht“, erinnert sich David Storl.
Die Wettkämpfe mit der nur sechs Kilo schweren Kugel sind Vergangenheit – am Samstagnachmittag ab 16:20 Uhr muss er sich mit ganz anderen Kalibern messen als noch 2009, als er den Weltrekord mit der Jugendkugel auf 22,73 Meter steigerte. Er tritt in den Ring gegen Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen), gegen den Weltmeister und mit 21,95 Metern Jahresbesten Christian Cantwell (USA) und natürlich gegen den WM-Dritten Ralf Bartels, dem in der Qualifikation von Doha mit 20,91 Metern die größte Weite gelang.
Dennoch spricht der 32 Jahre alte Ralf Bartels immer noch nicht von einer Medaille, die er anpeilt. „Im Finale will ich meine Leistung bringen und dann schauen, wie weit nach vorne ich damit komme“, sagt er. Dass er ein Kandidat für Edelmetall ist, unterstrich er allerdings in der Qualifikation. Sein weitester Versuch war nicht perfekt, zu flach flog die Kugel. Mit besserer Technik sind noch größere Weiten drin.
Tipps vom Europameister
Mit denen dürfte es ihm diesmal auch noch gelingen, den fast 13 Jahre alten jüngeren David Storl in Schach zu halten. „Er ist für mich gleichzeitig Kumpel und Konkurrent“, sagt er über die große deutsche Nachwuchshoffnung. „Natürlich stichelt er mich, aber das habe ich mit den älteren ja auch gemacht, als ich jung war.“ Dennoch hat er für David Storl den einen oder anderen Tipp parat für einen so großen Wettkampf wie Hallen-Weltmeisterschaften.
Und in einem ist sich Ralf Bartels mit allen Experten einig: David Storl ist der nächste deutsche Kugelstoßer, der es auch bei den Männern mit der 7,25-Kilo-Kugel ganz weit nach vorne schaffen kann. „Mit ihm haben wir wieder einen, der über 21,50 Meter stoßen kann“, sagt der Europameister, „ich erwarte noch einiges von ihm und auch die Amerikaner und Russen werden ihn irgendwann fürchten.“ Aufmerksam geworden sein dürften die schon im Aspire Dome von Doha auf den 1,99-Meter-Mann aus Sachsen. Dafür dürfte er spätestens mit seiner für einen 19-Jährigen außergewöhnlichen Nervenstärke gesorgt haben, die ihn ins Finale führte.
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