Eine Diskuswerferin holt erstes US-Gold
Ausgerechnet eine Diskuswerferin war es, die am Montagabend die US-Leichtathletik bei den Olympischen Spielen in Peking (China) mit dem ersten Gold aus ihrer Sinnkrise holte. Die international bisher recht unbeschriebene Stephanie Brown Trafton packte bei ihrer zweiten Olympia-Teilnahme ihre Chance im Ring am Schopf und sicherte sich bereits mit 64,74 Metern aus dem ersten Durchgang Platz eins.
In Abstinenz der nach gesundheitlichen Problemen nicht einsatzbereiten deutschen Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) und der unter Manipulationsverdacht stehenden Europameisterin Darya Pishchalnikova (Russland) bekam man bereits mit einer Weite von etwas über 62,50 Meter eine Olympiamedaille. Es war in dieser Disziplin so insgesamt das schwächste Niveau bei den Spielen seit vierzig Jahren.Stephanie Brown Trafton ist die zweite Diskus-Olympiasiegerin für die USA der Geschichte nach Lillian Copeland (1932). „Jetzt fühle ich mich großartig. Ich kann es gar nicht fassen, dass ich jetzt hier das erste Gold für die USA gewonnen habe“, sagte die 29-Jährige, die 1,93 Meter groß ist und 100 Kilogramm auf die Waage bringt. „Ich war sehr froh über meinen ersten Wurf. Danach konnte ich den weiteren Wettbewerb ruhig angehen.“
47-Jährige auf Platz sechs
Silber holte sich die Kubanerin Yarelis Barrios (63,64 m), die als Fünfte der Weltjahresbestenliste bereits als Geheimtipp gehandelt worden war. Überraschender kam der dritte Platz für die Ukrainerin Olena Antonova (62,59 m). Im Jahresvergleich lag die 36-Jährige lediglich auf Rang 30, im Nationalstadion spielte sie aber ihre Routine aus.
Mittendrin im insgesamt sehr erfahrenen Feld war die älteste Leichtathletik-Starterin bei diesen Spielen. Die 47-jährige Ellina Zvereva (Weißrussland), die vor acht Jahren in Sydney (Australien) Olympiasiegerin geworden war, kam mit 60,82 Metern noch einmal auf Rang sechs.
Franka Dietzsch: "Kein berauschendes Ergebnis"
Franka Dietzsch verfolgte die Entscheidung aus der Ferne. "65 Meter hätte ich jetzt nicht werfen können. Das steht nach meiner Vorgeschichte eindeutig fest. Und das muss man in diesem Stadion erst mal schaffen. Aber es ist natürlich kein berauschendes Ergebnis", meinte Franka Dietzsch aus ihrem dreiwöchigen Kuraufenthalt in Altenberg/Erzgebirge zum Sport-Informationsdienst. Die dreimalige Weltmeisterin, die sich noch nicht zum WM-Start 2009 in Berlin entschlossen hat, meinte weiter: "Von der Siegerin habe ich übrigens noch nie gehört. Aber ich werde sie schon noch kennenlernen."
Monatelang hatte Franka Dietzsch nach Bluthochdruck und Fußverletzung um ihre Form gerungen, dann sagte sie zwei Wochen vor dem Olympia-Auftakt ab. Bis zuletzt versuchten Thomas Bach als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Jürgen Mallow als Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), sie doch noch zur Teilnahme zu überreden.
Grund für die Bemühungen: Es hatte sich abgezeichnet, dass für die Medaillen geringe Weiten reichen würden. Dies galt erst recht nach der Doping-Affäre um Europameisterin Darya Pishchalnikova sowie dem Scheitern ihrer russischen Teamkameradin Natalja Sadova. Die Olympiasiegerin von 2004 war nach Absitzen ihrer Dopingsperre in Peking bereits in der Qualifikation auf der Strecke geblieben.
mit Material von Sport-Informations-Dienst
Alles rund um die Olympische Leichtathletik:
News | Ergebnisse | DLV-Team | Zeitplan | Tippspiel | Podcast